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Deloitte Unternehmensmonitor 2020
Executive Summary
Wie gehen die Betriebe mit der derzeitigen Krise um? Was beschäftigt sie aktuell am meisten? Was brauchen sie für ihren Erfolg? Und wie schätzen sie die Zukunftsaussichten ein? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die aktuelle, zweite Ausgabe des jährlichen „Deloitte Unternehmensmonitors“.
Mit dem Deloitte Unternehmensmonitor werden jährlich die Stimmungen und Trends in heimischen Unternehmen erforscht. Im Rahmen der aktuellen Ausgabe wurden im Juli 2020 in Kooperation mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut SORA mehr als 600 Führungskräfte aus repräsentativ ausgewählten Unternehmen ab 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern telefonisch befragt. Das Ergebnis der größten derartigen Umfrage Österreichs: Die Ergebnisse stimmen grundsätzlich positiv. Österreichs Wirtschaft kann den Neustart in dieser Ausnahmesituation schaffen. Allerdings brauchen die Unternehmen dazu auch Unterstützung – und zwar in Form von wenigen, aber konkreten und deutlichen Verbesserungen der Rahmenbedingungen. Und sie benötigen eine ordentliche Portion Mut und Zuversicht.
Die Key Findings der Studie auf einen Blick:
- Verhaltene Gesamtstimmung: Überwiegender Optimismus im eigenen Betrieb, aber Pessimismus bei Markteinschätzung
- Klarer Auftrag an Politik: Senkung der Lohnnebenkosten hat weiterhin für 95 % Top-Priorität
- Auswirkungen durch COVID-19: 75 % sehen soziale Folgen als Risiko
- Zunehmende Betroffenheit: Sorge über Klimawandel um 16 Prozentpunkte gestiegen
- Langfristige Veränderung: Mehrheit erwartet steigende Flexibilität in der Arbeitswelt
Grundstimmung, regulatorisches Umfeld und Investitionen
68 % der befragten Unternehmen schätzen die Stimmung in der eigenen Unternehmensleitung positiv ein, 62 % sehen auch die Stimmung in der Belegschaft als gut an. Das zeigt: Österreichs Unternehmen glauben an sich selbst. Das ist eine gute Basis, um die Krise rasch zu bewältigen. Allerdings fällt die Einschätzung jenseits der Unternehmensgrenzen ambivalenter aus: Mit 51 % sehen knapp mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bei Kundenbetrieben und in ihrer Branche eine negative Stimmung. Die Sorge um die Marktentwicklung nimmt spürbar zu. Daher braucht es jetzt leicht administrierbare und nachhaltige Maßnahmen, die rasch die Zuversicht aller Marktpartnerinnen und -partner stärken.
Aus Sicht der Unternehmen bringt eine Senkung der Lohnnebenkosten die meisten Vorteile. Für 95 % der befragten Führungskräfte ist eine rasche Lohnnebenkosten-Senkung der wichtigste Hebel zur Stärkung der Betriebe. Diese Forderung wird seit Jahren erhoben.
Keine Besteuerung nicht entnommener Gewinne (92 %) und Vereinfachungen bei Förderungen sind ebenfalls wichtige Punkte für die Unternehmen. Im Gegenzug zu steuerlichen und regulatorischen Erleichterungen würde die Mehrheit der Unternehmen auch andere Abgaben akzeptieren.
Die Betriebe wollen investieren – in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Digitalisierung sowie Umweltmaßnahmen – und sind bereit für nachhaltige Veränderungen. Ein klarer Auftrag an die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger.
Zukunftstrends
Die Krisenmonate haben die Unsicherheit spürbar erhöht. Während im Vorjahr noch 64 % eine positive Umsatz- und Gewinnentwicklung erwartet haben, sind es heuer nur mehr 45 %. Eine Mehrheit von 57 % sieht dennoch die generelle Entwicklung des eigenen Betriebes eher zuversichtlich.
Hinsichtlich des internationalen Umfelds und der globalen Herausforderungen zeigen sich die Unternehmen dagegen sorgenvoll. Das meiste Kopfzerbrechen bereiten die sozialen Folgen der COVID-19-Krise (75 %) und die mittelfristige Konjunkturschwäche (70 %).
Aber auch wenn die Corona-Krise allgegenwärtig ist – der Klimawandel ist nicht aus den Köpfen verschwunden. Er stellt für mehr als zwei Drittel (68 %) der Befragten eine Sorge dar. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr sogar einen Anstieg um 16 Prozentpunkte. Viele Unternehmen setzen daher bei ihren betriebswirtschaftlichen Entscheidungen verstärkt auf Nachhaltigkeit und Resilienz, statt auf Expansion und Risiko.
Folgen der COVID-19-Krise
Mit der Pandemie mussten viele Betriebe ihre Arbeitsprozesse von heute auf morgen völlig neu organisieren. Oft kritisch beäugte Arbeitsweisen – wie etwa Home Office, Online-Meetings oder mehr Selbstverantwortung – wurden in kürzester Zeit Teil einer neuen Unternehmenskultur. So rechnen 74 % mit einer langfristigen Zunahme der Flexibilität in der Belegschaft und 70 % erwarten zudem flexiblere betriebliche Strukturen.
Um das Wirtschaften in diesem grundlegend veränderten Umfeld zu erleichtern, braucht es nun gezielte Initiativen seitens der Politik – zum Beispiel mit klaren, leicht umsetzbaren Regeln für das Home Office.
Positiv für die Belegschaften: Gesundheitsfördernde Maßnahmen rücken bei 69 % der Führungskräfte in den Fokus und auch die Solidarität im Betrieb wird steigen.
Deloitte Unternehmensmonitor 2019
Die Studie aus dem Vorjahr zum Download finden Sie hier.
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