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Nachgefragt

Was wurde aus unseren Hidden-Movers-Gewinnern?

In einer Reihe von Interviews möchten wir Ihnen unsere ehemaligen Hidden-Movers-Gewinner vorstellen. Wie ging es für die Projekte weiter nach dem Gewinn? Wo stehen sie heute?

Coole Geschichten - Gewinner 2013

Männliche Jugendliche im Alter von 13 bis 15 arbeiten als Vorleser in Kindergärten und können dabei ihre eigenen Sprachkompetenzen erweitern.

Frau Köhl, wie hat sich das Projekt bis heute entwickelt?

Das Projekt „Coole Geschichten“ gibt es seit 2006. Seitdem sind über 70 Schüler als Vorleser aktiv gewesen. Nachdem wir 2013 den Hidden Movers Award gewonnen haben, konnten wir das Angebot weiter ausbauen und einen zweiten Trainer ausbilden. Nach wie vor können wir pro Jahr die Ausbildung einer Vorlesergruppe an der Maria Montessori Gesamtschule in Aachen durchführen. Regelmäßig nehmen sechs bis acht Schüler daran teil. Eine Hauptschule aus der Städteregion hatte 2015 zum ersten Mal ihr Interesse angemeldet und eine kleine Gruppe von fünf Schülern zur Teilnahme gewinnen können. Allen Schülern, die sich nach Ausbildung in einer Kita engagieren, zahlt der Verein eine durch Spenden finanzierte Aufwandsentschädigung in Höhe von vier Euro pro „Einsatz“. Drei Teilzeitkräfte koordinieren - neben anderen Aufgaben - momentan die gesamte Projektarbeit.

Wie schaut es aktuell aus?

Wir haben das Projekt auch auf junge Flüchtlinge ausgeweitet. Sie können durch das Programm nicht nur ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern, sondern lernen auch viel über die deutsche Kultur. Es gibt viele Redewendungen in Kinderbüchern, die nicht gleich verständlich sind. Wenn sie Kindern vorlesen möchten, müssen sie sich aber damit auseinandersetzen. Die Sprachvoraussetzungen und -melodien der Flüchtlinge sind ganz andere, daher ist das Sprachtraining intensiver als bei anderen Schülern.

Wie wurde der Kontakt zu den Flüchtlingen hergestellt?

Ich habe ein Interview von einem unbegleiteten Flüchtling im Radio gehört und war berührt von seiner Geschichte und wie er sie erzählt hat. Von da an habe ich versucht, ihn ausfindig zu machen und für unser Projekt zu gewinnen. Beim ersten Treffen war er zwar noch etwas nervös und unsicher, mittlerweile ist er aber von dem Projekt begeistert und sehr engagiert. Für ihn ist dieses Projekt ein Türöffner, vor allem weil er später Erzieher werden möchte. Einmal hat er etwas gesagt, was mich ungemein gefreut hat: „Ich habe mehr gelernt, als ihr euch überhaupt vorstellen könnt.“ Zwei weitere Flüchtlinge möchten das Projekt aktiv unterstützen und stehen jetzt kurz vor ihrem ersten Praxiseinsatz.

Was ist eigentlich aus Daria geworden, der 2013 eine Weiterbildung zum Vorlesetrainer gemacht hat und bei der Preisverleihung damals dabei war?

Daria hat ein „START-Stipendium“ der Start-Stiftung bekommen und damit eine finanzielle und ideelle Förderung erhalten. Jetzt ist er Alumni und unterstützt uns neben seinem Studium weiterhin bei der Multiplikatoren- und Vorlesersuche. 

Was ist für die Zukunft geplant?

Ab 2017 möchten wir das Projekt auf zwei weitere Hauptschulen in der Umgebung ausbauen. Daher sind wir immer auf der Suche nach neuen Förderungen und sind für jede Unterstützung, hilfreiche Tipps und weitere Anregungen dankbar.

Einblick in das Projekt "Coole Geschichten" gibt's auch im Gewinnerfilm.

Laborführerschein - Gewinner 2013

Schüler haben die Möglichkeit, an dem Programm der ExperimentierKüche teilzunehmen. Dort erhalten sie Einblicke in chemienahe und technische Ausbildungsberufe und mit erfolgreichem Abschluss ein von der IHK anerkanntes Zertifikat. Frau Dr. Niehaus vom Deutschen Museum Bonn berichtet, wie sich das Projekt von der Pilotphase bis heute entwickelt hat.

Sie haben 2013 mit dem „Laborführerschein ExperimentierKüche“ den Hidden Movers Award gewonnen. Wie ist das Projekt entstanden?

