Future of Energy: Vier Szenarien für das Jahr 2035

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Future of Energy: Vier Szenarien für das Jahr 2035

Mit dem Szenario-Ansatz von Deloitte können sich Unternehmen auf fundamentale Umbrüche im Energiesektor vorbereiten 

Angesichts des anhaltenden Klimawandels sind massive Änderungen in der globalen Energiewirtschaft und dem globalen Wirtschaften mit Energie unausweichlich. Doch wie die neue Welt der Energie im Detail wirklich aussehen wird, hängt von sehr vielen Faktoren ab und ist nicht zuverlässig vorhersehbar. Deloitte hat deshalb in einem aktuellen Report vier plausible „Future of Energy“ Basis-Szenarien entwickelt, an denen Unternehmen ihre Planung ausrichten können.

Wie wird Energie in Zukunft erzeugt und konsumiert? Werden die globalen Akteure bei der anstehenden Dekarbonisierung kooperieren und dank innovativer Technologien ausreichend preiswerte klimaneutral erzeugte Energie zur Verfügung stellen können? Oder werden sich immer mehr Länder in einer Art Klima-Nationalismus verschanzen und ihre fossilen Ressourcen ohne Rücksicht auf diese globale Herausforderung extensiv ausschöpfen? Auf diese Fragen gibt es zum heutigen Zeitpunkt keine eindeutigen Antworten – plausibel ist beides, und es gibt noch weitere denkbare Verläufe. Wie die Entwicklung konkret aussieht, wird aber massive Implikationen etwa für den Schweregrad der Folgen haben, die vom Klimawandel ausgehen – und damit für das reale Geschäftsumfeld von praktisch allen Unternehmen und Branchen. Wie gehen sie mit dieser Unsicherheit um? 

Future of Energy: Vier Szenarien für das Jahr 2035

Planen für eine unsichere Energie-Zukunft

Nicht empfehlenswert ist, auf die Unmöglichkeit einer belastbaren Prognose mit einer „Wait and see“-Haltung zu reagieren, also erst einmal abzuwarten und weiterzumachen wie bisher. Nötig ist vielmehr eine strukturierte Vorbereitung, die Unternehmen für die konkreten Folgen bestimmter plausibler Entwicklungen wappnet. Planen unter dem Vorzeichen der Unsicherheit: Für genau solche Situationen setzt Deloitte die Methode der Szenarioplanung ein. Dabei werden die entscheidenden Faktoren und Treiber für zukünftige Entwicklungen identifiziert, analysiert und miteinander in Relation gebracht. So kristallisieren sich vier verschiedene denkbare Grundszenarien heraus, die je nach Entwicklung der einzelnen Treiber kontinuierlich in ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet werden können. Sie sind nicht als Prognosen zu verstehen, sondern als plausible zukünftige Gesamtkontexte, die Unternehmen Anhaltspunkte für die Entscheidungen von heute an die Hand geben und in knappen Narrativen zusammengefasst werden können. 


Angewandt auf die Zukunft der Energiewirtschaft muss dabei herausgearbeitet werden, wie Energiesysteme, Energieerzeuger, Energiekonsumenten und geographische Variablen in ein komplexes Wechselspiel treten, und was für konkrete Resultate das jeweils hat. Wichtig ist dabei, auf einen Zeitpunkt zu zielen, der zeitlich weit entfernt genug ist, um einen tiefgreifenden Umbruch zu markieren, aber zugleich noch nahe genug, um überhaupt Relevanz für die heutige Entscheidungsfindung von Unternehmen zu haben.


Deloitte hat im Report Future of Energy eine Vielzahl von Daten zusammengetragen, aus denen sich 92 Treiber ergeben, die wiederum zu 19 Grundfaktoren aus den Bereichen Gesellschaft, Technologie, Umwelt, Wirtschaft und Politik zusammengefasst werden. Die vier „Future of Energy“-Szenarien entstehen dann durch eine Einteilung der verschiedenen Faktoren entlang von zwei Haupt-Achsen: dem Handeln der Weltgemeinschaft und der Reaktion einzelner Gesellschaften.

Future of Energy - Die vier Szenarien im Überblick

  • Szenario 1
  • Szenario 2
  • Szenario 3
  • Szenario 4
Szenario 1: One Team, One Dream

In diesem „Future of Energy“-Szenario sind die Rahmenbedingungen bestimmt durch eine proaktive gesellschaftliche Haltung zu den Klimaherausforderungen sowie eine offene weltweite Gemeinschaft. In dieser Zukunft führt die ökologische Belastung durch Treibhausgase zu schwerwiegenden weltweiten Klimaschocks. Doch zugleich rütteln diese Ereignisse die Weltgemeinschaft wach: Ein neuer Geist der Einheit und Kooperation entsteht, aus dem heraus eine beschleunigte Entwicklung von erneuerbaren Energiequellen und eine Reduktion des Energieverbrauches gelingen. Die Dekarbonisierung ist in diesem Szenario am weitesten fortgeschritten, getragen von einem verantwortungsvollen Verbraucherverhalten, das Aspekte wie Gesundheit, Nachhaltigkeit und sozialen Nutzen in den Mittelpunkt rückt. Unternehmen unterstützen diese Trends durch effizientere Wertschöpfungsketten und nachhaltigere Produkte. Regierungen öffnen Grenzen und senken Handelshemmnisse, um die weltweite Verflechtung der Ökonomien und Business-Ökosysteme zu befördern. Ein global einheitlicher Mechanismus der CO2-Bepreisung wird eingeführt.

