Artikel
Ecosystems 2021 - was bringt die Zukunft?
Gestaltung und Positionierung der Finanzindustrie
Ecosystems entwickeln sich rasant und stellen Finanzdienstleister vor grosse operative und strategische Herausforderungen. Dies bestätigt diese Schweizer Studie, welche auf Ergebnissen einer Umfrage bei schweizerischen und deutschen Finanzdienstleistern basiert. Besonders beleuchtet werden Bereiche der aktuellen und zukünftigen Positionierung der Finanzindustrie in Ecosystems, die Nutzung digitaler Plattformen, des Austausches von Daten, der notwendigen Fachkenntnisse von Mitarbeitern, die Anforderungen an die Unternehmenskultur und der Regulierung im Finanzmarkt.
Ecosystems in der Finanzindustrie
Unter Ecosystems versteht man sich dynamisch entwickelnde Gemeinschaften verschiedener Akteure (z.B. Unternehmen, Konsumenten oder Institutionen), welche durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen (z.B. über eine Plattform) und durch Einhaltung gemeinsam vereinbarter Werte Märkte bilden und in einem gemeinsamen Geschäftsmodell Mehrwert schaffen.
Für Finanzdienstleister stellt sich die Frage, ob und wie sie sich in neu entstehenden Ecosystems positionieren wollen, und wie das Produkt- und Dienstleistungsangebot ausgestaltet wird. Die Teilnahme an Ecosystems ist für Finanzdienstleister mit umfassenden Chancen verbunden: Stärkere Kundenbindung und Fokussierung, neue Formen der Erlösgenerierung, Einbindung spezialisierter Partner sowie die Aufteilung von Kosten. Allerdings sind auch signifikante Risiken zu berücksichtigen: Verlust der Kundenschnittstelle, Bedenken bezüglich Datensicherheit, sinkende Margen, Kontrollverlust sowie Verlust der Markenidentität.
Wichtigste Ergebnisse
Wie betreffen Ecosystems die Schweiz?
Ecosystems unter Beteiligung von Finanzunternehmens sind bereits heute eine Realität und dürften sich künftig rasant und immer umfassender weiterentwickeln. Auch in der Schweiz werden branchenfremde Unternehmen – insbesondere BigTechs – durch den direkten Zugang zu einer grossen Anzahl Endkunden und ihres grossen Bekanntheitsgrades vermehrt in Ecosystems der Finanzindustrie vordringen. Dies stellt Finanzdienstleister vor fundamentale strategische Herausforderungen. Im Extremfall kann sogar die Daseinsberechtigung eines Finanzdienstleisters als solche in einem umfassenden Ecosystem in Frage gestellt werden.
Was ist der Handelsbedarf für Banken?
Finanzdienstleister können strategischen Herausforderungen bewältigen und die Weiterentwicklung der eigenen Organisation fundiert angehen, indem sie:
- Das grundsätzliche Wesen von Ecosystems, die darin bestehenden Rollen und möglichen Austauschbeziehungen verstehen
- Ihre Ecosystem-Strategie im Rahmen der regulatorischen Rahmenbedingungen definieren – dabei kann die Finanzdienstleister durchaus in verschiedenen Ecosystems verschiedene Rollen einnehmen
- Kernaspekte der Ecosystem-Ausgestaltung definieren
- Transformationsschritte planen und initialisieren
Um den Handlungsbedarf strukturiert zu analysieren und die notwendigen Massnahmen treffen zu können, hat das Business Engineering Institute St. Gallen in Kooperation mit der Deloitte AG ein Framework erarbeitet, welches die wichtigsten Entscheidungsfelder und strategischen Optionen für Finanzdienstleister als Teil ihrer Geschäftsstrategie vereinfacht zusammenfasst.
Inwiefern Finanzdienstleister diese grossen, insbesondere auch kulturellen Herausforderungen meistern werden, um in Ecosystems erfolgreich zu agieren, wird sich in naher Zukunft weisen.
Über den Bericht
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie basieren auf einer Online-Umfrage mit schweizerischen und deutschen Finanzdienstleistern, deren Ergebnisse durch ausgewählte Vertiefungsinterviews mit Vertretern aus der Finanzindustrie beider Länder validiert und erweitert wurden.
Drei Viertel der ausgewerteten Ergebnisse umfassen Rückmeldungen von Banken und Versicherungen, wovon über die Hälfte von regionalen und lokalen Finanzdienstleistern stammt. Weitere 15% der Studienteilnehmer sind IT-Infrastrukturanbieter. Rund 90% der an der Online-Umfrage beteiligten Vertreter sind in der Schweiz oder in Deutschland als Mitglied der Geschäftsleitung, der Direktion oder im oberen Kader tätig. Die Studie wurde gemeinsam mit dem Business Engineering Institute St. Gallen erstellt.