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Onlinehandel: Verkauf und Verwendung von „Fake-Bewertungen“ sind unzulässig
Rezensionen und Empfehlungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern spielen für Unternehmen bei der Platzierung von Waren und Dienstleistungen auf Online-Marktplätzen eine entscheidende Rolle. Viele Interessentinnen und Interessenten orientieren sich im Rahmen der Kaufentscheidung gezielt an Kundenbewertungen, diese sind jedoch oft gefälscht. Obwohl Unternehmen diese Bewertungen nicht frei erfinden dürfen, hängt ihr Wettbewerbsvorteil wesentlich von ihnen ab. Doch was zählt zu künstlich geschaffenen Rezensionen?
„Fake-Rezensionen“ vs. „durch Maßnahmen generierte Rezensionen“
Aktuellen Studien zufolge sind über 40 % aller Amazon-Bewertungen gefälscht. Immer öfter greifen Unternehmen auf fiktive oder zumindest auf durch Gegenleistung generierte Empfehlungen zur Verkaufsförderung zurück. Im Allgemeinen kann zwischen „Fake-Rezensionen" und "durch Maßnahmen generierten Rezensionen" unterschieden werden. Während sich das Unternehmen bei „Fake-Rezensionen“ als neutraler Kunde ausgibt und selbst Bewertungen über seine Produkte oder Dienstleistungen verfasst, werden bei „durch Maßnahmen generierten Rezensionen“ Rezensionen mittels monetärer Anreize rekrutiert. Diese extrinsische Motivation zur Produktbewertung soll beispielsweise durch die Gewährung von Coupons, Rabatten oder Durchführung von Gewinnspielen gefördert werden. Nach einem erfolgreichen Kauf werden dabei Kundinnen und Kunden durch lukrative zukünftige Rabattangebote ermutigt, ihre Zufriedenheit mit dem Produkt oder der Dienstleistung zu teilen. Positive Kommentare dieser realen Nutzer werden später auf Plattformen kommuniziert. Die Frage, ob diese Werbetaktik zulässig sei, kann weitgehend mit Nein beantwortet werden. Die einfache Aufforderung zu einer positiven Bewertung – ohne jegliche Anreize – bleibt hingegen zulässig.
Fake-Bewertung als Währung: für viele ein lukratives Geschäft
Trotz der Programme, die gekaufte oder komplett gefälschte Bewertungen bereits vor der Veröffentlichung erkennen und herausfiltern, haben sich zahlreiche Unternehmen auf die Erstellung und den Verkauf von gefälschten Rezensionen spezialisiert. Für diese Agenturen kann es durchaus problematisch werden. Einerseits sehen sie sich dem Vorwurf der Beitragstäterschaft ausgesetzt, andererseits unterstützen sie durch das bloße Anbieten von „Fake-Rezensionen“ einen unlauten Wettbewerb, sollten die vermeintlichen Rezensenten das bewertende Produkt oder die Dienstleistung nie selbst genutzt haben. Das „fälschliche Auftreten als Verbraucher“ ist im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) als Per-se-Verbot erfasst. Im Einzelfall muss daher nicht weiter geprüft werden, ob eine Täuschung stattgefunden hat oder ob die Kundinnen und Kunden dadurch überhaupt Produkte gekauft haben. Der Verkauf sowie die Verwendung von „Fake-Bewertungen“ sind daher unzulässig.
Anders verhält sich hingegen die Verwendung von bezahlten Kundenempfehlungen, da per se keine Täuschung über den vorhandenen Verbraucherstatus vorliegt. Auch in diesem Fall kann jedoch nicht von unbeeinflusster Meinungsbildung ausgegangen werden. Die Bewertungen werden schließlich durch monetäre Anreize erzielt und potenzielle Interessentinnen und Interessenten gehen ohne weitere Erläuterung davon aus, dass eine unabhängige, auf freiwilliger Basis verfasste Bewertung vorliegt. Unternehmen sind in solchen Fällen dazu angehalten, mittels geeigneter Zusätze den Werbecharakter zu verdeutlichen oder im Streitfall nachzuweisen, dass die Rezension nicht durch das Nutzenversprechen beeinflusst wurde.
So erkennen Sie „Fake-Bewertungen“
Zunächst lohnt es sich, einen Blick auf die Anzahl der Bewertungen zu werfen. Handelt es sich um ein Produkt, das erst seit kurzem auf dem Markt ist, ist eine hohe Anzahl von Bewertungen verräterisch. Außerdem deuten zahlreiche Bewertungen innerhalb eines kurzen Zeitraums sowie ausschließlich positive Rezensionen bei einem Produkt auf Fälschungen hin. Auch sind seltsam anmutende Rechtschreib- und Grammatikfehler oft ein Hinweis für technisch fake-generierte Rezensionen. Wenn Sie in den Bewertungen Links zu anderen Produkten finden, ist dies ebenfalls oft ein Zeichen eines Fakes.