Wir wollten Hauptschülern eine Berufsorientierung für technische Berufe bieten. Mit dem Projekt „Laborführerschein“ sind wir 2009 in die Pilotphase gestartet und haben es seitdem ständig verfeinert und angepasst. Das Deutsche Museum Bonn gibt es seit über 20 Jahren und wir pflegen einen engen Kontakt zu den Schulen in der Umgebung. Es bestehen Verträge mit der Bezirksregierung Köln, mit vier Schulen haben wir eine Partnerschaft. Das Interesse der Schüler ist enorm. Pro Jahr können 64 Schüler den Kurs absolvieren, es bewerben sich jedoch weitaus mehr. Bis heute haben über 500 Schüler den 40-stündigen Kurs teilweise sogar in ihrer Freizeit absolviert.

Wie können wir uns den Projektalltag vorstellen?

Der Lehrer wählt die Schüler aus, die an dem Kurs teilnehmen. Neben dem Kursleiter ist er während des Projektes immer mit vor Ort. Das Projekt findet nicht nur im Labor statt, sondern soll den Schülern auch einen möglichst praxisnahen Bezug zu den Berufen liefern. Daher haben wir einige Kooperationen mit öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen, u.a. zu einem Krankenhaus in der Bonner Umgebung und einer Medienfirma. Dort treten die Schüler mit Auszubildenden in Kontakt und müssen praktische Aufgaben bewältigen. Neben dem Fachwissen geht es aber auch um Persönlichkeitsbildung, das heißt, dass die Schüler sich vor allem selbst kennen lernen sollen.

Was sind die Herausforderungen?

Das gesamte Projekt ist sehr betreuungsintensiv und der sozialpädagogische Bedarf ist hoch. Das Interesse an dem Programm ist groß, jedoch fehlen uns die finanziellen und personellen Mittel für mehr Kurse. Des Weiteren kommt es leider immer mal wieder vor, dass Schüler den Kurs nicht erfolgreich abschließen. Das passiert, wenn sie unser Angebot nicht ernst nehmen, zu viele Fehlstunden angehäuft haben oder wir kein positives Entwicklungspotenzial beobachten konnten.

Wie hat sich das Projekt seit 2013 entwickelt? 

Die Schüler, die am Ende des Kurses das Zertifikat von der IHK erhalten haben, können als Schülerassistenten an Sonntagen im Schülerlabor arbeiten, wenn das Labor für alle öffentlich zugänglich ist. Dort können sie anderen Kindern beibringen, was sie zuvor gelernt haben. Wir organisieren auch immer wieder Familienfeste, an denen die Schüler ihre Projekte präsentieren können. Zudem haben wir die Verleihung des Zertifikats etwas „professionalisiert“: Die Schüler moderieren und führen durch die Veranstaltung. Es ist schön zu sehen, wie die Schüler Ehrgeiz entwickeln und auf das stolz sind, was sie geschafft haben. Deswegen ist mir die Preisverleihung 2013 in Berlin noch in guter Erinnerung geblieben: Die Aufmerksamkeit galt weniger den Projektverantwortlichen, sondern vor allem den glücklichen Schülern. Für sie war es ein ganz besonderes Erlebnis, in einem festlichen Rahmen geehrt zu werden. 

Momentan befinden wir uns in der Planungsphase für einen MINT-Führerschein. Der Laborführerschein ist ein sehr erfolgreiches Projekt und kann bei den Schülern enorm viel bewirken, deshalb möchten wir unser Angebot auf weitere MINT-Berufe ausweiten.

Erfahren Sie mehr auf der Internetseite des Deutschen Museums in Bonn oder im Hidden-Movers-Gewinnerfilm.

Kultur-Netzwerker - Gewinner 2014

Frau Wiesheu, Sie haben 2012 zusammen mit Anna von Kölln und Julia Kirn das Projekt „Kultur-Netzwerker“ ins Leben gerufen. Wer oder was sind „Kultur-Netzwerker“?