Szenario 2: Ready, set, innovate

Auch in diesem „Future of Energy“-Szenario ist die gesellschaftliche Haltung zu den Klimaproblemen proaktiv. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Länder hier unabhängiger und grenzen sich voneinander ab. Aus lokalen Erwägungen heraus werden begrenzte Energie-Allianzen eingegangen, die eher zu einem globalen Patchwork von Lösungen führen als zu Kollaboration. Die internationalen Beziehungen sind von scharfem Systemwettbewerb gekennzeichnet. Dies führt dazu, dass der Privatsektor die Lücke füllt. Er nimmt eine große Rolle bei der Elektrifizierung, der Ausweitung erneuerbarer Energien und der Steigerung der Energieeffizienz ein. Denn die Privatwirtschaft ist sich nur allzu deutlich bewusst, welche Gefahren der Klimawandel für die Nachhaltigkeit ihrer Umsätze und Gewinne mit sich bringt. Die Skalierung sauberer Energiequellen wird durch einen Mangel an internationaler Kooperation behindert, was insbesondere für Entwicklungsländer eine große Hürde darstellt. Internationaler Handel ist weitgehend auf eingeschränkte regionale Systeme begrenzt, Entwicklungs- und Schwellenländer kooperieren verstärkt.

Szenario 3: Me and my resource

In diesem „Future of Energy“-Szenario entwickeln die Staaten der Welt ebenso wie in Szenario 2 eine Tendenz zur restriktiven Abschottung. Dazu kommt hier nun aber auch ein reaktiver Umgang der Gesellschaften mit der Klimaproblematik. Dies führt zu einem verbreiteten Ressourcen-„Egoismus“. In vielen Regionen steigt die Nachfrage nach Energie weiter an und wird hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen gedeckt. Einzelnen Regionen – z.B. Entwicklungsländern – gelingt es dagegen, gleich eine Phase weiter zu „springen“ und direkt eine Energiewirtschaft auf Basis von erneuerbaren Quellen aufzubauen. Generell behindert verbreiteter Protektionismus den Austausch von Waren und Ideen sowie die freie Bewegung von Personen. Eine Rezession sorgt dafür, dass die Verbraucher weniger Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeitsthemen richten. Regierungen wetteifern um möglichst günstige Energiequellen, Innovation und Infrastrukturprojekte bleiben regional begrenzt.

Szenario 4: Rising tide

Auch dieses „Future of Energy“-Szenario ist von reaktivem gesellschaftlichem Verhalten geprägt, was die Energiewende angeht. Allerdings herrscht hier ein internationaler Austausch, eine Grundhaltung der Offenheit zwischen den Staaten. Wachstum, Stabilität und Sicherheit sind weltweite Prioritäten. Der Fokus auf Wirtschaftswachstum steigert Wohlstand und Lebensqualität in aller Welt deutlich, jedenfalls kurzfristig. Das führt jedoch auch zu einem weiteren Anstieg des Energiebedarfs und der Treibhausgas-Emissionen. Sowohl fossile Brennstoffe als auch erneuerbare Energien kommen in steigendem Maß zum Einsatz. Neue Technologien zur Senkung des Klimaeffekts entstehen zwar, treten aber insgesamt gegenüber eher reaktiven Maßnahmen in den Hintergrund.

Aufbruch in die Zukunft: Szenario-Planung mit Deloitte

Wie können Sie in Ihrem Unternehmen diese vier Szenarien – die hier natürlich nur grob skizziert wurden – nun konkret für die eigene strategische Planung einsetzen? Wichtig ist zunächst, die Implikationen, Treiber und Kenngrößen jedes Szenarios auf die eigene Branche und konkrete Marktsituation herunterzubrechen. Ein nach Prioritäten gewichtetes Maßnahmenportfolio sollte entwickelt werden, mit dem je nach Szenario reagiert werden kann. Durch die Auswahl von passenden Indikatoren kann überwacht werden, welches Szenario sich in der Realität gerade abzeichnet. Aus diesen Bausteinen kann eine Roadmap erstellt werden, die Sie auf dem Weg in die Zukunft der Energie leiten kann. Bei der Entwicklung eines solchen Ansatzes helfen die Szenario-Planer von Deloitte, die vollen Zugriff auf unsere breite Industrieexpertise in sämtlichen Branchen haben. Sie unterstützten bei der Entwicklung eines Arsenals konkreter Maßnahmenpläne, mit denen Ihr Unternehmen sich durch die Planung für die plausiblen „Future of Energy“-Szenarien vorbereiten kann.

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