Anpassung an eine Industrie im Wandel
Die neue Studie von Deloitte zur Schweizer Uhrenindustrie 2021
Die Pandemie erschütterte die Schweizer Uhrenindustrie und erwies sich gleichzeitig als Katalysator für einige positive Veränderungen. Die Branche ist im Vergleich zu 2020 optimistischer, aber es bleiben Bedenken, und viele Akteure passen ihre Geschäftsstrategien an neue Realitäten an. Die Schweizer Uhrenindustrie hat in den letzten 18 Monaten eine Beschleunigung der Digitalisierung erfahren und diese setzt sich fort. Aber diese Verschiebung wurde aus der Not heraus getragen. In Zukunft wird das proaktive Erkennen, Antizipieren und Anpassen an die Anforderungen einer sich verändernden Landschaft den Unterschied zwischen denen in der Branche ausmachen, die einfach überleben und denen, die gedeihen.
Diese achte Ausgabe der Deloitte Swiss Watch Industry Study basiert auf einer Online-Umfrage unter 67 Führungskräften, Interviews mit Branchenexperten und einer Online-Umfrage unter 5’558 Konsumenten in China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Hongkong, Italien, Japan, der Schweiz, Singapur, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
77 % der befragten Führungskräfte beurteilen die Aussichten für die Schweizer Uhrenindustrie im kommenden Jahr als positiv.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
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Die Aussichten für die Branche sind positiv
77 % der befragten Führungskräfte beurteilen die Aussichten für die Schweizer Uhrenindustrie für das nächste Jahr als positiv, Wachstum wird aber nur in den Segmenten über 5'000 Schweizer Franken erwartet. 24 % erwarten, dass die Schweizer Uhrenindustrie insgesamt bis Ende 2021 das Verkaufsvolumen von vor der Pandemie erreichen wird, 36 % prognostizieren die Umsatzparität bis Ende 2022.
Der Einfluss von China
Die Exporte nach China haben der Branche geholfen die Krise zu überstehen. Der durchschnittliche Luxusuhrenkonsument aus China ist vergleichsweise jünger, gegenüber neuen Innovationen und Vertriebsmodellen offen und bereit mehr Geld auszugeben als Konsumenten aus anderen Ländern. Die Branche konzentriert sich auf das chinesische Festland und sucht nach den besten Wegen, um diesen Markt zu erschliessen.
Es dreht sich alles um Omnichannel
67 % der befragten Führungskräfte glauben, dass der Offline-Verkauf weiterhin dominieren wird, aber die Digitalisierung schreitet weiter voran und eine Omnichannel-Strategie ist unerlässlich. Fast die Hälfte der Konsumenten möchten in Onlineshops, virtuellen Auktionen oder über soziale Netzwerke einkaufen.
Konsumentenverhalten
23 % der Konsumenten tragen sowohl traditionelle Uhren als auch Smartwatches. Fast einer von fünf Konsumenten kauft Uhren als Investition. Der Besitz einer Uhr ist für Millennials und die Generation Z in den letzten Jahren wichtiger geworden, und wenn sie 5'000 CHF bekämen würden sie eine traditionelle Uhr einer Smartwatch vorziehen.
Der Markt für Gebrauchtuhren wird professioneller
Marken sehen den Markt für gebrauchte Produkte als eine Möglichkeit, sich neuen Zielgruppen vorzustellen. 65 % der Führungskräfte verfolgen eine Strategie für den Markt mit zertifizierten Gebrauchtuhren. Der Anteil der Konsumenten, die wahrscheinlich aus zweiter Hand kaufen werden, ist im Vergleich zu 2020 um 11 Prozentpunkte gestiegen.
Nachhaltigkeit wird ernster genommen
72 % der Marken investieren mehr in Nachhaltigkeit Sie wollen damit ihren CO2-Fussabdruck verringern und den Erwartungen der Konsumenten gerecht werden. 60 % der Konsumenten geben an, bei ihrer Kaufentscheidung auf Nachhaltigkeit zu achten. Die wichtigsten Aspekte sind für sie eine verantwortungsvolle Beschaffung und die Umweltauswirkungen der Materialien. Die Transparenz der Lieferkette und deren Rückverfolgbarkeit sind heute und in Zukunft von entscheidender Bedeutung.
Industrie Highlights
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Wachstums- aussichten
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Angebots- und Nachfrageseite
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Omnichannel und omnipräsent
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Verbraucher- ausgaben
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Zunahme bei Gebraucht- modelle
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Was sind ihre Beweggründe?
