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COVID-19 – Herausforder­ungen für den Wiederanlauf von Unternehmen

Fragen, die sich BCM- und Krisenmanager jetzt stellen sollten

Weltweit befinden sich derzeit große Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens in einem “Shutdown”-Modus. Auch wenn noch keine Aussagen möglich sind, wann und wie diese Einschränkungen gelockert oder aufgehoben werden, so ist doch eines klar: Jedes Unternehmen und jede Organisation wird zum gegebenen Zeitpunkt schnell einen Weg zurück in den Normalbetrieb finden müssen. Die Herausforderungen an den Wiederanlauf sind dabei wesentlich umfassender und komplexer als dies bei einer “normalen” Betriebsunterbrechung der Fall wäre. Nachfolgend sind einige Fragestellungen skizziert, die einen möglichst reibungslosen Wiederanlauf ihres Unternehmens ermöglichen.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 wurde in den letzten Tagen auch dem Krisenmanagement zahlreicher Unternehmen viel abverlangt. Eine weitaus größere Herausforderung dürfte jedoch die zu gegebener Zeit bevorstehende Rückkehr in den Normalbetrieb darstellen. Während bestehende Business Continuity Management (BCM) Pläne meist nur den Ausfall einzelner Prozesse, Standorte oder Lieferanten berücksichtigen, ist die aktuelle Situation sehr viel komplexer, da praktisch die gesamte weltweite Wirtschaft wiederanlaufen muss. Kreativität und Weitblick sind jetzt gefragter denn je.

Planungsszenarien – Auf was bereite ich mich vor?

Ausgangspunkt jeglicher Planungen für den Wiederanlauf sind Szenarien mit unterschiedlicher Dauer der bestehenden Maßnahmen. Drei grundlegende Planungsszenarien könnten derzeit beispielsweise sein:

  • Aufhebung der bestehenden Einschränkungen zum 20. April 2020 in Deutschland und weiteren europäischen Ländern. Wiederanlauf von Produktion, Handel und Dienstleistungen in allen Branchen. Bis zur Normalisierung des Warenverkehrs sind kurzfristig Lieferengpässe bei einigen Gütern möglich.
  • Beschränkungen werden in Deutschland und weiteren europäischen Ländern nur schrittweise nach dem 20. April 2020 gelockert. Für Risikogruppen (Ältere und Personen mit Vorerkrankungen) gelten fortan besondere Bestimmungen. In einigen Städten bzw. Landkreisen bleiben die Beschränkungen bis auf Weiteres in Kraft. Wiederanlauf von Produktion, Handel und Dienstleistungen in den nicht betroffenen Regionen, jedoch fallen Teile der Belegschaft krankheitsbedingt aus. Personalausfälle führen insbesondere auch bei Zulieferbetrieben, im Transportwesen, bei Post und Abfallwirtschaft zu Engpässen.
  • Beschränkungen bleiben auch nach dem 20. April 2020 in vollem Umfang bestehen. Für Risikogruppen werden diese sogar noch verschärft. Gleichzeitig fallen Teile der Belegschaft krankheitsbedingt aus. Personalausfälle beeinträchtigen auch den Warenverkehr, die Lebensmittelversorgung, Abfallwirtschaft sowie Post- und Lieferdienste.

Herausforderungen – was ist jetzt zu tun?

Nachfolgend finden sich einige hieraus resultierende Fragestellungen für das laufende Krisenmanagement zu den Bereichen Mitarbeiter, Produktion, Lieferketten und Kunden. Diese Aufstellung soll einen Denkanstoß darstellen und ist daher nicht umfassend. Je nach Branche, Unternehmensgröße und Geschäftsmodell sowie den zugrunde gelegten Planungsszenarien können sich zudem abweichende Fragestellungen ergeben.

Langfristige Veränderungen des Umfelds

Neben den hier skizzierten Herausforderungen beim Wiederanlauf des Betriebs in den nächsten Wochen sollten Sie nicht die tiefgreifenden langfristigen Auswirkungen der gegenwärtigen Krise unterschätzen. Da wir uns noch mitten in dieser befinden, ist vieles hierzu noch Spekulation. Ein erfolgreich gemeisterter Wiederanlauf nach dem Shutdown wäre allerdings sicherlich ein guter Zeitpunkt für eine umfassende Evaluierung der gemachten Erfahrungen und eine entsprechende Anpassung der vorhandenen Krisen-, Notfall- und Pandemiepläne. Auch hierzu einige erste Denkanstöße:

  • Die derzeitigen Eingriffe der Staaten weltweit waren vor einigen Wochen noch undenkbar. Dennoch sind sie unumgänglich und absehbar erfolgreich. Aus diesem Grunde dürfte damit zu rechen sein, dass Staaten solche tiefgreifenden Maßnahmen auch in der Zukunft bei ähnlich gelagerten Krisenlagen erneut umsetzen werden. Dementsprechend sollten z.B. Ausgangsbeschränkungen und Grenzschließungen generell in den unternehmensinternen Planungen berücksichtigt werden.
  • Zahlreiche Mitarbeiter fanden sich von einem Tag auf den anderen bis auf weiteres im Homeoffice wieder. Bisher war Arbeit remote von zu Hause eher eine Ausnahme. Dementsprechend befinden sich einige Unternehmen derzeit in einer Situation, in der die technischen Möglichkeiten an ihre Grenzen stoßen, z. B. durch Überlastung der VPN-Zugänge, zu wenig Hardware oder die Tatsache, dass einige Anwendungen nicht für den Remote-Zugriff ausgelegt sind. Eine entsprechende Anpassung des technischen Umfeldes macht jedes Unternehmen resilienter.
  • Arbeit remote von zu Hause hat auch eine soziale Komponente, da die Zusammenarbeit im Team schwieriger ist und auf andere Weise erfolgen muss. Hier sind vor allem die Führungskräfte gefordert, aber auch der routinierte Umgang mit Tools zur virtuellen Teamarbeit.
  • Ein guter Gund, darüber nachzudenken, ob man als Unternehmen wirklich alle Möglichkeiten nutzt, welche die Digitalisierung jetzt schon bietet. Wenn man dies tut, sollte man aber gleichzeitig auch die IT-Sicherheit und Resilienz mindestens im gleichen Maße erweitern.