Analysen
Österreich: Mittelfeld in Sachen sozialer Fortschritt
Platz 20 beim Ranking des Social Progress Index 2019
Rein ökonomische Kennzahlen wie das Bruttoinlandsprodukt können in Bezug auf die Lebensqualität kein vollständiges Bild vermitteln. Mit Hilfe des Social Progress Index (SPI) wird der soziale Fortschritt unabhängig von wirtschaftlichen Kennzahlen gemessen. Seit 2013 analysiert die NGO Social Progress Imperative gemeinsam mit Deloitte die weltweite Entwicklung anhand des sozialen Fortschritts. Österreich liegt dabei im Mittelfeld der Industriestaaten. Weltweit betrachtet ist ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen, die UN-Nachhaltigkeitsziele rücken trotzdem in weite Ferne.
Platz 20 für Österreich
Österreich liegt auf Platz 20 des insgesamt 149 Länder umfassenden Rankings und befindet sich damit betreffend sozialem Fortschritt im Mittelfeld der Industriestaaten. Menschliche Grundbedürfnisse werden in Österreich am zwölftbesten erfüllt. Dazu zählen unter anderem die Verfügbarkeit leistbaren Wohnraums, persönliche Sicherheit sowie Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen. In Sachen Chancengleichheit und Bildung ist Österreich jedoch etwas zurückgefallen. Hier besteht Aufholbedarf.
Vorbilder sind – wie auch schon in den Vorjahren – skandinavische Länder sowie die Schweiz. Auf den letzten Rängen liegen gemäß Social Progress Index afrikanische Länder wie der Tschad, die Zentralafrikanische Republik und der Südsudan. Negative Entwicklungen lassen sich unter anderem in den USA beobachten: Als einziges der G7-Länder wird hier ein sozialer Rückschritt verzeichnet.
UN-Nachhaltigkeitsziele in weiter Ferne
Zu den Social Development Goals 2030 der UNO zählen das Überwinden von absoluter Armut und Diskriminierung von Frauen und Mädchen. Gemäß den aktuellen Erkenntnissen des Social Progress Index steht hier jedoch noch ein langer Weg bevor. Durch den langsamen Fortschritt werden die UN-Entwicklungsziele frühestens 2073, und nicht wie geplant 2030, erreicht.
Wäre die Welt…
… ein einziges Land, so würde es auf Basis sozialer und ökologischer Aspekte zwischen China (Rang 89) und Saudi-Arabien (Rang 90) gereiht. Das stellt eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr dar. Positiv hervorzuheben ist der leichtere Zugang zu Information, Kommunikation und weiterführender Bildung. Hinsichtlich Persönlichkeitsrechte wie etwa der Religionsfreiheit gab es im letzten Jahr jedoch Rückschritte.
… von lediglich 100 Menschen bewohnt, wären rund:
- 11 davon unterernährt
- 63 mit einem Wasseranschluss versorgt
- 89 mit Zugang zu Elektrizität
- 48 Internet-User
Über den Social Progress Index
Der Social Progress Index (SPI) wird seit 2013 jährlich von der NGO Social Progress Imperative, unter anderem in Zusammenarbeit mit Deloitte, herausgegeben. Der SPI ist eine Ergänzung des BIP und anderer ökonomischer Indikatoren und bietet weltweit den umfassendsten Rahmen zur Messung von sozialem Fortschritt. Die Leistung der Länder wird dabei nicht nur ökonomisch, sondern ganzheitlich beurteilt. Die drei untersuchten Hauptkategorien betreffen „Menschliche Grundbedürfnisse“, „Grundlagen des Wohlbefindens“ und „Chancen und Möglichkeiten“.
Wo stehen die heimischen Unternehmen?
Österreichische Unternehmen haben mit der Umsetzung des EU-weiten Mindeststandards für nichtfinanzielle Berichterstattung, dem NaDiVeG (Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz), bereits erste Schritte in die richtige Richtung gemacht. Betroffene Unternehmen sind seit dem 17. Jänner 2017 dazu verpflichtet, zu Umwelt-, Sozial und Arbeitnehmerbelangen, die Achtung der Menschenrechte sowie auf die Bekämpfung von Korruption und Bestechung in schriftlicher Form Bezug zu nehmen. Der verstärkte Fokus, der dadurch auf soziale Themen gelegt wird, trägt zur Förderung des sozialen Fortschritts bei.
Ein weiterer Hebel, an dem österreichische Unternehmen in Sachen sozialer Fortschritt ansetzen können, betrifft das Thema Chancengleichheit. Dass Diversität für Unternehmen auch einen wirtschaftlichen Mehrwert hat, ist in Österreich noch nicht ausreichend verankert. Dabei gibt es viele Gründe, sich auch aus wirtschaftlicher Sicht für Chancengleichheit einzusetzen.
Auch wir bei Deloitte Österreich nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst und bündeln im Deloitte Future Fund unsere Ressourcen und Aktivitäten für soziale Themen. Aktuell liegt der Fokus auf der Schaffung von Perspektiven für anerkannte Flüchtlinge durch Bildungsangebote und Arbeitsplätze. Mehr über den Deloitte Future Fund lesen Sie hier.
Weitere Informationen zum NaDiVeg finden Sie hier.
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