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Financial Crime Survey DACH-Region

Risiken, Maßnahmen, Trends: Deloitte hat Führungskräfte aus Deutschland, Österreich und Schweiz zum Thema Financial Crime befragt

Von Betrug bis Korruption – finanzbezogene Straftaten sind für Unternehmen in allen DACH-Ländern ein großes Problem, das zuletzt sogar noch zugenommen hat. Die Wahrnehmung der wichtigsten Risikofelder ist bei den Teilnehmern der neuen Deloitte Studie ähnlich ausgeprägt. Bei der Gewichtung und Organisation von Gegenmaßnahmen sind zwischen den Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz jedoch deutliche Unterschiede erkennbar. Das gilt auch für das Thema Geldwäscheprävention, dem ein Spezialfokus der Studie gewidmet ist.

Finanzvergehen (Financial Crime) machen Unternehmen in vielfältigen Spielarten zu schaffen. Am Anfang der neuen Deloitte Financial Crime Survey – die erste seiner Art – steht deshalb eine umfassende Definition des Problemkomplexes. Festzuhalten ist dabei, dass kein international anerkanntes, einheitliches Verständnis des Begriffs existiert. Gemeinsam ist den üblichen Definitionsversuchen aber die Beschreibung von Financial Crime als einer Form von wirtschaftlicher Kriminalität, die auf finanziellen Gewinn abzielt und dabei auf den Einsatz physischer Gewalt verzichtet. In der Zuordnung der verschiedenen zugehörigen Risikofelder waren sich die befragten Führungskräfte aus Deutschland, Österreich und Schweiz weitgehend einig. 

Financial Crime Survey 2020

Risikofelder: Fraud ist das Top-Thema

Unter dem Stichwort Fraud werden interner und externer Betrug bzw. Vermögensmissbrauch zusammengefasst – ein Bereich, der seit der COVID-19-Pandemie noch an Bedeutung zugenommen hat, z.B. im digitalen Umfeld oder bei der Vergabe öffentlicher Fördermittel. Dieses Segment wird von den meisten Befragten als ein zentrales Thema angesehen (Österreich: 91%, Schweiz: 84%, Deutschland: 81%). Dicht darauf folgen Korruption und Bestechung. Extraterritoriale Antikorruptionsgesetze zwingen die Unternehmen hier zu verstärkter Aufmerksamkeit, auch Drittparteien sehen sich einer höheren Verantwortung gegenüber. Wichtige Bereiche sind auch Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, ein herausforderndes Themengebiet, da es einem ständigen Wandel unterliegt (s.u. Schwerpunktthema Geldwäscheprävention). Ebenfalls von der Mehrheit der Befragten wird der Bereich Cyber Crime als wichtiger Financial Crime Aspekt genannt, besonders in Österreich mit 65% (Schweiz: 45%, Deutschland: 42%). Rund die Hälfte der Teilnehmer führt außerdem Insiderhandel/Marktmissbrauch an, sowie Datenschutz, Tax Compliance und Trade Compliance. Weitere genannte Risikofelder sind Produkt-Compliance und Kartellrechtsverstöße. 

Maßnahmen zur Bekämpfung

Betrachtet man die gewählten Ansätze zur Aufklärung und Prävention von Financial Crime sowie die organisatorische Ansiedlung des Themas in den Unternehmen, dann fallen die Unterschiede zwischen den drei Ländern schon markanter aus. In Deutschland und Österreich wird der Aufbau eines zentralen Bereichs bevorzugt (jeweils knapp 78%, Schweiz: 42%). In der Schweiz ist daneben auch die Kombination aus zentralem und dezentralem Ansatz verbreitet (39%), also eine Ergänzung der dezidierten Financial-Crime-Abteilung um eigenständige Fachabteilungen. In Österreich ist vor allem die Compliance-Abteilung federführend (90%) bei der Bekämpfung. In Deutschland hat am häufigsten das Management die zentrale Verantwortung inne (63%). Von den Befragten in der Schweiz werden dagegen besonders Geldwäsche-, Rechts- und Steuerabteilungen genannt (je etwa 50%). 

