Hallo, wir sind Gordon und Philipp und mit unserem gemeinnützigen Verein „Build & Grow“ unterstützen wir in Osteuropa Familien in Not.
Wir verändern mit unseren Hausbau-Projekten nicht nur das Leben der Familien vor Ort, sondern lassen auch alle am Projekt beteiligten Personen eng zusammenwachsen. Was alles dazu gehört, ein Haus in drei Tagen aufzubauen, erzählen wir euch gern hier.
Ein soziales Hausbauprojekt gibt den bedürftigen Familien vor Ort Hoffnung, durchbricht den Armutskreislauf und fördert das persönliche Wachstum und die Gemeinschaft unter Kolleg:innen und allen Beteiligten.
Gordon, du bist Senior Consultant und du, Philipp, bist Senior Manager im Bereich Consulting. Handwerkliches Geschick braucht man dafür ja eher nicht. Dennoch baut ihr mit eurem Verein „Build & Grow“ Häuser für bedürftige Familien in Osteuropa. Erzählt uns darüber doch gerne mehr! Was genau macht „Build & Grow“? Welche Ziele verfolgt der Verein und wie sieht eure Rolle dort aus?
Zunächst muss man wissen, dass in unseren beiden Zielregionen Rumänien und Moldawien Armut weit verbreitet ist. Über 70% der Häuser in ländlichen Regionen haben immer noch keine zentrale Heizung, während die Winter bitter kalt sind. Das durchschnittliche Einkommen liegt meistens weit unter 400 EUR monatlich. Diese Armut tatsächlich „live“ zu sehen, hat uns wirklich schockiert. Wir dachten uns: Wenn doch nur jede halbwegs finanziell privilegierte Person einen kleinen zeitlichen und finanziellen Beitrag leisten würde, dann könnte man der materiellen Not vor Ort schon eine ganze Menge entgegensetzen. So kam uns Ende 2017 die Idee zu „Build & Grow“, einer Plattform, die beide Gruppen zusammenbringen und verbinden soll. Das Ziel unseres gemeinnützigen Vereins ist es, die Not von Familien in Osteuropa durch einen dreitägigen sozialen Hausbau zu lindern und dabei primär Geschäftsleute als Team zu einem sozialen Zweck zusammenzubringen, bei dem Nächstenliebe gelebt und erfahren wird. Dieses Hausbauprojekt gibt den bedürftigen Familien vor Ort Hoffnung, durchbricht den Armutskreislauf und fördert das persönliche Wachstum und die Gemeinschaft unter Kolleg:innen und allen Beteiligten.
Wie werdet ihr auf die Menschen aufmerksam, die eure Hilfe brauchen? Und wie entscheidet ihr, welcher Familie ihr mit eurem Projekt zu einem neuen Leben verhelft?
In Moldawien und Rumänien braucht man natürlich nicht lange suchen, um eine bedürftige Familie zu finden. Wir mussten aber schnell feststellen, dass Helfen gar nicht so einfach ist, wenn man es sinnvoll und nachhaltig gestalten will. Denn einer Familie nur ein Haus hinzustellen, den Schlüssel dazulassen und zurückzufliegen ist ganz sicher keine nachhaltige Hilfe. Daher haben wir vier Auswahl-Kriterien festgelegt: a) Regelmäßiges Einkommen, b) Kinder, c) Zustimmung zur Teilrückzahlung und d) „Personal Fit“. In unseren beiden Zielregionen gibt es mittlerweile schon einige Möglichkeiten, einen Job zu finden. Und genau dazu soll unser Kriterium „Regelmäßiges Einkommen“ einen Anreiz schaffen. Denn nur durch regelmäßige finanzielle Einnahmen kann ein Haus überhaupt unterhalten werden. Da die Mietpreise verhältnismäßig hoch sind, leistet ein eigenes Haus einen erheblichen Beitrag dazu, dass das Familieneinkommen z.B. für die Bildung der Kinder investiert werden kann. Eigene Kinder erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus auch über die jetzige Generation hinweg genutzt wird. Unser Anspruch ist auch, dass ein Teil der Hauskosten über einen längeren Zeitraum (+10 Jahre) an uns zurückgezahlt wird. Diese Einnahmen setzen wir natürlich wieder für unsere Vereinszwecke ein. So erreichen wir, dass die Familien ein Eigentums- und Verantwortungsgefühl für das Haus entwickeln und sich noch besser darum kümmern. Es ist daher ein Geschenk mit Bedingungen, die aber nur im besten Interesse der entsprechenden Familie sind.
