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Wo arbeitet die Schweiz nach der COVID-19-Pandemie?

Durch das ungeplante und meist erfolgreiche Experiment während der Corona-Pandemie ist der Wunsch der Erwerbstätigen gross, auch zukünftig aus dem Home-Office zu arbeiten. Wie sollten Unternehmen damit umgehen?

Durch die Corona-Pandemie haben wir mehr über Viren, Masken und Reproduktionszahlen gelernt als je zuvor. Dasselbe gilt in der Geschäftswelt für Themen wie das Home-Office und die Videokonferenzen, die an die Stelle physischer Meetings getreten sind. Während vor der Pandemie viele Erwerbstätige mit dem Arbeiten von zuhause und digitalen Meetings relativ unerfahren waren, fand sich im März 2020 ein grosser Teil von ihnen quasi von einem Tag auf den nächsten in dieser neuen Arbeitssituation wieder.

Home-Office ist gekommen, um zu bleiben

Dass die Corona-Pandemie den Trend zum Home-Office verstärkt hat, haben wir bereits im Frühling 2020 aufgezeigt. In den Vorjahren stieg der Anteil der Personen, die mindestens einen halben Tag pro Woche im Home-Office arbeiteten, jährlich um circa ein Prozentpunkt – von 18 Prozent im Jahr 2013 auf 24 Prozent im Jahr 2018. Mit dem Ausbruch der Pandemie verdoppelte sich diese Zahl auf etwa die Hälfte der Befragten. Vor dem Hintergrund des sichtbaren Lichts am Ende des Coronatunnels stellt sich die Frage, wie es nach der Pandemie mit der Arbeit von zuhause weitergeht.

Eine aktuelle repräsentative Onlineumfrage von Deloitte Schweiz unter 2’000 hierzulande wohnhaften Personen zwischen 16 und 64 Jahren gibt Aufschluss darüber, in welche Richtung die Entwicklung ginge, wenn die Befragten die freie Wahl hätten. Die relative Mehrheit (37%) derjenigen, deren Beruf sich prinzipiell von zu Hause aus ausüben lässt, möchte zukünftig mindestens die Hälfte der eigenen Arbeitszeit im Home-Office verbringen. Bemerkenswerterweise wünscht sich jede vierte Person (26%) für die Zukunft, vollständig daheim zu arbeiten. Zurück zu dem, was für viele Erwerbstätigen vor der Pandemie Normalität war – nämlich die gesamte Arbeitszeit im Büro zu verbringen – möchte nur circa ein Achtel (12%). Kurz gesagt: Das Home-Office ist gekommen, um zu bleiben.

Wie würden Sie gerne in Zukunft arbeiten, wenn Sie die Wahl hätten?

Gefühlte Produktivität und Wunsch nach Home-Office hängen zusammen

Für die Beliebtheit dieser Arbeitsweise gibt es viele Gründe: die Zeitersparnis durch den wegfallenden Arbeitsweg, mehr Flexibilität im eigenen Terminplan und den Komfort der eigenen vier Wände. Die Zahlen aus unserer Umfrage zeigen ebenfalls, dass sich knapp die Hälfte (47%) der Erwerbstätigen im Home-Office produktiver als im Büro fühlt. Umgekehrt schätzt nur etwa jede sechste Person (16%) die eigene Produktivität in den Räumlichkeiten des Arbeitgebers höher als zuhause ein. Zwischen der Selbsteinschätzung der Produktivität und dem Wunsch nach Home-Office besteht gemäss den Zahlen ein direkter Zusammenhang: je produktiver sich die Befragten bei der Arbeit von daheim im Gegensatz zum Büro beurteilen, desto mehr Arbeitszeit würden sie gerne zukünftig am eigenen Wohnort verbringen. In diesem Kontext sei angemerkt, dass die abgefragten Selbsteinschätzungen eventuell gewissen Verzerrungen unterliegen und daher die Realität nur bedingt abbilden.

Was glauben Sie, wie produktiv sind Sie aktuell im Home Office?

