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Smart Manufacturing Ecosystems

Deloitte-Studie zu digitalen Ecosystems für die smarte Produktion

Die verarbeitende Industrie wurde von der aktuellen COVID-19 Krise besonders hart getroffen. Doch wie können Unternehmen in dieser schwierigen Situation neue Wachstumsimpulse generieren? Wie eine neue Deloitte-Studie zeigt, bieten Ecosystems-Partnerschaften rund um das Thema Smart Manufacturing einen interessanten Pfad in die Zukunft. Damit sparen Unternehmen nicht nur Kosten, sondern bringen die digitale Transformation voran und beschleunigen die Produktzyklen.

Investitionen zurückfahren und sparen: In der aktuellen Lage ist das eine verbreitete Maßnahme in der Industrie. Doch so sinnvoll sie angesichts der Krise auch sein mag, so riskant ist es, dabei am falschen Ort zu sparen. Gerade jetzt ist nämlich laut der neuen gemeinsamen Studie von Deloitte und MAPI (Manufacturers Alliance for Productivity and Innovation) der richtige Zeitpunkt, die Orchestrierung der smarten Fertigung voranzutreiben – und zwar durch einen Ausbau der Zusammenarbeit mit Ecosystems-Partnern. Denn damit erlangen Firmen die nötige Flexibilität, um auf kurzfristige Veränderungen in den Märkten und Lieferketten reagieren zu können. 

Globale Studie "Accelarating smart manufacturing - The value of an ecosystem approach"

Die Zeit ist reif

Zu diesem Befund passt es, dass 62% der befragten Führungskräfte angeben, ihre Smart Factory Investitionen 2020 fortzuführen und zu erhöhen. 38% legen derzeit allerdings eine Pause ein. Wie schnell neue Ansätze umgesetzt werden können, haben dabei viele Unternehmen gerade im Kontext der COVID-19-Krise bereits bewiesen. Etwa indem sie ihre Kapazitäten mithilfe regionaler Produktions-Netzwerke im Rekordtempo auf die Fertigung von Beatmungsgeräten und persönlicher Schutzausrüstung (PPE) umgestellt haben – oder durch die Einführung technologischer Lösungen für Pandemie-spezifische Probleme, etwa durch verstärkten Einsatz von Cobots (industrielle Roboter, die neben Menschen in Produktionsumgebungen arbeiten), Virtual Reality Tools oder Wearables für mehr Sicherheit der Arbeitnehmer. 

Mehr zu den (regulatorischen) Anforderungen an die Digitale Transformation und Smart Manufacturing Ecosystems in unserem Webcast Archiv.

Den Netzwerk-Effekt nutzen

Der Ausbau von Smart Manufacturing Ecosystems hat aber auch über den Horizont der aktuellen Krise hinaus erhebliche Bedeutung. Von einem Business-Ökosystem profitieren wie in einem biologischen Ökosystem alle Beteiligten: Die Summe ist größer als die einzelnen Teile. Das gilt insbesondere im Bereich der digitalen Vernetzung von Produktions-Assets – einer komplexen Aufgabe, mit der viele Unternehmen als Einzelakteur überfordert wären. Wichtig ist dabei eine neue Art der Verknüpfung von Firmen, die über gewohnte Zuliefererbeziehungen hinausgeht, starre Unternehmensgrenzen überschreitet und ein multidirektionales Netzwerk gleichberechtigter Teilnehmer aufbaut. Das eröffnet neue Dimensionen für Problemlösungen und kann innovative Geschäftsmodelle befördern. 

Diverse Ecosystems, attraktive Use Cases

In der Deloitte-Studie werden vier Hauptgebiete identifiziert, für die Ökosysteme im Bereich Smart Manufacturing besonders relevant sind:

  • Produktion (mit Akteuren wie Industrie-Konsortien, IT-Vendoren, Startup-Acceleratoren, Forschungseinrichtungen usw.) 
  • Kunden (Vertrieb, Einzelhandel, Social Media Channels usw.)
  • Lieferketten (Zulieferer, Logistikpartner usw.)
  • Mitarbeiter (Personaldienstleister, staatliche Programme, Verbände usw.)

