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Second Chance - Karriere bei Deloitte nach der „Deloitte/RBI Finance & Accounting School“

Interview mit Bilal und Majed

Durch Second Chance verbindet der Deloitte Future Fund die zwei Ziele Bildungsangebote und Arbeitsplätze zu schaffen. In Kooperation mit der RBI wurde 2017 die Finance & Accounting School durchgeführt, die geflüchteten Menschen Deutschkurse und eine Basisausbildung in Buchhaltung ermöglichte.

Einige Absolvent:innen konnten nach erfolgreichem Abschluss im November 2017 auch ein Praktikum anschließen, um die Theorie erstmals im österreichischen Arbeitsmarkt anzuwenden. Mittlerweile bietet Second Chance auch hochqualifizierten geflüchteten Menschen außerhalb der Finance & Accounting School Praktika an, um die ersten Schritte einer erfolgreichen Integration am Arbeitsmarkt zu setzen.

Bilal, 32 Jahre alt, ist 2015 aus Aleppo nach Wien geflohen. Er arbeitet seit November 2017 bei Deloitte.

Majed, 32 Jahre alt, lebt ebenfalls seit 2015 in Wien und kommt aus Syrien. Er arbeitet auch seit November bei Deloitte. Beide kennen sich bereits aus Syrien, da sie zeitgleich an der Aleppo Universität studiert haben.

Wir haben uns gefragt, wie ihr Start in Österreich war und die jetzige Arbeit bei Deloitte und haben zum gemeinsamen Interview gebeten.

Majed und Bilal

Interview

Ihr seid nun beide seit Anfang November bei Deloitte beschäftigt. Wie seid ihr zu Deloitte gekommen?
Bilal: Meine Geschichte hat im Grunde mit einem E-Mail begonnen. Ich habe ein Mail von refugeeswork erhalten, in dem das More Than One Perspective Programm (MTOP) beworben wurde. Ich habe mich daraufhin für das Programm beworben und daran teilgenommen. Dort gab es unterschiedliche Vorträge – u.a. zu den Themen Arbeitsmarkt, Bewerbungen, Interviewtraining etc. Ich habe meine Sprache dort sehr stark verbessern können, es ist wirklich ein tolles Programm, denn der Fokus liegt auf Kommunikation – nicht nur auf der Grammatik. Durch MTOP bin ich dann wiederum zu Deloitte gekommen. Ich hatte zu Beginn ein Interview mit einer Kollegin aus dem Bereich Corporate Responsibility bei Deloitte und anschließend mit dem Team, wo ich später dann auch ein Praktikum absolviert habe. In meinem ersten Praktikum im Sommer ging es darum, geflüchtete Menschen im Rahmen eines Research Projekts mit der University of Oxford zu interviewen. Im Rahmen des Praktikums habe ich erfahren, dass Deloitte auch Buchhaltungskurse am WIFI für geflüchtete Menschen finanziert. Ich habe dann einen Platz in diesem Kurs „Deloitte/RBI Finance & Accounting School“ bekommen und im Dezember werde ich den Kurs abschließen. Mittlerweile absolviere ich ein Praktikum im BPS Bereich bei Deloitte. Hier machen wir Umsatzsteuervoranmeldungen, Lohnverrechnung, im Grunde alles im Buchhaltungsbereich. Das macht mir viel Spaß.

War es dein Ziel, in der Buchhaltung zu arbeiten?
Bilal: Ja. Ich arbeite sehr gerne mit Zahlen. Es macht mir sehr viel Freude in diesem Bereich zu arbeiten. Ich merke auch gar nicht, dass die Zeit vergeht. Manchmal müssen mich die anderen sogar erinnern, dass es Zeit ist für die Mittagspause oder für das Heimgehen ist!

Das klingt schön. Hast du das Gefühl, dass du die Kenntnisse aus der Deloitte/RBI Finance & Accounting School bereits praktisch einsetzen kannst?
Bilal: Der Kurs ist sehr hilfreich. Das Buchhaltungssystem in Syrien unterscheidet sich doch recht stark vom Buchhaltungssystem in Österreich. Ohne dem Kurs würde das Praktikum jetzt sicherlich nicht so gut verlaufen. Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich meine fachlichen Kenntnisse auch einbringen kann und daneben natürlich durch das Praktikum auch sehr viel an Praxiserfahrung gewinne.