Allerdings hat die Arbeitssituation zuhause auch ihre Schattenseiten. So gibt fast die Hälfte (44%) der Befragten an, dass der fehlende persönliche Austausch bei der Arbeit eine der grössten Herausforderungen im Home-Office darstellt. Während die Kollegen fehlen, können Partner, Kinder und andere Mitbewohner in manchen Konstellationen schnell zu viel werden: 28 Prozent der Befragten klagen über zu häufige Ablenkungen. Neben der menschlichen Komponente spielen andere Hindernisse wie beispielsweise eine fehlende Ausstattung (22%) oder Platzmangel (20%) ebenfalls eine Rolle. Insgesamt beurteilen die Befragten die Relevanz der einzelnen Herausforderungen im Home-Office recht ähnlich wie bei der gleichen Befragung vor einem Jahr.

Balance finden, Arbeitsmodelle flexibilisieren und Zusammenhalt schaffen

Aus diesen Erkenntnissen empfehlen sich folgende Schlussfolgerungen für Unternehmen. Erstens gilt es zukünftig die richtige Balance zwischen Home-Office und Büroarbeit zu ermöglichen. Das Arbeiten von zuhause aus nicht gerne zu sehen oder gar abzulehnen, wie es circa ein Viertel (26%) der Arbeitgeber aus Sicht der Arbeitnehmer vor der aktuellen Home-Office-Pflicht getan hat, ist nicht (mehr) zukunftsfähig. Zudem wird bei der anstehenden Rückkehr ins Büro das optimale Verhältnis zwischen Arbeit zuhause und beim Arbeitgeber nicht von vornherein klar sein. Daher sollten Unternehmen die kommenden Monate als Übergangsphase verstehen, um zu experimentieren, wo sich das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Arbeitsorten dauerhaft einpendelt. In dieser Übergangsphase kann es durchaus sein, dass sich die Bedürfnisse der Angestellten nach persönlichem Kontakt und Austausch mit den Arbeitskollegen einerseits sowie nach Sicherheit und Schutz vor dem Virus andererseits über die Zeit in einem Hin und Her verändern werden.

Zweitens können Unternehmen die Kombination aus Home-Office und Büroarbeit nutzen, um neue Arbeitsmodelle zu entwickeln und Anstellungen für bestimmte Gesellschaftsgruppen zugänglicher zu gestalten. Zum Beispiel würde ein flexibles Modell, das beide Arbeitsorte berücksichtigt, es Müttern und Vätern vereinfachen, Arbeit und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Auch andere Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Erwerbstätige mit Mobilitätseinschränkung könnten von mehr Arbeitszeit im Home-Office profitieren. Eine solche Flexibilisierung wäre den aktuellen Anstrengungen von Unternehmen in puncto Inklusion zuträglich und würde den verfügbaren Pool an potentiellen Beschäftigten für Betriebe vergrössern. So profitierten sowohl die Erwerbstätigen durch die Möglichkeit, sich mehr produktiv einbringen zu können – ohne unbedingt im Büro anwesend sein zu müssen – als auch Unternehmen, da ein grösseres Angebot auf dem Arbeitsmarkt einem Fachkräftemangel entgegenwirken würde.

Drittens sollten Unternehmen ihre Angestellten nicht über die Präsenz oder den Arbeitsort steuern, sondern über eine gemeinsame Mission, eine offene Kultur und eine klare Ausrichtung. Die Mitarbeitenden brauchen einen Zusammenhalt, der sie stets daran erinnert, was das übergeordnete Ziel der Organisation und ihrer Arbeit ist. Egal ob sie am Hauptsitz ein Meeting haben, zuhause am Küchentisch an einem Call teilnehmen oder im Ferienhaus über einem Konzept brüten. In der Tat zeigt unsere Umfrage auch, dass knapp die Hälfte (46%) der Befragten nicht nur den eigenen Wohnsitz als Home-Office nutzt, sondern auch zum Beispiel in Ferienwohnungen, bei Freunden, Familie oder in einem Co-Working-Space arbeitet – allen voran die jüngeren Mitarbeitenden. Deshalb greift der Begriff des Home-Offices genau genommen zu kurz und beschreibt «distributed work» das vorliegende Phänomen besser. Je verteilter die Arbeit stattfindet, desto wichtiger werden verbindende Elemente, die Zusammenhalt schaffen.

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