"Kultur-Netzwerker" ist ein soziales Projekt zur Kultur-Vermittlung im Münchener Raum. Ziel ist es Barrieren in den Bereichen Kunst, Musik und Theater abzubauen. Begonnen hat alles vor drei Jahren. Wir drei waren nach der Uni regelmäßig auf kulturellen Veranstaltungen: Julia in der Oper und Philharmonie, Anna im Theater und ich selbst auf Kunstausstellungen und Vernissagen. Uns ist aufgefallen, dass sich dort zu 80 Prozent Personen „aus den eigenen Reihen“ getroffen haben. Wir wollten eine buntgemischte, heterogene Gruppe und vor allem auch Jugendliche erreichen, die nicht den klassischen bildungsbürgerlichen Hintergrund haben. Also haben wir das Konzept der "Kultur-Netzwerker" entwickelt, das seit 2013 ein gemeinnütziger Verein ist. Konkret läuft es so ab: Auf unserer Facebook-Seite posten wir jede Woche Events aus dem Münchener Kulturprogramm. Für jede Veranstaltung stellen wir zwei bis vier reduzierte Karten zur Verfügung und einen oder zwei Ansprechpartner, sogenannte Scouts. Über die Kommentarfunktion kann sich jeder ganz einfach anmelden. Wir stellen dann den Kontakt zwischen Scout und den sog. „Newcomern“ her und dann geht’s auch schon los auf die Veranstaltung. 

Wie sieht das Feedback der "Kultur-Nnetzwerker" aus und wer nimmt an den Veranstaltungen teil?

Wir bekommen durchweg positives Feedback. Alle Teilnehmer im Programm sind begeistert. Was ich persönlich schön finde, ist, dass wir eine zusammengewürfelte Gruppe sind, bei der jeder dabei sein kann. Zu Beginn waren es hauptsächlich Studierende und Personen aus unserem eigenen Umfeld. Heute gehören neben vielen anderen auch Hauptschüler, Anwälte, Zimmerer und Bankfachangestellte zu den "Kultur-Netzwerkern". 

Gibt es schon Pläne für die Zukunft? 

Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, den Blog auf unserer Internetseite auszubauen. Hier sollen alle zu Wort kommen, die ein Teil der "Kultur-Netzwerker" sind: Scouts, Newcomer und unsere Kooperationspartner (z.B. bei Theater, Oper). Wir möchten es offen gestalten, andere Münchner Blogs verlinken und möglichst vielen kulturell Interessierten eine Plattform bieten. Außerdem sind wir gerade dabei unser Team zu vergrößern. Eine Wunschüberlegung ist es nach wie vor, die "Kultur-Netzwerker" auch in anderen Städten zu etablieren. Berlin und Düsseldorf wären eventuell Optionen, da Anna und Julia bereits vor Ort sind. 

Was sind Ihre Herausforderungen?

Wir haben es schon zwei, dreimal erlebt, dass einige Newcomer sich immer wieder für Veranstaltungen anmeldet haben. Wir mussten sie dann etwas bremsen, damit auch andere eine Chance bekommen. Denn bei uns gilt normalerweise das „first-come, first-serve“-Prinzip. Außerdem wollen wir mehr Newcomer für Kunstveranstaltungen interessieren. Diese kosten meistens keinen Eintritt, weshalb wir nicht mit vergünstigten Karten locken können, sondern mit der Veranstaltung selbst überzeugen müssen. Eine echte Herausforderung ist es auch, die richtige Balance zwischen Scout und Newcomer zu schaffen. Die Anfrage nach unseren Veranstaltungen ist sehr hoch, daher sind wir auf der Suche nach mehr Scouts. Also jeder, der Lust hat und ein „Kultur-Netzwerker“ werden will, kann uns einfach eine E-Mail schreiben. Genauso freuen wir uns immer über neue Kooperationspartner, sehr gerne nehmen wir auch kleinere Institutionen wie Kunst-Offspaces, alternative Lesebühnen oder Theater mit auf unsere Facebookseite auf.

VeddelERleben - Gewinner 2014

Herr Hensen, können Sie kurz das Projekt „VeddelERleben“ beschreiben?