Gerne nehmen wir bei der Auswahl der Familien die Hilfe von lokalen Hilfsorganisationen und Kirchengemeinden in Anspruch, da sie die bedürftigen Familien über einen längeren Zeitraum kennen und somit besser empfehlen können. Darüber hinaus leisten solche lokalen Partner eine „Follow-up“-Betreuung der Familien, für die wir ein Haus gebaut haben.
Um ein Haus zu bauen, braucht es nicht nur Architekten und verschiedene Handwerker, sondern auch eine Menge Geld und Zeit. Wie finanziert ihr eure Projekte, wo bekommt ihr die nötigen Fachleute und Helfer her und wie schafft ihr es dann, ein Haus in nur drei Tagen zu bauen?
Über Geld spricht man natürlich nicht so gerne – aber am Ende des Tages wird es gebraucht, ganz richtig. Es gibt zwei wesentliche Quellen, aus denen in der Regel die Kosten für einen Hausbau (u.a. Material, lokale Dienstleister, Reisen, Versicherung, Unterkunft) gedeckt werden. Da ist einmal das teilnehmende Unternehmen selbst, das durch eine Spende einen individuell festgelegten Betrag beisteuert. Der verbleibende Teil wird von den Unternehmensmitarbeiter:innen jeweils durch eine steuerlich absetzbare Spende dazugegeben. Wie hoch die Summe am Ende ist, lässt sich nicht verallgemeinern, da sie von vielen Faktoren abhängt, z.B. Höhe der Unternehmensspende, Anzahl der Teilnehmenden, Größe des Hauses, Bauregion etc. Meist bewegt sich die Teilnehmerspende im oberen dreistelligen Bereich. Sie hat für uns noch den zusätzlichen Wert, dass sich dadurch jeder Teilnehmende stärker mit dem Projekt identifiziert.
Wir sind äußerst dankbar für unseren Baupartner „Uniqa“ in Moldawien. „Uniqa“ ist ein relativ neues Unternehmen, das auf energieeffiziente Häuser spezialisiert ist und mit einer vorgefertigten „Panel“-Konstruktion baut. Das ist gleich dreifach vorteilhaft: Einmal ermöglicht uns diese Schnellbautechnologie überhaupt erst, das Haus (ohne den finalen Innenausbau) in drei Tagen aufzustellen. Auch sorgen wir dafür, dass die Familien energieeffizient durch die sehr kalten Winter kommen. Zuletzt schaffen wir durch die Bauten immer mehr Arbeitsplätze, was die lokal relativ schwache Wirtschaft ankurbelt und regelmäßige Gehälter in Familien bringt. Die „Uniqa“-Geschäftsführung identifiziert sich außerdem so stark mit unserer Vision, dass sie uns regelmäßig ehrenamtlich bei unterschiedlichen Anliegen vor Ort unterstützt, um das sehr ambitionierte Bau-Projekt innerhalb von nur drei Tagen zu realisieren. Das ist wirklich ein Segen! Die drei Tage sind uns deshalb so wichtig, weil wir zum einen aufgrund des greifbaren Bauziels höhere Chancen sehen, Geschäftsleute für diese Sache zu begeistern, denn der Zeitaufwand hält sich im Rahmen dessen, was Freiwillige bereit sind zu investieren. Andererseits schafft solch ein kompaktes Bauprojekt eine hohe Emotionalität – auch bei der bedürftigen Familie. Sie wird die besondere Atmosphäre nicht mehr vergessen und wird so nicht nur finanziell, sondern auch psychisch unterstützt.
Was muss für ein solches Projekt im Vorfeld alles beachtet und organisiert werden, bevor ihr den ersten Spatenstich vor Ort machen könnt?
