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Wege aus der Komplexitätsfalle: Vereinfachung und Automatisierung von Sozialleistungen

Neues Gutachten von Deloitte für den Nationalen Normenkontrollrat identifiziert Komplexitätstreiber in der Sozialverwaltung und leitet Handlungsempfehlungen ab

Die deutsche Sozialverwaltung hat sich über viele Jahrzehnte hinweg zu einem komplexen System entwickelt, das selbst für Fachleute schwer zu verstehen ist. Diese Komplexität untergräbt die Wirksamkeit der Sozialleistungsverwaltung – zusätzlich wird die Situation durch den Mangel an organisatorischen Richtlinien und technischen Standards sowie den aufkommenden Fachkräftemangel verschärft. Am Beispiel der geplanten Kindergrundsicherung zeigen wir im Gutachten Wege in Richtung einer effizienten und effektiven Sozialleistungsverwaltung auf, die sich durch Bündelung, Pauschalierung und Automatisierung auszeichnet und wesentlich für die Handlungsfähigkeit des Staats ist.

Die Themen Kindergrundsicherung, Bürgergeld und weitere Sozialleistungen sind häufig Gegenstand politischer Debatten. Während die deutsche Sozialleistungsverwaltung zum Teil für ihre Verlässlichkeit gelobt wird, besteht zugleich vielfältige Kritik im Hinblick auf die Finanzierung, Administration und Wirksamkeit sozialer Leistungen. Oft wird auf die Komplexität der deutschen Sozialleistungslandschaft hingewiesen, die zu ineffizienten und ineffektiven Verfahren führe. In vielen Fällen würden Leistungen nicht bei den Menschen ankommen, die sie tatsächlich benötigen. Auch wird kritisiert, dass die Potenziale der digitalen Transformation ungenutzt blieben. So seien zu viele Verfahren analog und Prozesse nicht abgestimmt.

Laden Sie hier das Gutachten von Deloitte für den Nationalen Normenkontrollrat herunter

An diesem Spannungsverhältnis setzt das vom Nationalen Normenkontrollrat in Auftrag gegebene Gutachten an und liefert einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Vereinfachung von Sozialleistungen. Das Gutachten beantwortet vier grundlegende Fragen und liefert Wege, die aus der Komplexität herausführen können.

1. Wie ist es um die deutsche Sozialverwaltung bestellt?
Dieser Frage wird mithilfe eines Modells nachgegangen, das im Gutachten als „Haus der sozialen Hilfe und Förderung“ bezeichnet wird. Mithilfe dieses Konzeptes werden regulatorische, organisatorische und technische Komplexitätstreiber in der deutschen Sozialleistungsverwaltung identifiziert. 

2. Wie können die Komplexität reduziert und die Leistungsgewährung einfacher, effizienter und effektiver ausgestaltet werden?
Basierend auf Best Practice Beispielen aus dem europäischen Ausland und etablierten Instrumenten aus Deutschland analysiert das Gutachten, welche Lösungen es bereits gibt. Dabei wird insbesondere auf Trends zur Digitalisierung und Automatisierung von Verwaltungshandeln eingegangen.

3. Welchen Mehrwert bieten Digitalisierung und Automatisierung bei der Erbringung von Sozialleistungen?
Vor dem Hintergrund der Befunde blickt das Gutachten auf das Reformvorhaben der Kindergrundsicherung, die als wichtigste sozialpolitische Reform dieser Regierung im Jahr 2025 eingeführt werden soll. Die Reform hat das Potenzial, den Startpunkt für eine größere Reform der Sozialleistungsverwaltung zu setzen. 

4. Welche Handlungsempfehlungen können für die Kindergrundsicherung und weitere Sozialleistungen abgeleitet werden?
Im Gutachten identifizieren wir Wege aus der Komplexität in den drei Bereichen Technologisches, Organisatorisches und Rechtliches. Wir empfehlen umfassende Reformen zur Vereinfachung und Automatisierung der Sozialleistungsverwaltung  ̶  einschließlich einer stärkeren Bündelung, Pauschalierung und Automatisierung von Leistungen  - , die Einführung verbindlicher Standards, die Definition unbestimmter Rechtsbegriffe, eine Reorganisation der Aufgabenverteilung sowie eine zentralisierte, digitale Abwicklung über ein Ökosystem. Vor diesem Hintergrund führen wir das untenstehende Zielbild ein.

 

So können der bürokratische Aufwand reduziert, Aufgaben effizienter erfüllt und Leistungen effektiver erbracht werden. In der Folge kann auch das Vertrauen der Bevölkerung in öffentliches Handeln gesteigert werden, wenn es als weniger komplex, unkoordiniert, überfordernd und analog wahrgenommen wird. Damit kann eine effiziente und effektive deutsche Sozialleistungsverwaltung zum Garant für die Zukunftsfähigkeit des Gemeinwesens und der Demokratie werden.

Neben den Handlungsempfehlungen bietet das Gutachten neun zentrale Kernbotschaften, die aufzeigen, wie die Vereinfachung von Strukturen und die Automatisierung von Prozessen das Verwaltungshandeln verbessern und Zielgruppen wirksamer erreichen können. 

Laden Sie hier das Gutachten von Deloitte für den Nationalen Normenkontrollrat herunter und erfahren Sie mehr.

Autoren

Julius Sicken
Manager | Government & Public Services

Maximilian Lennart Nagel
Manager | Government & Public Services

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