Majed, wie ist das bei dir? Wie bist du zu Deloitte gekommen und in welchem Bereich arbeitest du nun?
Majed: Nach dem Erhalt meines Asylstatus habe ich so schnell als möglich versucht Arbeit zu finden. Ich habe beim Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) als Berater gearbeitet und dann dort jemanden kennengelernt, der bei der RBI arbeitet. So bin ich zur Deloitte/RBI Finance & Accounting School gekommen. Da habe ich dann jemanden bei Deloitte kennengelernt und so hatte ich die Möglichkeit für ein Interview bei Deloitte. Ich habe früher auch in Dubai und Katar im Bankenbereich gearbeitet, daher hat mir der Name Deloitte bereits etwas gesagt. Es war immer so etwas wie mein Traum für eine Firma wie Deloitte zu arbeiten. Ich bin sehr glücklich sagen zu können, dass sich mit dieser Stelle dieser Traum erfüllt hat.

Wie würdet ihr die Unternehmenskultur bei Deloitte beschreiben? Kann man sie mit der Unternehmenskultur in euren vorherigen Jobs in Syrien oder Katar vergleichen? Gibt es Unterschiede?
Majed: Ich denke die Arbeit an sich ist schon ähnlich. Aber die Unternehmenskultur unterscheidet sich natürlich. Sie unterscheidet sich aber auch stark z.B. zwischen ÖIF und Deloitte. Bei Deloitte gefällt es mir sehr gut, dass ich eine gewisse Freiheit habe. Ich mag das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird und die Integrität. Ich bin sehr motiviert in so einem Umfeld viel zu geben! Ich habe das Gefühl, dass ich mich hier gut entfalten kann und mich weiterentwickeln kann.

Wie ist das Onboarding bei euch abgelaufen?
Majed: Mir hat am ersten Tag sehr gut gefallen, dass alles sehr strukturiert war. Nach der Willkommensveranstaltung erhält man sein Handy und seinen Laptop, man konnte also direkt loslegen. Man muss sich selbst im Grunde nicht kümmern. Natürlich erhält man am Anfang sehr viele Informationen, gerade über interne Strukturen. Das ist natürlich einerseits etwas überfordernd, andererseits auch sehr wichtig um schnell „reinzukommen“. In meiner Position im Human Capital Advisory werde ich viel mit meinen internen Kunden zu tun haben, daher ist es wichtig, dass ich die Personen kennenlerne.

Habt ihr in euren Teams bereits Anschluss gefunden?
Bilal: Ja ich denke schon. Ich gehe oft mit meinem Team Mittagessen. Ein Teammitglied ist auch mein Buddy, der mich bei Unklarheiten und Fragen unterstützt. Zu ihm habe ich einen guten Draht.

Was konntet ihr durch euer Praktikum bereits lernen?
Bilal: Ich bin der Meinung man lernt immer neue Dinge. Auch wenn man schon Erfahrung mitbringt.

Majed: Ich stimme zu. Auch wenn die Stelle ähnlich zu dem sein sollte, was man früher gemacht hat – man lernt immer. Man lernt von den Kolleginnen und Kollegen, es sind neue Erfahrungen. Man kann sich immer weiterentwickeln und sich verbessern in dem was man tut.

Majed, du wirst in Kürze Vater. Was willst du deiner Tochter später einmal als Tipp für die Zukunft mitgeben?
Majed: Mir ist die Freiheit sehr wichtig. Nicht nur Meinungsfreiheit oder Religionsfreiheit. Freies Denken, unabhängig von anderen, auch von den Eltern. Ich möchte für sie, dass sie studiert. Bildung ist so wichtig. Sie soll studieren was sie interessiert und was ihr Spaß macht. Sie soll sich auf die Zukunft konzentrieren. Es gibt viele Jugendliche, die nicht wissen wohin sie sollen. Ich denke man muss viel lernen und viel lesen damit man weiß wie die Zukunft aussehen könnte und damit man die richtigen Entscheidungen treffen kann, die einen fit für die Zukunft machen. Ich denke Technologie ist ganz wichtig. Vielleicht würde ich ihr vorschlagen, dass sie in diesem Bereich studieren sollte, aber wie gesagt – es muss ihr Spaß machen und ich bin sicher, sie wird ihren Weg gehen!