Begonnen hat alles mit einer Sporthalle, die sich im Besitz der Hamburger Wohnungsbaugesellschaft SAGA GWG befindet. 2010 wurde ein neuer Betreiber gesucht, aber alle angefragten Institutionen wollten nicht. Mir war es sehr wichtig, dass diese Halle nicht verloren geht und dem Stadtteil weiterhin kostengünstig zu Verfügung steht. Und da habe ich gesagt: „Dann mache ich das eben mit Schülern.“ Fündig geworden bin ich im benachbarten Stadtteil Wilhelmsburg. Der Schulleiter der Gesamtschule Wilhelmsburg war gleich von Anfang an begeistert. Begonnen haben wir mit ca. 20 Schülern aus der 8. Jahrgangsstufe. Heute sind es über 40 Schüler aus den Klassen 8-10. Die Schüler teilen die verschiedenen Aufgabenbereiche unter sich auf und jeder von ihnen übernimmt eine bestimmte Funktion. Sie setzen neue Nutzerverträge auf, sie führen die Gespräche mit den Kunden und verhandeln selbst. Sie übergeben die Schlüssel, erhalten dafür eine Kaution vom Nutzer und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Die Schülerfirma erwirtschaftet jährlich ca. 9.000 Euro, davon ist eine Nutzungsgebühr in Höhe von 5.000 Euro an die Wohnungsbaugesellschaft zu entrichten. Der Gewinn wird aufgeteilt und geht zu gleichen Teilen an die SAGA GWG und an „VeddelERlbeben“. Von den Einnahmen werden Anschaffungen für die Firma getätigt: Laptops und Büromaterialien, aber auch verschiedene Kurse für die Schüler zu Kommunikationstechniken, Entscheidungs- und Gesprächsförderung werden davon finanziert. Darüber hinaus gibt es einen Koordinator von Get the Kick e.V., Ulrich Koch, der als Bindeglied zwischen Schülern, Lehrern und Nutzern agiert, so dass auch während der Ferien immer ein Ansprechpartner da ist. 

Sie haben 2014 den HMA gewonnen. Wie ist das Projekt bisher gelaufen? Was sind die Herausforderungen?

Es gibt ungefähr 40 bis 50 Schülerfirmen in Hamburg. Eine Schülerfirma als Dienstleister – so wie „VeddelERleben“ – ist ziemlich einzigartig. Die Schüler sind immer wieder auf Messen vertreten und kommunizieren ihre unternehmerischen Aktivitäten nach außen. Das kommt auch bei anderen Schulen gut an. Schulleiter, die vielleicht früher ein solches Projekt in ihrer Schule abgelehnt haben oder dem Ganzen eher skeptisch gegenüberstanden, haben eingesehen, wie sinnvoll die Gründung einer Schülerfirma sein kann. Denn das aktive unternehmerische Engagement der Schüler bereitet sie auf ihr Berufsleben vor, verbessert ihre soziale Kompetenz und vermittelt ihnen wirtschaftliche Grundlagen. 

Die Herausforderung besteht darin, neue Highlights zu setzen und den Schülern Möglichkeiten zu bieten, aus der Routine herauszukommen und das Alltagsgeschäft zu bereichern. Seit einem halben Jahr gibt es eine neue Abteilung bei „VeddelERleben“: es wird ein Frage- und Antwortenkatalog zu den Grundlagen des wirtschaftlichen Handelns entworfen. Dieses „Finanzdiplom“ wird speziell für Schüler der 9. Jahrgangstufe entwickelt, die in Form eines Spiels oder einer App alle Fragen beantworten können und nach erfolgreicher Absolvierung ihr Finanzdiplom erhalten. Sie lernen mit Geld umzugehen und befassen sich mit Themen, die sie auch unmittelbar betreffen – wie etwa Handyverträge, Schulden, Kredite und Zinsen. Partner des Projekts ist die Barclaycard in Hamburg.

Wie sieht das Projekt perspektivisch aus? Was ist für die Zukunft geplant?

Im April 2014 wurde der Vertrag mit der Wohnungsbaugesellschaft um fünf Jahre verlängert. Im Sommer 2016 ist für das Schuljahr 16/17 eine neue achte Klasse geplant, die sich in der Schülerfirma engagieren kann. Zudem hat die RWE-Stiftung, die das Projekt von 2011 bis 2013 gefördert und den Koordinator des Projekts mitfinanziert hat, alle Schüler von „VeddelEReben“ zu einer Veranstaltung nach Essen eingeladen. Hier hatten die Schüler die Möglichkeit, ihr Unternehmen auf einer Bühne in einem festlichen Rahmen zu präsentieren. Für nächstes Jahr ist ein Sommerfest geplant, mit dem wir den Schülern auch in Zukunft die Möglichkeit geben möchten, an ihren Präsentationstechniken zu feilen und öffentliches Auftreten zu üben. Für das erste Halbjahr des Schuljahrs 16/17 ist ein Imagefilm der Schülerfirma geplant, den die Schüler selbst drehen und umsetzen werden. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Gesellschaft und Bildung, die „VeddelERleben“ im April 2015 mit dem Primus Preis ausgezeichnet hat.

