Pressemeldungen
Deloitte CFO Survey Herbst 2023
Österreichs Finanzvorstände sind im Europavergleich besonders pessimistisch
- Großer Stimmungsabfall: Pessimismus unter Österreichs CFOs hat sich in den letzten Monaten verdoppelt
- Angeschlagene Branche: Stimmung in Europas Automobilsektor ist ausgesprochen düster
- Kleiner Lichtblick: Bei Inflationsrate wird europaweit ein weiterer Rückgang erwartet
- Fahren auf Sicht: Hohes Unsicherheitsniveau bremst Risikofreude
Der Aufschwung der europäischen Wirtschaft war nicht von Dauer. Nach einem kurzen Aufatmen im vergangenen Frühling hat sich die Stimmung beim Großteil der CFOs wieder getrübt, wie eine aktuelle Deloitte Analyse zeigt. Österreichs Finanzvorstände sind demnach besonders pessimistisch.
Wien, 16. November 2023 – Das Beratungsunternehmen Deloitte analysiert halbjährlich die Stimmung von mehr als 1.200 europäischen Finanzvorständen, darunter auch Top-CFOs aus Österreich. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen: Nach einem kurzen Anflug von Optimismus hat sich die Stimmung europaweit und auch hierzulande wieder verschlechtert. Während im Frühling nur ein Viertel der österreichischen Befragten die finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens negativ einschätzte, blicken mittlerweile ganze 49 % sorgenvoll in die Zukunft. Damit liegt Österreich in puncto Pessimismus nicht nur deutlich über dem Europaschnitt (34 %), sondern auch auf Platz 1 im Ländervergleich – knapp vor Deutschland und den Niederlanden.
„Das Einzige, was derzeit gewiss ist, ist die Ungewissheit – und das macht sich natürlich auch in der Stimmung der Finanzvorstände bemerkbar. Vor dem Hintergrund der aktuell geopolitisch zugespitzten Lage ist damit zu rechnen, dass dieser länderübergreifende Negativtrend einige Zeit anhält“, analysiert Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. „Im Branchenvergleich hat sich die Stimmung in der Automobilindustrie besonders stark eingetrübt: Die Hälfte der europäischen Finanzvorstände aus diesem Sektor zeigt sich hier wenig optimistisch. Das ist vor allem den anhaltenden Lieferkettenproblemen und den Absatzschwierigkeiten geschuldet.“
Die europäischen CFOs gehen davon aus, dass sie die wirtschaftlichen Aussichten (85 %), der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften (54 %), die schwache Nachfrage (38 %) und geopolitische Risiken (31 %) in den nächsten 12 Monaten am meisten beschäftigen werden. In Österreichs Führungsetagen stehen außerdem Cyber-Risiken (82 %) ganz oben auf der Agenda.
Kleiner Lichtblick bei Inflation
Auch in Hinblick auf das Investitionsklima gibt es laut den österreichischen CFOs kaum Anlass für Optimismus. Aktuell rechnen rund 16 % mit einer starken Verschlechterung in diesem Zusammenhang – im Frühling lag dieser Wert noch bei 0 %. Positiver gestimmt ist man hingegen beim Thema Teuerung: Hierzulande gehen die Befragten von einem nachhaltigen Rückgang der Inflationsrate auf 6 % aus. Für die Euro-Zone erwarten die österreichischen CFOs 4,3 % und liegen mit dieser Einschätzung leicht über dem Europaschnitt (3,8 %).
„Seit Monaten kämpfen wir hierzulande mit einer höheren Teuerungsrate als andere Länder. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Warenkörben, hat aber zum anderen auch etwas mit den staatlichen Unterstützungen und den hohen Lohnabschlüssen zu tun“, meint Deloitte Experte Marterbauer. „Es bleibt abzuwarten, wie die aktuell laufenden KV-Verhandlungen ausgehen. Diese werden in jedem Fall auch Auswirkungen auf die Inflationsrate haben.“
Unternehmen fahren auf Sicht
Auch das Unsicherheitsniveau hat im Vergleich zur letzten Umfrage wieder zugenommen: Mittlerweile beurteilen fast zwei Drittel der heimischen CFOs die wirtschaftliche Unsicherheit, mit der das eigene Unternehmen konfrontiert ist, als eher bis sehr hoch. Im Frühling waren nur 43 % dieser Meinung. Dementsprechend verhalten ist auch die Risikofreude: Rund drei Viertel der österreichischen Befragten sind der Meinung, dass aktuell nicht der richtige Zeitpunkt für die Aufnahme neuer Risikopositionen ist. Damit teilen sie die Einschätzung ihrer europäischen Kolleginnen und Kollegen (78 %).
„Die schlechten Wachstumsprognosen führen dazu, dass die Unternehmen ihr Augenmerk vor allem auf Kostensenkungen und eine Verringerung des Betriebsaufwandes legen. Auch das Suchen neuer Talente beschäftigt die Unternehmen weiterhin“, so Gerhard Marterbauer. „Die Bedeutung technologischer Innovationen ist vor dem Hintergrund des aktuellen Abschwungs ins Hintertreffen geraten. Das ist allerdings gefährlich, denn Fakt ist: Ohne Risiko kein Wirtschaftswachstum.“