Bilal, was ist dir wichtig im Leben? Was ist dein „Lebensmotto“?
Bilal: Ich finde es sehr wichtig, dass man jeden Tag Neues lernt. Wenn ein Tag ohne Weiterentwicklung vergeht, dann hat man etwas verloren. Ich bin auch der Meinung, man muss sich immer Mühe geben, um etwas zu erreichen. Wenn man etwas gerne tut, dann umso besser. Das ist aber nicht selbstverständlich.

Majed: Das Leben muss man auch ernst nehmen. Auch als Kind. Man soll Freizeit haben, aber das Leben auch ernst nehmen. Es war für Bilal und mich zum Beispiel nicht einfach in ein neues Land zu flüchten und dann alles von 0 aufzubauen. Ich lebe nach dem Motto „Knowledge is life with wings“. Je mehr meine Tocher also lernt, desto mehr sie sich bildet, desto einfacher ist die Zukunft für sie. Die Ausbildung ist also neben Freiheit das Wichtigste für mich.

Majed, du bildest dich selbst ständig weiter. Du bist nach Österreich gekommen, hast sofort mit dem Deutschlernen begonnen, einen Controller Kurs gemacht und Vollzeit gearbeitet. Heute machst du deinen Master, besuchst die Deloitte/RBI Finance&Accounting School, arbeitest bei Deloitte und sprichst perfekt Deutsch. Wie hast du das alles in 2 Jahren geschafft? Und wie bringst du alles unter einen Hut?
Majed: Es ist sicher nicht einfach. Wie du gesagt hast – seit ich in Österreich bin, arbeite ich Vollzeit und studiere nebenbei. Die wichtigste Sache ist sicherlich die Motivation. Und zwar nicht die Motivation von außen, sondern die Motivation von innen. Ich motiviere mich selbst. Meine Motivation ist, dass ich weiß wohin ich will. Das ist sicherlich nicht einfach, ich habe eine Familie. Da ist natürlich auch das Verständnis meiner Frau sehr wichtig. Sie versteht mich und glaubt an mich. Ich studiere jetzt nicht, weil es immer Spaß macht und leicht ist – ich studiere, weil das immer mein Traum war. In Syrien konnte ich meinen Master nicht machen, weil mein Vater leider früh verstorben ist und ich nach dem Bachelor arbeiten musste, um meine Familie zu unterstützen. Das hole ich jetzt nach. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine unglaubliche Motivation. Auch Zeitmanagement ist natürlich sehr wichtig. Manche Menschen sagen, dass sie keine Zeit haben. Es gibt aber immer Zeit, wenn man nur wirklich will.

Bilal, wie schaffst du das? Du sprichst nach nur zwei Jahren sehr gut Deutsch, machst ebenfalls die Deloitte/RBI Finance&Accounting School und arbeitest 40 Stunden in der Woche.
Bilal: Es ist schon sehr stressig muss ich sagen. Dadurch, dass man so viel lernt am Anfang und man so viele Eindrücke hat, ist es nicht einfach. Als ich nach Österreich gekommen bin, war ich der Meinung, dass man sich sehr viel Mühe geben muss, um sich zu integrieren, eine Arbeit zu bekommen. Man muss diese Schwierigkeiten akzeptieren und damit umgehen um ein neues, gutes Leben starten zu können. Wenn man das nicht akzeptiert, dann kann man eigentlich nichts machen.

Majed: Das ist auch eine Analyse vom Lebenslauf her. Man muss seinen Lebenslauf analysieren und schauen, wo sind meine Stärken, wo sind meine Schwächen. Und in einem neuen Land gibt es sicher viele Herausforderungen: Sprache, Ausbildung etc. Wenn eine Österreicherin also z.B. eine Stunde an etwas arbeitet, dann müssen wir doppelt so viel arbeiten – man muss also vieles nebenbei machen um schnell zu lernen und besser zu werden. Ansonsten hat man keine Chance.

Was war bisher euer schönster Moment bei Deloitte, falls es so etwas gibt?
Majed: Für mich war sicher der schönste Moment, als ich die Zusage für den Job bekommen habe. September scheint überhaupt mein Glücksmonat zu sein. Im September habe ich mit meinem ersten Job in Österreich angefangen – beim ÖIF. Im September habe ich geheiratet und im September habe ich hier die Zusage für den Job bei Deloitte bekommen.

Bilal: Mir fällt nicht nur ein Moment ein – es gab bisher sehr viele schöne Momente. Insbesondere die Momente, wo ich mit Zahlen arbeiten kann.

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