Eltern vor Ort - Gewinner 2012

Das Projekt „Eltern vor Ort“ gewann 2012 den Hidden Movers Award in der Sonderkategorie "Sprachförderung" der Kutscheit Stiftung. Bei diesem Projekt wurden Eltern mit Migrationshintergrund zu sogenannten „Elternmoderatoren“ ausgebildet. Eltern spielen eine wesentliche Rolle bei der Berufsfindung ihrer Kinder. Viele Eltern verfügen über wenig Erfahrung und Informationen das deutsche Schulsystem betreffend und können ihren Kindern somit nicht helfend zur Seite stehen, wenn es um den Übergang von der Schule in den Beruf geht. 

Herr Dr. Medvedev, das Projekt „Eltern vor Ort“ wurde vom Europäischen Sozialfond für Deutschland (ESF) gefördert. Diese Förderung läuft allerdings nur zwei bis drei Jahre – was ist nach Beendigung des Projektes passiert?

Der Wunsch der beteiligten Akteure nach dem Fortbestand der Projektidee war enorm, als die Förderung von „Eltern vor Ort“ im Frühjahr 2014 auslief. Denn das Projekt war, trotz anfänglicher Herausforderungen, ein voller Erfolg: Insgesamt wurden innerhalb von drei Jahren 473 Eltern beraten und weitere 44 Eltern zu Moderatoren ausgebildet. Dieser Erfolg und das umfassende Knowhow, das im Rahmen von „Eltern vor Ort“ entstanden war, sollten nicht versanden. Die Schulen konnten das Projekt aufgrund des organisatorischen Aufwands nicht alleine stemmen, daher haben wir uns für die Initiierung eines Nachfolgeprojekts entschieden, bei dem wir Altes mit Neuem verbunden haben. Dabei ist aus „Eltern vor Ort“ „Schulmentoren“ geworden. 

Worin bestehen die Unterschiede zu „Eltern vor Ort“? 

„Schulmentoren“ ist ebenfalls durch den ESF und die Stadt Hamburg finanziert und wird bis Herbst 2017 laufen. Anders als bei „Eltern vor Ort“, befindet sich das Projekt jetzt aber in doppelter Trägerschaft der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und der KWB - Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V. Das ist ein wichtiger Schritt für das Projekt gewesen: mit der Schulbehörde als Träger konnte „Schulmentoren“ insgesamt schneller umgesetzt werden, da die Akzeptanz bei den Schulen gleich viel größer war. Extra Überzeugungsarbeit musste von uns nicht geleistet werden. Mittlerweile zählen wir schon 27 Projektschulen. 

Weiterhin werden Qualifizierungskurse für Eltern angeboten, aber auch Schüler aller Jahrgangsstufen und Schultypen können Schulmentoren werden und andere Schüler bei ihrem Einstieg oder Übergang in die neue Schule und im Schulalltag unterstützen. Schulmentoren aus den Regelklassen bspw. bieten Geflüchteten in den internationalen Vorbereitungsklassen Deutschkurse an und erklären ihnen, wie die Schule in Deutschland funktioniert. 

Welche Herausforderungen gibt es?

Bei der Arbeit mit Geflüchteten ist es wichtig, dass die Schüler, die sich als Mentoren engagieren, nicht überfordert werden und von uns Unterstützung erhalten. Denn auch die Schulen hatten bisher wenig Erfahrung mit Geflüchteten. Neben Schülern und Eltern können sich auch Ehrenamtliche, z.B. ehemalige Schüler, Studenten, Professoren und pensionierte Lehrer als Schulmentoren engagieren. 

Wenn wir von Herausforderungen sprechen, dann sind diese meistens personeller Natur. Bei unseren 27 Schulen können wir sehr genau beobachten und vergleichen, wie sie sich mit unseren Angeboten entwickeln und welche Schüsselelemente entscheidend für Erfolg und Misserfolg des Projekts sind: 1) Wie steht die Schulleitung zu dem Projekt? 2) Von wem und wie wird die Projektumsetzung koordiniert? Und 3) Wer übernimmt die operative Verantwortung in der Schule? 

Wie würden Sie das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt bewerten?

Da ich selbst nicht immer vor Ort bin, habe ich zu den Schülern und Lehrern keinen täglichen Kontakt. Aber durch mein Team und Dritte erfahre ich immer wieder, mit wie viel Begeisterung und Enthusiasmus die Schüler von den Kursen und Angeboten berichten. Aber auch bei diesem Projekt stellt sich die Frage, wie es nach 2017 weitergeht. Den Schulmentoren, den Schulen und uns ist es ein großes Anliegen, dass das Knowhow nicht verloren geht und in Zukunft genutzt und verbreitet werden kann. Ziel ist es bis 2017 insgesamt 360 qualifizierte Schülermentoren auszubilden, bisher sind es bereits 232.

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