Ähnlich unterschiedlich verhält es sich auch mit der Art der gewählten Ansätze zur Bekämpfung von Financial Crime. In Österreich und Deutschland sind manuelle Überprüfungshandlungen am weitesten verbreitet (je knapp 83%). In beiden Ländern wird häufig auf bereits erprobte IT-Lösungen zurückgegriffen, wobei selbst entwickelte Tools und Recherche-Datenbanken in Österreich eine deutlich größere Rolle spielen als hierzulande. In der Schweiz wiederum werden als häufigste Präventionsmaßnahmen genannt: Richtlinien, Prozesse, Kontrolle, Schulungen (91%); Unterstützung durch Vorgesetzte (73%), technologische Lösungen und interne Revision (je 68%) sowie Zusammenarbeit mit Behörden und Ernennung eines dezidierten Verantwortlichen (je 59%). Bemerkenswert sind auch die unterschiedlichen Angaben zu den größten Kostenfaktoren. In Deutschland und Schweiz überwiegen hier die Personalkosten, in Österreich wird besonders in Technologie investiert.

Trends und Herausforderungen

Worin liegen aktuell die größten Hürden bei der Bekämpfung von Financial Crime? An erster Stelle steht hier die Optimierung von Prozessen (Schweiz: 95%, Österreich: 67%, Deutschland: 55%). Auch der Einsatz neuer Technologien stellt eine verbreitete Herausforderung dar, gefolgt von Regulatorik (Monitoring und Umsetzung) und Bewusstseinsbildung im Unternehmen. Weniger problematisch sind dagegen die Sicherstellung der notwendigen Personalressourcen und die Sensibilisierung der Führung im Unternehmen. Die Schweizer Teilnehmer wurden außerdem zusätzlich nach den wichtigsten aufkommenden Trends bei den Risiken befragt. Hier dominieren elektronische Zahlungen, neue Regulatorik, Cyber Fraud, Risiken durch neue Produkte und Dienstleistungen sowie Insider-Risiken (z.B. Datenverluste).

Beim Ausblick in die nächsten fünf Jahren wird eine Zunahme des Einsatzes innovativer Technologien wie KI oder Robotics am häufigsten genannt (Schweiz: 95%, Österreich: 78%, Deutschland: 69%). Einig sind sich die Befragten auch in der Einschätzung, dass sich die Unternehmenskultur wandeln und das Mitarbeiterbewusstsein erhöhen wird. In der Schweiz wird allerdings deutlich häufiger eine Zunahme des relevanten Personals sowie des Informationsaustauschs mit zuständigen Behörden (Public Private Partnerships) vorhergesagt, ebenso eine Erhöhung der Budgets sowie eine interdisziplinäre Ausrichtung des mit der Bekämpfung von Financial Crime betrauten Personals.  

Schwerpunkt: Geldwäscheprävention

Dem brisanten Bereich der Geldwäscheprävention und Terrorismusfinanzierung (Anti-Money-Laundering, AML) haben die Autoren der Studie einen eigenen Themenschwerpunkt gewidmet. Hier fällt auf, dass Schweizer Unternehmen bei der Implementierung neuer Technologien Vorreiter sind, während deutsche und österreichische Unternehmen oft noch evaluieren oder bisweilen gar keine Anstrengungen unternommen haben. Einigkeit herrscht jedoch bei den wichtigsten Use Cases für solche Technologien: Kundenscreening, Transaktionsmonitoring und KYC-Onboarding. Weniger hoch sind die Erwartungen an eine technologische Unterstützung des Policy- und Prozessmanagements. Differenzierte Antworten zu den wichtigsten Herausforderungen gaben die Teilnehmer auch beim Schwerpunktthema AML. In Deutschland ist die Digitalisierung des KYC-Onboardings ein besonders prominenter Problembereich, in Österreich dagegen eher der Einsatz neuer Technologien und die Bewusstseinsbildung im Unternehmen („First Line of Defence“) sowie die Steuerung der AML-IT-Systeme.

Über die Studie

Für die erste Deloitte Financial Crime Survey DACH wurden 180 deutsche, 60
österreichische und 42 Schweizer Führungskräfte befragt. Die Mehrheit unter
ihnen sind als Compliance-Verantwortliche, Geldwäsche-Beauftragte und
Mitglieder der Geschäftsleitung in großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern tätig. Unter den Branchen machen Finanzdienstleistungen mit Abstand den größten Anteil aus. Weitere vertretene Sektoren sind u.a. Dienstleistungen, Gesundheit, Verkehr und Logistik sowie Hersteller von Konsum- und Industrieprodukten.

Laden Sie sich über den nebenstehenden Link die ausführliche Darstellung der Studienergebnisse mit vielen weiteren Details herunter.

Financial Crime Survey 2020

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