Perspektiven
Wie bereit ist die Schweiz für die vierte industrielle Revolution?
Eine neue globale Deloitte Umfrage zeigt, dass die weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen der Industrie 4.0 erkannt werden. Es bestehen jedoch Defizite bei den richtigen Strategien und den notwendigen Talenten mit digitalen Fähigkeiten und es wird noch zu wenig in fortgeschrittene Technologien investiert.
Die globale Deloitte Umfrage The Fourth Industrial Revolution is here – are you ready? hat 1’600 Top-Führungskräfte in 19 Ländern zur Industrie 4.0-Bereitschaft in den vier Bereichen gesellschaftliche Auswirkung, Strategie, Talent und Technologie befragt. 87% der Befragten finden, dass die Industrie 4.0 zu mehr sozialer und ökonomischer Gleichheit und Stabilität führen wird. Zwei Drittel denkt, dass Unternehmen mehr Einfluss haben werden als Regierungen, diese neue digitale Realität zu beeinflussen. Nur 14% der Befragten sind aber sehr zuversichtlich, dass ihre Organisation schon bereit ist, alle mit der Industrie 4.0 assoziierten Veränderungen zu meistern. Die grosse Mehrheit muss ihre Strategie anpassen, um die neuen Chancen wahrzunehmen. Nur ein Viertel der Befragten denkt zudem, dass sie den richtigen Mitarbeitermix und die digitalen Fähigkeiten besitzen, die in der Zukunft gefordert sind. Investitionen in Technologien sind für alle Befragten stark getrieben durch diejenigen Technologien, die neue Geschäftsmodelle unterstützen. Der wirtschaftliche Nutzen für längerfristige Investitionen in fortgeschrittene Technologien wird oft noch zu wenig gesehen. Gründe hierfür sind Fokus auf Kurzfristigkeit (37% der Befragten), fehlende Kollaboration mit externen Partnern (38%) und fehlende interne Abstimmung und Strategien (43%).
Schweizer Unternehmen und Industrie 4.0
Diese neuesten Befunde stimmen weitgehend mit den Resultaten der Schweizer Deloitte Studie zum Werkplatz4.0 vor ein paar Jahren überein. Auch Schweizer Unternehmen sehen den Umbruch zur Industrie 4.0 mehrheitlich als unumgänglich und versprechen sich längerfristig grosse Wettbewerbsvorteile für den Werkplatz Schweiz – jedoch erst eine Minderheit der Befragten spürt die digitale Transformation schon im aktuellen Geschäft. Den grössten Nutzen der Industrie 4.0 versprechen sich Schweizer Unternehmen von neuen Möglichkeiten der flexiblen Kundeneinbindung sowie von markanten Qualitäts- und Effizienzsteigerungen in der Produktion. Die Datensicherheit im digitalen Netzwerk von Entwicklung, Produktion und Verkauf wird als Hauptrisiko angesehen, das es zu lösen gilt. Als weitere Vorbedingung für den Erfolg im Zeichen der Industrie 4.0 sehen Schweizer Unternehmen zudem die Klärung der Ressourcenfrage: Nur ein Drittel der Befragten denkt, dass sie bereits eine angemessene IT-Infrastruktur besitzen um neue Chancen der Industrie 4.0 zu nutzen und bei einer grossen Mehrheit fehlen die geeigneten Mitarbeiter für eine digitale Transformation. Investitionen in beide Ressourcenbereiche und neue Technologien sind notwendig.
Digitale Zukunftsfähigkeit durch Transformation
Eine erfolgreiche digitale Transformation im Zeitalter der Industrie 4.0 ist keine einfache Angelegenheit, sondern eine multidimensionale Aufgabe, wie die letztjährige Deloitte Studie zur Digitalen Zukunftsfähigkeit von Schweizer Unternehmen aufgezeigt hat. Dabei geht es nicht darum ein umfassendes Transformationsprojekt zu starten. Transformation ist eine Geisteshaltung oder Einstellungssache und beginnt bei jedem Einzelnen. Um künftig wettbewerbsfähig zu bleiben sind transformative Anpassungen in allen Unternehmensdimensionen – d.h. von Organisation, Kultur und Mitarbeitern bis hin zum digitalen Umfeld – unabdingbar. In der Organisation sind andere Prozesse, kooperative Führungsstile, flache Hierarchien und offene Formen der Zusammenarbeit und externe Kollaboration notwendig, um zukunftsfähig zu bleiben. Unternehmerisches Denken, Fokus auf Kundennutzen und die Fähigkeit mit ständigem Wandel umgehen zu können müssen tiefer in der Unternehmenskultur verwurzelt werden. Ein erhöhter Fokus auf Ausbildung, Weiterbildung und Entwicklung der technologischen und digitalen Fähigkeiten der Mitarbeiter wird wichtig. Die Gewinner der Zukunft schaffen jetzt schon Freiräume für Kreativität und kontinuierliches Experimentieren und ermuntern im Unternehmen ein Lernen aus Fehlern für nachhaltige und erfolgreiche Innovation. Dabei ist ein Umdenken erforderlich, weg von alten Denkweisen und linearen Prozessen und hin zu einer neuen Geisteshaltung mit agilen und flexiblen Prozessen und der Nutzung des gesamten digitalen Umfeldes. Es geht zudem nicht nur darum die nächsten Disruptoren im Zeitalter der Industrie 4.0 frühzeitig zu erkennen, sondern selber einer zu werden.
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