Executive Summary Radar Banner

Artikel

Executive Summary

Deloitte Radar 2023

Österreich gilt immer noch als attraktiver Wirtschaftsstandort, doch in den wichtigsten internationalen Standortrankings verharrt die Alpenrepublik seit Jahren im Mittelfeld. Neben multiplen Krisen sägt die Arbeitsmarktsituation an der Wettbewerbsfähigkeit. Was braucht der Standort jetzt, um den Anschluss zur Spitze nicht endgültig zu verlieren? Das analysieren unsere Expertinnen und Experten jährlich im aktuellen Deloitte Radar.

Im Rahmen des Deloitte Radar werden jährlich die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich untersucht. In die Studie fließen die Einschätzungen von mehr als 180 befragten heimischen Top-Führungskräften sowie die analysierten Indizes globaler Rankings ein. Aus den Ergebnissen lassen sich die wichtigsten Handlungsfelder ableiten.

Österreich nur Durchschnitt

Mit Rückblick auf die letzten 10 Jahre zeigt der internationale Vergleich mit anderen Industrienationen in Europa: Österreich ist fest im Mittelfeld verankert. Im Deloitte Radar Europa-Ranking, dem Durchschnitt der herangezogenen Indizes, belegt Österreich aktuell nur Platz 10, jedoch mit keiner Aussicht auf eine Verbesserung in Richtung der Top-Positionen im Ranking.

Der anhaltende Arbeitskräftemangel und die anrollende Pensionierungswelle lassen die Herausforderungen erahnen, denen sich der Wirtschaftsstandort in naher Zukunft stellen muss.

Deloitte Radar 2023

Österreich hält sich im globalen Wettbewerb solide, aber vergleichbare Standorte sind mit Abstand vor uns. Unser Ziel sollten die Top 5 in Europa sein, dafür gibt es aber großen Handlungsbedarf.

Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich

 

Arbeitsmarkt ist größte Herausforderung

Ein funktionierender Arbeitsmarkt gilt im internationalen Wettbewerb als zentraler Erfolgsfaktor. Zwar sehen einige (39%) heimische Unternehmen die aktuelle Situation noch als relativ gut an, viele der Befragten rechnen aber zukünftig mit einer negativen Entwicklung. Klare Schwächen finden sich bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch die Attraktivität des Arbeitsmarktes für Expats lässt zu wünschen übrig.

Nach Ansicht der Deloitte Expert:innen fehlt es in Österreich an Ambition, das Problem des Personalmangels strukturell zu lösen. Das ist gefährlich, denn der Arbeitskräftemangel wird uns noch lange begleiten.

Unternehmen haben die wichtigsten Stellschrauben bereits identifiziert: Neben gezielten Zuwanderungsprojekten braucht es umfassende Qualifizierungsoffensiven sowie Aus- und Weiterbildungskampagnen. Auch die flächendeckende Kinderbetreuung sowie die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort müssen laut den befragten Führungskräften angegangen werden.

 

Hohe Steuern mindern Standortattraktivität

Nicht nur am Arbeitsmarkt herrscht Handlungsbedarf. Neben der langsam voranschreitenden Digitalisierung sind die überbordende Bürokratie und vor allem die hohe Einkommensbesteuerung ein Hemmschuh für das Wirtschaftswachstum.

Zwar war die Abschaffung der kalten Progression war ein wichtiger Schritt, aber das Hochsteuersystem in Österreich wirkt sich negativ auf den Arbeitsmarkt aus. Mit hohen Kosten auf dem Faktor Arbeit ist es schwer Personalressourcen aus anderen Ländern anziehen, zusätzlich besteht die Gefahr, dass internationale Unternehmen mit österreichischen Niederlassungen ins Ausland abwandern.

Für die befragen Führungskräfte sind die notwendigen Schritte klar: Neun von zehn fordern die Senkung der Lohnnebenkosten sowie weitere Steuersenkungen auf Einkommen. Weiters werden Investitionsförderungen für Umwelttechnologien sowie ein Investitionsfreibetrag als wichtige Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit angesehen.

 

Positiven Stimmungstrend nutzen

Trotz so mancher Krisen hat der Wirtschaftsstandort auch seine Qualitäten. So schneidet das Land im Bereich Infrastruktur weiterhin sehr gut ab. Mit dem Ukraine-Krieg ist allerdings das Thema Versorgungssicherheit wieder mehr in den Fokus gerückt. Ein rascher Umbau des Energiesystems mittels erneuerbarer Energien, die Beschleunigung von Verfahren bei deren Ausbau und Investitionen in nachhaltige Verkehrssysteme sehen die befragen Führungskräfte als wichtige nächste Schritte an.

Die hohe Lebensqualität ist immer noch ein Pluspunkt im internationalen Wettbewerb, beim sozialen Zusammenhalt und im Gesundheitssystem orten die Führungskräfte jedoch Rückschritte.

Im Vergleich zum letzten Herbst hat sich die allgemeine Stimmung unter den Führungskräften jedoch trotz aller Krisen gebessert. Dies könnte zwar als Zweckoptimismus gesehen werden, aber auch als großes Vertrauen in die eigene Resilienz. Dieser Optimismus sollte mit den bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt von Seiten der Politik belohnt werden.

War der Artikel hilfreich?