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Deloitte CFO-Umfrage: Schweizer Unternehmen im Aufschwung – neue Risiken am Horizont
Zürich/Genf, 4. November 2021
Die Schweizer Wirtschaft nimmt gemäss der Deloitte CFO-Umfrage weiter Fahrt auf, die Risikoeinschätzung verändert sich jedoch stark. Aktuell liegen 60 Prozent der Unternehmensumsätze wieder auf oder über Vorkrisenniveau. Für die nächsten 12 Monaten schätzen 83 Prozent der CFOs von Unternehmen in der Schweiz die wirtschaftlichen Aussichten als positiv ein und 72 Prozent erwarten für ihr Unternehmen eine Umsatzsteigerung. Gleichzeitig belasten Lieferengpässe, Fachkräftemangel, Preisdruck und die drohende Inflation die Aussichten. Daher rechnen auch mehr CFOs mit sinkenden Margen als noch vor einem halben Jahr. Die Unternehmen dürfen sich nun keine Post-Corona-Pause gönnen und müssen das Innovationstempo weiter hochhalten.
Die grosse Mehrheit (83 %) der Schweizer CFOs ist sich einig: Die Schweizer Wirtschaft wird in den nächsten zwölf Monaten weiter wachsen. Das ist der dritthöchste Wert seit der ersten Durchführung der Deloitte CFO-Umfrage im Jahr 2009. Lediglich vier Prozent der befragten CFOs rechnen mit einem Abschwung.
«Die Schweizer Wirtschaft hat zwar temporär stark gelitten. Dank gezielten Staatsinterventionen und einer insgesamt robusten und breit abgestützten Struktur wird sie insgesamt aber gestärkt und rascher als viele andere OECD-Länder aus der Pandemie hervorgehen», sagt Reto Savoia, CEO von Deloitte Schweiz. «Das ist eine sehr positive Nachricht, vorausgesetzt, weder die Politik noch die Unternehmen ruhen sich jetzt auf ihren Lorbeeren aus, sondern reagieren konsequent auf die neue Risikolage.»
Unternehmensaussichten überwiegend sehr positiv
Die 114 befragten CFOs gehen davon aus, dass ihre zentralen Kennzahlen für die nächsten zwölf Monate ansteigen; das gilt für Anzahl der Mitarbeitenden, Umsätze sowie Investitionen. Hohe 79 Prozent der befragten Finanzchefinnen und Finanzchefs rechnen für die nächsten 12 Monaten mit einem Umsatzwachstum und nur 7 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Über die Hälfte der CFOs (53 %) rechnet damit, in den kommenden zwölf Monaten mehr Leute einzustellen als ihr Unternehmen verlassen. Besonders stark dürften gemäss den CFOs Ausgaben für Marketing, Events oder Geschäftsreisen steigen. Einzig bei der Margenentwicklung hat der Anteil der positiv gestimmten CFOs abgenommen.
Weiter gaben zum Umfragezeitpunkt im September 2021 60 Prozent der CFOs an, dass ihre Umsätze wieder auf oder über dem Vorkrisenniveau liegen, knapp doppelt so viele wie im März (34 %). Vor Jahresfrist lag dieser Anteil gar noch bei 18 Prozent. «Viele Unternehmen haben die Krise eigentlich überwunden und wieder genug Aufträge. Sie können diese aber oft nicht vollständig erfüllen, da ihnen Material und Personal fehlt. In der Folge steigt der Druck auf die Margen», erklärt Alessandro Miolo, Managing Partner für Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.
Lieferprobleme und Fachkräftemangel
«Die Risiken für Unternehmen haben sich innerhalb eines halben Jahres so massgeblich verändert wie noch selten», sagt Alessandro Miolo (siehe Grafik). Zum ersten Mal geben die CFOs ihre ganzen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Material- und Informationsfluss vom Einkauf bis zur Aus¬lieferung als grösstes Unternehmensrisiko an.
Die komplexen und stark globalisierten Lieferketten waren weder auf eine globale Pandemie noch auf das aktuell starke Nachfragewachstum vorbereitet. «Krisen mit ähnlichen Auswirkungen auf den globalen Handel wie die Corona-Pandemie können sich jedoch wiederholen. Mit einer doppelt so grossen Aussenhandelsquote wie im OECD-Durchschnitt, sind stabile und nachhaltige Lieferketten für die Schweiz besonders wichtig. Die Politik sollte darum die Vereinfachung und Digitalisierung des Zollsystems weiter vorantreiben und den Freihandel mit Abkommen absichern – und die Unternehmen müssen ihre Lieferanten und den Vertrieb aktiver bewirtschaften sowie die Digitalisierung der Lieferketten-Netzwerke vorantreiben», erklärt Alessandro Miolo weiter.
Grafik: Wie die Schweizer CFOs die Risiken für ihr Unternehmen
Produktivität muss stärker steigen
Neben den allgemeinen Sorgen um die Lieferkette, steigenden Rohstoffpreisen sowie fehlenden Transportkapazitäten ist der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden wieder ein grosses Thema. «Die Probleme rund um Lieferketten und Fachkräfte ergeben zusammen mit dem Druck auf die Margen sowie der steigenden Inflation einen gefährlichen Risikococktail, der nicht einfach zu verdauen ist», so Alessandro Miolo.
Der Fachkräftemangel ist in der Risikobewertung der CFOs um ganze 15 Plätze nach oben geschnellt. Für Unternehmen mit ambitionierten Wachstumsplänen ist es daher zentral, dass die wichtigen Mitarbeitenden im Unternehmen bleiben. «Darüber hinaus brauchen Unternehmen auch Erleichterungen bei der Rekrutierung von internationalen Spitzenkräften, denn die Bewilligungsprozesse sind kompliziert und aufwendig, und erfolgreiche ausländische Uniabgänger verlassen das Land in grosser Zahl. Unternehmen müssen zudem weiterhin in neue Technologien investieren – wie das viele während der Pandemie erfolgreich getan haben. Das sollte auch dazu beitragen, das Produktivitätswachstum endlich wieder anzukurbeln und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen», führt Deloitte-CEO Reto Savoia aus.
Über die Deloitte CFO-Umfrage
Die Umfrage zielt darauf ab, die Einschätzungen von Chief Financial Officers (CFOs) und Leitern des Finanzwesens relevanter Unternehmen zu Geschäftsaussichten, Finanzierungen, Risiken und Strategien zu erfassen sowie Trends und Wendepunkte bei Schweizer Unternehmen aufzuzeigen. Die CFO-Umfrage ist die einzige Befragung dieser Art in der Schweiz und wird halbjährlich seit Herbst 2009 durchgeführt. Die aktuelle 42. Befragung zum ersten Halbjahr 2021 wurde vom 31. August bis 27. September durchgeführt. Insgesamt nahmen 114 CFOs teil. Die Teilnehmer repräsentieren sowohl börsenkotierte Unternehmen als auch privat gehaltene Gesellschaften und stammen aus allen relevanten Branchen der Schweizer Wirtschaft