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Aktuelle Entwicklungen am Wirtschaftsstandort Salzburg

Mag. Hubert Kreuch, Partner in der Wirtschaftsprüfung bei Deloitte Salzburg, über aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen in der Region.

Was macht den Standort Salzburg für Unternehmen besonders interessant?

Am Wirtschaftsstandort Salzburg ist ein vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen Branchen vertreten. Neben Handel und Industrieunternehmen sind Hotellerie und Tourismus, insbesondere im Kulturbereich und Skisport, wichtige Standortfaktoren. Vor allem durch die geographische Nähe zu Deutschland und die gute Mischung aus familiengeführten Unternehmen und internationalen Unternehmensgruppen sind erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine internationale Tätigkeit vorhanden.

Welche Schritte sollten von Unternehmen vermehrt eingeleitet werden, um den Wirtschaftsstandort Salzburg attraktiv zu halten beziehungsweise noch attraktiver zu gestalten?

Aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre ist die Verfügbarkeit an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere in den Bereichen Technik, Handwerk und Rechnungswesen, stark eingeschränkt. Unternehmen setzen daher verstärkt auf In-House Ausbildung und das Angebot von zusätzlichen Vergünstigungen, um als attraktiver Arbeitsgeber wahrgenommen zu werden.

Wie beurteilen Sie den Wirtschaftsstandort Salzburg im Speziellen und Österreich gesamt im internationalen Vergleich? Wird der Steuerwettbewerb härter?

Grundsätzlich wird bei hoher Abgabenlast in Österreich und natürlich auch in Salzburg gute Infrastruktur geboten. Einfache, manuelle Tätigkeiten werden aber seit längerer Zeit verstärkt ins Ausland ausgelagert, da es das Lohnniveau inklusive der lohnabhängigen Abgaben vielen Unternehmen unmöglich macht, kompetitiv am Markt tätig zu sein. Insbesondere Familienunternehmen weisen aber eine hohe Wertschöpfung in Österreich auf, die nur bedingt in andere Länder ausgelagert werden kann, ohne deutlich die Struktur des Unternehmens zu verändern. Da jede Investitionsentscheidung genau kalkuliert wird, wären aber Reduktionen der Abgabenquote von Vorteil, um im Standort- und Steuerwettbewerb mithalten zu können.

Auf welche Entwicklungen und Änderungen in der Wirtschaftsprüfung müssen sich Salzburgs Unternehmen zukünftig einstellen?

Die aktuell viel diskutierte Digitalisierung verändert auch den Bereich des Rechnungswesens grundlegend. Diese Veränderung hat aus meiner Sicht schon begonnen, wird aber noch zu weiteren tiefgreifenden Änderungen führen. Interessant ist, dass unter dem Begriff Digitalisierung ganz unterschiedliche technische Möglichkeiten zusammengefasst werden. Einzelne technische Lösungen sind sicher schon seit längerer Zeit verfügbar und auch bereits im Einsatz, rücken jetzt aber immer stärker in den Fokus. Änderungen in den Abläufen von Unternehmen und technischen Möglichkeiten im Rechnungswesen haben auch direkte Auswirkungen auf die operative Durchführung einer Abschlussprüfung. Die Überprüfung von Papierbelegen steht daher schon seit einiger Zeit nicht mehr im Fokus. Heute wird verstärkt auf Datenanalysen gesetzt und die Überprüfung von Systemauswertungen sowie das kritische Hinterfragen von Systemabläufen stehen im Mittelpunkt.

Worauf müssen Salzburger Unternehmen besonders Wert legen, um am Puls der Zeit zu bleiben und das Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen? 

Aus meiner Sicht gibt es zwei Zielrichtungen. Einerseits sind laufende, zum Teil auch kleine und unspektakuläre Verbesserungen gefragt, um die Effizienz laufend steigern zu können. Andererseits werden verstärkt Möglichkeiten verfügbar, die zu ganz grundlegenden Veränderungen in der Verarbeitung von Rechnungswesendaten führen. Hier besteht aus meiner Sicht oft noch Unsicherheit, ob diese neuen Lösungen die versprochene Leistung erbringen können– insbesondere in Detailbereichen, die mit höherer Komplexität verbunden sind, wie zum Beispiel die korrekte Umsatzsteuererfassung.

Was ist aus Ihrer Sicht sonst noch zu sagen?

Es ist eine spannende Zeit, um im Bereich Rechnungswesen / Wirtschaftsprüfung tätig zu sein, da in den kommenden Jahren mit vielen Veränderungen zu rechnen ist.

Mag. Hubert Kreuch
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