Im Zentrum der Studie steht dabei das Produktions-Ökosystem. Hier werden acht besonders relevante Use Cases („The Great Eight“) beschrieben, die schon von vielen der befragten Unternehmen realisiert werden. Dazu gehören:

Die Vorteile überzeugen

Die Benefits des Ökosystem-Ansatzes sind vielfältig. Durch ein „Anzapfen“ des Netzwerks können die einzelnen Partner ihre digitale Transformation mit verringertem Aufwand beschleunigen. Sie erzielen kurzfristige Wachstumssteigerungen und optimieren ihre langfristige strategische Aufstellung. 85% der für die Studie Befragten halten Ökosysteme für wichtig oder für extrem wichtig, um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern – durch mehr Effizienz, größere Flexibilität und verbesserte Zukunftsfähigkeit. Die finanzielle Performance wird dabei ebenfalls gestärkt, wie eine Analyse von „Fortune 500“-Industrieunternehmen ergab: Firmen mit mehr als 15 strategischen Allianzen erzielten 2019 ein doppelt so hohes Umsatzwachstum wie solche mit weniger als 15. 

Es muss aber berücksichtigt werden, dass nicht alle Ökosystem-Vorteile mit üblichen Metriken zu Effizienz oder Produktivität erfasst werden können. Das gilt gerade für jene Vorteile, die von den befragten Unternehmen mit einem eingeführten Ökosystem-Ansatz am häufigsten genannt werden, z.B. ein erhöhtes Tempo bei der Produkt- bzw. Service-Delivery. Dazu kommen weitere Aspekte wie neue Absatzkanäle. In der Studie werden außerdem konkrete Beispiele aus der Praxis ausführlicher dargestellt.  

Herausforderungen, Lösungen und Erfolgsfaktoren

Im Rahmen der Studie hat Deloitte fünf Eigenschaften ausgemacht, die Unternehmen mit einem ausgereiften Ökosystem-Ansatz kennzeichnen:

  1. Umfassende Vernetzung („connected everything“): sichere multi-modale Real-Time-Kommunikation im Ökosystem
  2. Ganzheitliche Entscheidungsfindung: wird ermöglicht durch den Informationsaustausch im Ökosystem über Silo- und Unternehmensgrenzen hinweg 
  3. Beschleunigte „Time-to-Value“: Ausnutzung komplementärer Fähigkeiten im Netzwerk und Verkürzung von Beschaffungszyklen 
  4. „Always on“-Agilität: erhöhte Flexibilität in der Anpassung an veränderte Marktbedingungen und beim Identifizieren neuer Chancen
  5. Turnkey-Lösungen: gemeinsame Entwicklung von End-to-end-Angeboten mit erheblichem Wettbewerbsvorteil

Bei den Angaben der Befragten ergab sich dabei eine interessante Diskrepanz: Obwohl 73% der Unternehmen nennenswerte externe Netzwerk-Beziehungen aufgebaut haben, schätzen nur 23% bis 39% den Reifegrad ihres Unternehmens in den fünf genannten Punkten als relativ fortgeschritten ein. Das ist ein Hinweis auf verbreitete Risiken und Hürden bei der Umsetzung eines echten Ökosystem-Ansatzes, für die in der Studie Lösungswege vorgeschlagen werden. Typische Herausforderungen und Lösungsansätze sind:

Weitere Hinweise zu den Hürden und Lösungsoptionen finden sich in einem praxisnahen Playbook mit handlungsrelevanten Umsetzungsvorschlägen, das begleitend zur Studie erstellt wurde.

Über die Studie

Deloitte und MAPI haben die Studie „Accelerating smart manufacturing – The value of an ecosystem approach“ im Sommer 2020 durchgeführt, basierend auf einer Online-Befragung von 850 Führungskräften von Industrieunternehmen in den Regionen Europa, Nordamerika und Asien. Ergänzend wurden über 30 Einzelinterviews mit Führungskräften von Industrieunternehmen und Ökosystem-Teilnehmern geführt. Erfahren Sie hier mehr  zu den  ausführlichen Studienergebnissen im englischen Original  oder laden Sie sich hier die Studie herunter.