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Nachhaltigkeitsrisiken und Ihre Auswirkung auf die Bankenbranche
Sascha Bakry, Partner bei Deloitte Österreich im Interview
Der Klimawandel beschäftigt mittlerweile auch die Chefetagen vieler heimischer Unternehmen und Banken. Sascha Bakry, Partner bei Deloitte Österreich und Experte im Bereich FSI Advisory sowie Financial Risk, gibt im Interview einen Einblick, wie sich Banken auf klimawandelbedingte Nachhaltigkeitsrisiken vorbereiten können.
Was genau sind Nachhaltigkeitsrisiken?
Das Thema Nachhaltigkeit ist zu Recht omnipräsent; daran anknüpfende Nachhaltigkeitsrisiken beschreiben mögliche negative Folgen, die sich für Unternehmen insbesondere aus Klima- und Umwelteffekten ergeben können.
Inwiefern sind Banken davon betroffen?
Als wesentliche Teilnehmer des Wirtschaftskreislaufs sind Banken von Nachhaltigkeitsrisiken in vielerlei Hinsicht betroffen. Nachhaltigkeitsrisiken stellen allerdings im Finanzsektor keine eigenständige Risikoart dar, sondern gelten als Teilaspekte der bereits bekannten Kredit-, Markt- und operationellen Risiken.
Auswirkungen können sich aus physischen Risiken ergeben, das wären z.B. Folgewirkungen von Wetterereignissen. Diese können sich in Ausfällen von Kreditnehmern oder Wertminderungen von Kreditsicherheiten niederschlagen.
Darüber hinaus gibt es sogenannte Transitionsrisiken, die mit politischen oder technologischen Entwicklungen einhergehen. So können zwecks Erreichung bestimmter klimapolitischer Zielsetzungen beschlossene Lenkungsmaßnahmen sich stark nachteilig auf Branchen mit höherer Umweltbelastung auswirken. Banken mit Finanzierungen in diesen Branchen sind davon in hohem Maße betroffen.
Welche regulatorischen Vorgaben gibt es dazu?
Die Bankenaufsicht setzt sich bereits seit längerem mit diesem Thema auseinander. Veröffentlichungen gibt es insbesondere in Bezug auf Transparenzverpflichtungen und einschlägige Referenzwerte. Zudem hat die deutsche Bankenaufsicht kürzlich sehr weitreichende Vorgaben zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement veröffentlicht.
Was sind die größten Herausforderungen in Bezug auf die Modellierung von Nachhaltigkeitsrisiken und welche Initiativen gibt es dazu?
Zunächst müssen Banken erheben, welche Auswirkungen Nachhaltigkeitsrisiken auf Risikokategorien wie Kredit- oder Marktrisiko haben und dann feststellen, wie diese Risiken am besten in die bestehenden Modelle eingebettet werden können.
Ein Ansatz beschäftigt sich dabei mit der Implementierung eines „Climate Scenario“ in Stresstests. So hat beispielsweise die Bank of England erst kürzlich mitgeteilt, dass sie in ihrem jährlichen Stresstest Programm von Banken verlangt, ein „Climate Scenario“ zu rechnen. Zusätzlich ist die Übersetzung der globalen Stresstestszenarien in konkrete finanzielle Messgrößen für Banken besonders herausfordernd. Im Kreditrisiko wird dazu beispielsweise die negative Auswirkung von Umweltrisiken auf makroökonomische Variablen, welche als Inputfaktoren in die Kreditrisikomodelle einfließen, übertragen – analysiert werden dabei Variablen wie das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit oder die Inflationsrate.
Welche Entwicklungen gibt es hierzu in Österreich und welche Erfahrungen hat Deloitte mit diesem Thema?
Vor allem die Green Finance Agenda, die sich aus hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Aufsicht und Bankensektor zusammensetzt, beschäftigt sich mit der Frage, wie der österreichische Finanzmarkt einen Beitrag zur Erreichung der Klima- und Energieziele leisten kann. Dabei gilt es beispielsweise, einen Markt für nachhaltige Anleihen zu entwickeln, deren Emissionserlöse ausschließlich zur Finanzierung von bestehenden oder zukünftigen Umwelt- oder Sozialprojekten verwendet werden.
Deloitte unterstützt seine Kundinnen und Kunden bei der Etablierung einer umfassenden Rahmenstruktur im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Das reicht von einer Betroffenheitsanalyse bis hin zur Entwicklung von Ansätzen zur Modellierung von Risiken – vor allem über Stresstestszenarien – und einer anschließenden Berichtserstattung, jeweils in Einklang mit einschlägigen Regularien.