Wachstumsaussichten in unterschiedlichen Regionen
Es überrascht nicht, dass, wie auch im Vorjahr, China am häufigsten als der nächste grosse Wachstumsmarkt für die Schweizer Uhrenindustrie genannt wird, gefolgt von den Vereinigten Staaten und Indien. Die befragten Führungskräfte prognostizierten fast einstimmig (96 %) Wachstum in China, wobei 57 % sogar starkes Wachstum erwarten. Als weitere Wachstumsregionen werden der Rest Asiens, Nordamerika und der Nahen Osten genannt. Für diese Regionen prognostizieren zwischen 80 und 90 Prozent der Führungskräfte Wachstum. Ein Viertel erwartet Wachstum in Europa und nur ein Drittel in Hongkong. Für alle anderen Regionen wird mit einem Rückgang oder einer Stagnation gerechnet.
Herausforderungen auf Angebots- und Nachfrageseite
Die Unsicherheit aufgrund der Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Nachfrage, die Lieferketten und der Arbeitsmarkt stellen für die Branche nach wie vor eine Herausforderung dar. Eine schwächere Auslandsnachfrage wird immer noch als erhebliches Risiko angesehen, aber deutlich weniger als im vergangenen Jahr. Die schwächere Binnennachfrage und die Stärke des Schweizer Frankens werden im Vergleich zu unserer Studie aus dem Jahr 2020 ebenfalls deutlich seltener als Herausforderung genannt. Allerdings sind die Risiken durch den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die unzureichende Versorgung mit Teilen, Uhrwerken und anderen Rohstoffen gestiegen.
Omnichannel und omnipräsent
Im vergangenen Jahr haben Marken und Einzelhändler ihre Geschäfte online verlegt, sei es durch Ausweitung ihrer bestehenden digitalen Kanäle oder durch die Entwicklung einer E-Commerce-Plattform. Dieser Prozess setzt sich weiter fort: Führungskräfte wollen weiterhin die Optimierung der Vertriebskanäle (84 %), die Weiterentwicklung der E-Commerce-Angebote (81 %) und die Stärkung ihrer Omnichannel-Strategie (79 %) in den Vordergrund stellen. 50 % der Befragten planen einen Ausbau des E-Commerce. Dieser hat im Vergleich zur Umfrage 2020 an Priorität gewonnen, waren es im Vorjahr doch nur 26 %.
Die Verbraucher sind bereit, Geld auszugeben
Im Durchschnitt ist etwa ein Drittel der Befragten bereit, mehr als 1'000 Schweizer Franken (oder den entsprechenden Betrag in der Landeswährung) für eine Uhr auszugeben, aber hier zeigen sich erhebliche Variation zwischen den Ländern. Deutsche gehen mit ihrem verfügbaren Einkommen eher zurückhaltend um, während in China und Hongkong mehr als zwei Drittel der Befragten bereit sind, über 1’000 Franken für eine Uhr auszugeben. Dies ist ein weiterer Grund, warum China - und nun in geringerem Masse auch Hongkong - im Luxussegment eine wichtige Rolle spielt und warum Schweizer Marken in diesen Wachstumsmarkt investieren
Zunehmende Präferenz für Gebrauchtmodelle
Im Vergleich zu unserer Umfrage aus dem Jahr 2020 stieg die Zahl der Konsumenten, die in den nächsten 12 Monaten angeblich mit grosser oder erhöhter Wahrscheinlichkeit eine gebrauchte Luxusuhr kaufen werden. Millennials und die Gen Z sind am ehesten zum Kauf von Uhren aus Vorbesitz bereit. Bei jüngeren Verbrauchern wird der Second-hand-Kauf heutzutage weit weniger stigmatisiert. Die befragten Konsumenten bevorzugen Gebrauchtuhren aufgrund ihres niedrigeren Preises (44 %), der Möglichkeit, ein nicht mehr fortgeführtes Modell zu kaufen (31 %) und zu Investitionszwecken (26 %).
Was sind ihre Beweggründe?
Marken sind bereit, mehr in Nachhaltigkeit zu investieren, um ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren und weil Nachhaltigkeit Teil ihrer Unternehmensstrategie ist. Das veränderte Konsumentenverhalten hat in vielen Branchen zu einem Wandel hin zu grösserer Nachhaltigkeit geführt. Auch Uhrenmarken sahen sich veranlasst, mehr in Nachhaltigkeit zu investieren, in erster Linie um den CO2 Fussabdruck des Unternehmens zu reduzieren. 66 % haben als Beweggrund angegeben, damit auch ihr Markenimage pflegen zu wollen.


Vorherige Ausgaben
The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2020, An accelerated transformation The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2017, It's all about digital The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2016, Navigating through stormy waters The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2015, Uncertain times The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2014, Changing times The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2013, Time for the future