Neben der Auswahl der Familie muss ein geeignetes Grundstück gefunden werden. Wir versuchen dabei, möglichst günstige Grundstücke, z.B. über die lokale Regierung, zu bekommen. Es kommt auch vor, dass die ausgewählte Familie bereits ein Grundstück besitzt. Das ist natürlich ideal. Im Anschluss müssen die entsprechenden Baugenehmigungen eingeholt werden, was mit den lokalen Behörden manchmal die ein oder andere Herausforderung mit sich bringt. Wir brauchen zudem immer einen Kran, um die Panel aufzustellen. Ein Dach- und Fensterlieferant muss ebenfalls organisiert werden. Neben dieser „Bau-Front“ gibt es natürlich noch die Organisation der Freiwilligen. Sie müssen rechtzeitig alle nötigen Informationen erhalten und auf den Einsatz vorbereitet werden. Nicht zuletzt müssen natürlich Flüge und Hotels terminiert und koordiniert werden.
Was war bisher eure größte Hürde und wie habt ihr sie erfolgreich gemeistert?
Die größte Hürde war ganz sicher, vor Ort in Osteuropa einen vertrauenswürdigen und qualitativ überzeugenden Baupartner zu finden, der unsere doch schon verrückte Drei-Tage-Bau-Vision teilt. Der Kontakt zu „Uniqa“ kam wie aus heiterem Himmel, als wir der Verzweiflung nahe waren. Diese Nadel im Heuhaufen zu finden war wirklich ein Wunder. Daneben gab es besonders bei der Gründung unseres Vereins und kurz danach einige schwierige rechtliche Themen, bei denen uns zum Glück ein weiterer Deloitte-Kollege aus dem Bereich Legal ehrenamtlich sehr geholfen hat. Außerdem war und ist das Funding eine Herausforderung. Leider ist es speziell für Start-Ups im sozialen Bereich besonders kompliziert, Fördergelder von Regierungen zu erhalten. Das finden wir extrem schade. Denn solch eine Förderung hätte uns viel Kraft und Mühe erspart. Wir haben öfter ans Aufgeben gedacht, doch kleinere Lichtblicke an den entscheidenden Stellen haben uns dann doch weiter glauben und träumen lassen. Viel Energie hat natürlich auch die Kommunikation unserer Vision und die Überzeugungsarbeit gekostet. Geschäftsleute für solch eine Aktion zu gewinnen, ist definitiv kein Selbstläufer. Aber wir wussten, dass gerade diese Personengruppe für Herausforderungen offen ist. Als wir dann endlich eine „kritische Masse“ motiviert hatten, ist wirklich ein Momentum entstanden.
Was motiviert euch, trotz der aufwändigen Planung und Organisation sowie mancher Schwierigkeiten, weiterzumachen?
Wenn man nach drei intensiven Bautagen bei der Hausübergabe als Team im Kreis zusammensteht und jeder noch persönliche Worte an die Familie richtet und dabei die Tränen der Rührung und Freude sieht, dann weiß man, dass sich all der Aufwand gelohnt hat. Unser Slogan heißt: „Build a home, change lives, grow together!” Spätestens dann merkt jede:r Beteiligte, dass wirklich Leben verändert wurden – von den persönlichen Erfahrungen jeder und jedes Einzelnen ganz zu schweigen.
Gibt es einen Moment, der euch besonders in Erinnerung geblieben ist und warum?
Da gibt es so viele, dass es uns sehr schwer fällt, einen herauszupicken. Die eigentliche Hausübergabe ist an Emotionalität sicher schwer zu übertreffen. Geben ist schöner als nehmen – da ist so viel dran. Build & Grow schafft durch die Kompaktheit der drei Tage auch ein transformelles Erlebnis. Das wird besonders deutlich, wenn wir die Teilnehmenden nach dem Bau am Flughafen verabschieden. Den meisten verschlagen die Emotionen einfach die Sprache, man umarmt sich dann einfach nur innig und die Tränen rollen. Ich glaube, das spricht wirklich für sich. Schaut euch einfach unseren Trailer auf https://youtu.be/88P5SOSCzkQ an, um einen Eindruck davon zu bekommen, was wir tun und erreichen.
Ihr wollt wissen, welche weiteren Möglichkeiten es für unsere Mitarbeiter:innen es gibt, sich sozial zu engagieren? Dann schaut doch einfach auf unserer Website vorbei.
Sven ist seit 2018 im Team Employer Branding & Personalmarketing bei Deloitte Deutschland tätig. Dort verantwortet er unter anderem Employer Branding Kampagnen mit Fokus auf berufserfahrene Talente. Im Deloitte Karriere Blog berichtet Sven über aktuelle Karrierethemen und relevante Business Entwicklungen, die Karrieremöglichkeiten für die unterschiedlichsten Profile bereithalten.