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European Chemicals Pulse Check 2023

Aktuelle Lage der europäischen Chemieindustrie: Herausforderungen, Trends und Marktchancen

Die europäische Chemieindustrie blickt weiterhin einer ungewissen Zukunft entgegen. Im aktuellen European Chemicals Pulse Check 2023 haben wir untersucht, wie Führungskräfte aus Chemieunternehmen und Industrieverbänden die geopolitischen Veränderungen und Auswirkungen der laufenden Nachhaltigkeitstransformation wahrnehmen und einschätzen. Die im April 2023 durchgeführte Umfrage zeigt verschiedene Perspektiven und Herausforderungen, aber auch Chancen für die europäische Chemieindustrie auf. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen Geopolitik, Regulierung und ESG-Transformation.

Die EU-Vorschriften zum Green Deal drohen der Exportfähigkeit zu schaden – aber sie können auch Innovationen anregen

63 Prozent der Befragten bewerten das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) und den CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU (CBAM, Carbon Border Adjustment Mechanism) als eine Bedrohung für die Exportwettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieindustrie. Aber zugleich sehen 70 Prozent der Studienteilnehmer in ETS und CBAM eine Chance, Investitionen in kohlenstoffreduzierende Maßnahmen zu beschleunigen und neue Geschäftsmodelle in Europa zu etablieren.

Verlagerung von energieintensiven Wertschöpfungsstufen weg von Europa ist ein reales Risiko

Die Kombination aus strukturell höheren Energiepreisen in Europa in Verbindung mit dem Bestreben der EU, die Industrie zur CO2-Neutralität zu drängen, und anderen Initiativen wird zu einer Abwanderung energieintensiver Produktionen aus Europa führen.
                 (Anonyme Führungskraft aus der Chemieindustrie)

 

81 Prozent der befragten Führungskräfte rechnen damit, dass Investitionen in energieintensive chemische Wertschöpfungsstufen aus Europa wegverlagert werden. Hauptgründe sind hohe Energiepreise, ESG-Anforderungen und/oder geopolitische Entwicklungen.

Darüber hinaus wird ein möglicher Nachfragerückgang für den Chemiesektor in Europa von 68 Prozent der Befragten als realistisch angesehen und könnte eine zusätzliche Bedrohung für die Chemiebranche in Europa darstellen.

71 Prozent erwägen eine Verlagerung von Investitionen in die USA, da sie nicht glauben, dass sich die Unterschiede bei den Energiekosten zwischen den beiden Wirtschaftsräumen innerhalb des jetzigen Investment-Zyklus verringern werden, wobei 87 Prozent der Führungskräfte aus den verschiedenen Bereichen der chemischen Industrie glauben, dass der erhebliche Energie-/Rohstoffkostenvorteil der USA im Vergleich zu Europa bis 2030 (mindestens) bestehen bleiben wird. In diesem Zusammenhang haben 58 Prozent der Befragten aufgrund von Programmen wie dem Inflation Reduction Act (IRA) bereits Investitionen in die USA verlagert.

Geopolitische Unsicherheiten wirken sich auf Investitionen aus

71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie digitale und physische Vermögenswerte in China aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten unabhängiger vom Rest ihres globalen Geschäfts verwalten werden.

Die aktuellen geopolitischen Auseinandersetzungen zwischen China und den USA tragen zu weiteren Unsicherheiten und regulatorischen Änderungen bei, z. B. durch neue Cyber- und Datenschutzgesetze, Datenvorschriften auf beiden Seiten des Disputs oder die Investitionspläne der chinesischen Regierung. Die Führungskräfte erwägen daher, digitale und physische Vermögenswerte in China unabhängiger und getrennter zu führen.

ESG-Transformation

Wir [die chemische Industrie] wollen die Lösung sein und nicht das Problem. Daher sehen wir ESG als eine Chance für zukünftige Geschäfte und haben das Thema auf unsere Transformationsagenda gesetzt. Allerdings beschleunigt der Anstieg der Energiekosten in Europa definitiv die Entscheidungen für neue Investitionen außerhalb Europas.
                 (Anonyme Führungskraft aus der Chemieindustrie)

 

58 Prozent der Befragten werden durch Unsicherheiten zur zukünftigen Regulierung davon abgehalten, Entscheidungen zu treffen oder Investitionen zur Umsetzung ihrer ESG-Roadmap zu tätigen.

Die Führungskräfte sehen die Chance, Geschäftsmodelle zu überdenken, sind aber vorsichtig, was die Auswirkungen von Vorschriften und Verfügbarkeit wettbewerbsfähiger grüner Energie auf die ESG-Transformation betrifft. Die meisten Befragten glauben an Wasserstoff als Energiequelle für die Industrie, sind aber insgesamt nicht zuversichtlich, dass es genügend Net-Zero Energie für alle Abnehmer in der EU geben wird. Und 56 Prozent glauben, dass ansteigende Energiekosten- und Wettbewerbsherausforderungen in Europa das Tempo der ESG-Umstellung eher verlangsamen werden.

Weiterhin sind die Befragten der Ansicht, dass die ESG-Umstellung in der chemischen Industrie hauptsächlich durch strengere Vorschriften und veränderte Verbraucherpräferenzen vorangetrieben wird.

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