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COVID-19: Steuerliche Auswirkungen für Familienunternehmen

Welche steuerlichen Maßnahmen Familienunternehmen treffen sollten, um die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 bestmöglich abzufedern, berichtet Deloitte Partner Christian Wilplinger im Interview.

Wie stark sind Österreichs Familienunternehmen aus wirtschaftlicher Sicht von der Corona-Krise betroffen?

Familienunternehmen stellen das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft dar und sind – wie die meisten Unternehmen – branchenabhängig unterschiedlich von der Krise betroffen. Besonders stark trifft es gerade Tourismusbetriebe, Gaststätten, Personentransportunternehmen sowie bestimmte Einzelhandels- und Zulieferbetriebe. In der Regel ist das Hauptproblem die Zwischenfinanzierung des – nicht laufenden – Betriebs und somit der Erhalt der Liquidität.

Welche besonderen steuerlichen Herausforderungen beobachten Sie derzeit bei Familienunternehmen?

Da Steuerzahlungen Zahlungsabflüsse darstellen, geht es momentan vor allem darum, dass sich die Unternehmen ihre steuerlichen Pflichten auch „leisten“ können. Dabei wird es als große Herausforderung gesehen, die vielen in kurzer Zeit vom Gesetzgeber verabschiedeten steuerlichen Möglichkeiten und Hilfen möglichst rasch in Anspruch zu nehmen. Für Familienunternehmen ist das besonders herausfordernd, da diese in den meisten Fällen über keine großen Steuerabteilungen verfügen. Die personellen Ressourcen sind dafür schlichtweg nicht oder nicht ausreichend vorhanden.

Welche Auswirkungen haben die COVID-19-Gesetzespakete für Familienunternehmen?

Die genauen Auswirkungen der COVID-19-Gesetzespakete auf die Unternehmen wird uns die Zukunft zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass eine möglichst große Anzahl an Familienunternehmen die Krise dadurch gut übersteht und bald wieder auf ihren Wachstumskurs zurückkehren kann.

Was raten Sie Familienunternehmen, um diese aktuell schwierige wirtschaftliche Phase bestmöglich zu überstehen?

Am wichtigsten ist es derzeit, die Liquidität sicherzustellen. Dafür sollten sämtliche Kosten analysiert werden, um festzustellen, wo es Einsparungspotenziale gibt. Wichtig ist dabei auch, die steuerlichen Erleichterungen umfassend in Anspruch zu nehmen. Abgesehen von der Kostenseite ist es gerade in herausfordernden Zeiten wesentlich, innovativ zu sein und die eigenen Produkte und Leistungen an die aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen. Hier spielt die digitale Kompetenz eine wesentliche Rolle.

Wie kann man als Steuerberater in herausfordernden Zeiten wie diesen besonders auf die Bedürfnisse von Familienunternehmen eingehen?

Vielen Familienunternehmen fehlt es an personellen Kapazitäten, um die unterschiedlichen Hilfspakete strukturiert in Anspruch nehmen zu können. Als Steuerberater ist es in der momentanen Situation umso wichtiger, aktiv auf die Familienunternehmen zuzugehen und zuzuhören. Nur wer die Sorgen und Probleme versteht, kann die Familienunternehmen erfolgreich beraten.

Wie digital sind Familienunternehmen inzwischen aufgestellt – Stichwort Digitalisierung im Rechnungswesen oder Steuer-IKS?

Bisher hatten die österreichischen Familienunternehmen möglicherweise noch etwas Aufholbedarf was ihren Digitalisierungsgrad anbelangt – auch im Rechnungswesen und bei Steuer-IKS. Die Krise hat aber einen Riesenschub in puncto Digitalisierung gebracht. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Schub auch auf das Rechnungswesen und das Steuer-IKS ausweiten wird.

Mit welchen steuerlichen Entwicklungen müssen Familienunternehmen Ihrer Meinung nach in Zukunft rechnen und welche Vorkehrungen sollten dafür getroffen werden?

Der steuerliche Verwaltungsaufwand hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. Mit der Corona-Krise wurden einige Verpflichtungen – wie etwa WiEReg-Meldungen oder auch steuerrechtliche Fristen – zwar zeitlich verschoben oder Fristen unterbrochen, der erhöhte Verwaltungsaufwand wird jedoch wieder zurückkommen. Darauf sollten sich die Familienunternehmen einstellen. In steuerrechtlicher Hinsicht ist zu hoffen, dass der Gesetzgeber Maßnahmen setzt, die den österreichischen Unternehmen möglichst rasch aus der Krise helfen. Dies können Erleichterungen in der Verwertung der aktuellen Verluste sein, aber auch gezielte steuerliche Förderungen – wie zum Beispiel die Erhöhung der Forschungsprämie.

Christian Wilplinger Foto

Christian Wilplinger ist Partner in der Steuerberatung bei Deloitte in Wien. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der nationalen und internationalen steuerlichen Beratung von Familienunternehmen, Private Clients/High Net Worth Individuals und Stiftungen. Der Steuerexperte betreut weiters eine Vielzahl an Klientinnen und Klienten im Immobilienbereich vom privaten Vermieter bis zum internationalen Immobilienkonzern. Sowohl 2018 als auch 2019 wurde Christian Wilplinger von der Tageszeitung „Die Presse“ und der ifa AG zum Steuerberater des Jahres in der Kategorie „Private Clients“ gekürt. Er ist als Vortragender u.a. an der Universität Wien tätig sowie Autor zahlreicher Bücher und Beiträge zum Steuerrecht.

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