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Erfolgreiche Unternehmenssteuerung in Krisenzeiten

Mit welchen Herausforderungen und Maßnahmen die Unternehmen sich aktuell beschäftigen müssen, erklärt Deloitte Experte Clemens Klinglmair im Interview.

Was sind die größten Herausforderungen für die heimischen Unternehmen in der aktuellen Corona-Krise?

Kurzfristig geht es für die Unternehmen vor allem um die Optimierung des Personalbereichs und die Sicherstellung der notwendigen Liquidität. Vor allem die Frage, wie man nach dem Auslaufen der Kurzarbeit vorgehen wird, ist momentan in vielen Unternehmen zentral. Nicht wenige werden ihre Personalstruktur an die neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen müssen.

Stichwort Liquidität: Welche Maßnahmen sind hier notwendig?

Aktuell setzen viele Unternehmen auf Stundungen – aber das ist keine langfristige Lösung. Liquiditätsprobleme werden dadurch nur aufgeschoben. Viele Unternehmen haben keine großen Reserven oder nur sehr schwaches Eigenkapital. Da wird es in der nächsten Zeit sicherlich zu Herausforderungen kommen. Generell sollte eher auf Stundungen verzichtet und dafür lieber auf eine Finanzierung aus einer Hand gesetzt werden – im Normalfall über die eigene Hausbank. Hier gibt es durch den Corona-Hilfsfonds zur Unterstützung auch Garantien von staatlicher Seite. Trotz der aktuell sehr guten Konditionen empfehle ich aber dringend, die Krise durch Strukturoptimierungen mit möglichst wenig zusätzlichem Fremdkapital durchzustehen. Bei neuen Finanzierungen handelt es sich nie um geschenktes Geld, jeder Euro muss später zurückbezahlt werden. Trotz der schwierigen Umstände sind daher Businesspläne für die Zukunft unbedingt notwendig.

Warum sind Businesspläne aktuell so wichtig?

Es gibt aktuell viele Unsicherheitsfaktoren, aber trotzdem müssen bestehende Planungen unbedingt an die neue Realität angepasst werden. Ansonsten ist man als Unternehmen komplett blind unterwegs. Dabei sollten auch verschiedene Szenarien berücksichtigt werden. Im Zentrum steht dabei das Thema Liquidität und wie bestehende oder neue Fremdfinanzierungen zurückbezahlt werden können.

Welche Unterstützung bieten die staatlichen Förderungen?

Das mächtigste Förderinstrument ist aktuell die Kurzarbeitsbeihilfe – ein sehr gutes Instrument, um Personalkosten durch den Umsatzausfall zu kompensieren. Dadurch wird die Arbeitslosigkeit aktuell relativ niedrig gehalten. Es ist jedoch zu befürchten, dass in vielen Bereichen die Umsätze nur langsam anziehen und daher nach der Kurzarbeit umsatzkonforme Anpassungen des Personalstandes notwendig werden. Durch den damit verbundenen Rückgang der Konsumkraft in der Bevölkerung müssen viele Unternehmen mit weiteren Umsatz- und Ertragsreduktionen rechnen. Deshalb sollten bereits jetzt strategische Überlegungen für die weitere Unternehmensentwicklung angestellt werden.

Auch der Fixkostenzuschuss ist aktuell ein wichtiger Hebel. Je nach Umsatzrückgang geht es da bei vielen Unternehmen um größere Beihilfen. Bei den Zuschüssen aus dem Härtefallfonds wurde außerdem kürzlich nachgebessert – ein notwendiger Schritt. Was aber leider all diese Unterstützungen gemeinsam haben, ist ein großer bürokratischer Aufwand, viele offene Fragen und sich ständig ändernde Rahmenbedingungen. Da macht es für Unternehmen meist Sinn, auf professionelle Beratung zurückzugreifen, um die optimale Unterstützung zu bekommen.

Welche Chancen können sich durch die aktuelle Situation ergeben?

Unternehmensstrategien müssen jetzt gesamthaft hinterfragt und neu aufgestellt werden. Dabei geht es auch um grundlegende Bereiche wie Produkte, Positionierung oder Leistungsbereitschaft.

Trotzdem sollte man bei all den Veränderungen und Unsicherheiten den Optimismus nicht verlieren: Denn selbst wenn die wirtschaftliche Gesamtsituation in den kommenden Monaten herausfordernd wird, so tun sich gleichzeitig auch neue Chancen auf. Wie immer gilt: Fundierte Planungen sind die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung. Vor allem in Krisenzeiten.

Clemens Klinglmair
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