Trade Analysis Tool

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Trade Analysis Tool ("TAT")

Innovativer Ansatz für investigative Projekte: Verwendung eines Transaktionsanalyse-Tools zur effizienten Aufdeckung von potentiellen Marktmanipulationen.

Regulatorisches Umfeld

Durch die Umsetzung der Marktmissbrauchsverordnung Nr. 596/2014 (EU) („MAR“) im Jahre 2016 sind die Anforderungen an die Vorbeugung und Aufdeckung von Marktmissbräuchen noch deutlich erhöht worden. Die Finanzaufseher haben seitdem einige neue Marktmanipulationsarten im Visier, beispielsweise Währungsreferenzkurse (EMTA, ECB, WMR) und Zinsreferenzsätze (LIBOR, EURIBOR). Außerdem sind neuerdings auch Kapitalverwaltungsgesellschaften verpflichtet, ihre Investmentaktivitäten auf Marktmanipulationen oder Insidergeschäfte mittels geeigneter Regelungen, Systeme und Verfahren zu überprüfen.

Was ist neu beim Untersuchungsansatz von Deloitte?

Deloitte Forensic hat innovative Technologien zur Aufdeckung von Manipulationsmustern entwickelt um Mandanten zielführend zu unterstützen.
So können verdächtigen Transaktionen von unserem Trade Analysis Tool erkannt und für analytische Zwecke zusammengefasst werden . Die Ergebnisse einer solchen Auswertung werden daraufhin durch eines unserer Expertenteams im Hinblick auf True und False Positives einzeln analysiert. Auf Basis der Analyseergebnisse werden die Händler, Zeiträume und gegebenenfalls Finanzinstrumente für weitere Analysen der Kommunikationskanäle eng definiert. Hier kommt es zu einem klassischen Review der elektronischen Händlerkommunikation, die maßgeblich verringert werden soll . Durch unser Tool reduziert sich also nicht nur der Umfang der Untersuchung, sondern auch der zeitliche und personelle Aufwand.

Die Funktionsweise des Trade Analysis Tools

Das Trade Analysis Tool stellt eine intuitive Benutzeroberfläche dar, welche die angeschlossenen Handelsdaten musterbasiert untersucht. Die gängigen Manipulationsmuster bzw. Warnsignale (siehe Info-Box) sind vorprogrammiert und für die Nutzer bedarfsgerecht leicht anpassungsfähig. Der Output des Tools kann grafisch und auch als Excel-Report dargestellt werden. Der Nutzer kann die Muster, nach denen das Tool die Handelstransaktionen durchsucht, manuell durch Veränderung der Kalibrierungsparameter, wie beispielsweise Preisspannen oder Handelsvolumen, anpassen und justieren. Diese Kalibrierungsparameter ermöglichen dem Analysten, die spezifischen Manipulationsarten zu skalieren und sich einen groben Überblick über die potentiellen Manipulationen zu verschaffen.

Der Prototyp des Trade Analysis Tools ist momentan an einen simulierten Testdatensatz (MS-Excel) gekoppelt und in der Lage, zehn verschiedene Manipulationsmuster bzw. Warnsignale zu identifizieren. Diese Manipulationsmuster umfassen: Front Running, FX Benchmark Triggering, Wash Trading, Layering, Stop-Loss Triggering, Portfolio-Pumping, Parking, Churning, Cross Trading. Alle Parameter zur Identifizierung der einzelnen Manipulationsmethoden können je nach eingestellter Sensitivität vom Tool automatisch erkannt werden. Des Weiteren können die Verdachtsfälle alle einzeln auf einem dynamischen Dashboard visualisiert und ausgewertet werden. Abschließend gibt es noch drei verschiedene, benutzerdefinierte Excel-Export Funktionen.

Mehrwert für die Finanzinstitute

Das von uns entwickelte Tool kann sowohl Banken als auch Kapitalverwaltungs-gesellschaften bezüglich ihrer Compliance mit der Marktmissbrauchsverordnung unterstützen. Für die in den Anwendungsbereich der Verordnung einbezogenen Vermögensverwalter ist der Einsatz automatisierter Überwachungssysteme im Sinne von Art. 3 Abs. 3 MAR in der Regel nicht vermeidbar, um normativen Anforderungen gerecht zu werden. Gerade Kapitalverwaltungsgesellschaften mit zahlreichen verwalteten Investmentvermögen und aktiver Anlagepolitik werden in technischer Hinsicht gefordert, die entsprechenden Regelungen und Systeme zu implementieren. Sofern entsprechende Verfahren und Systeme bislang nicht implementiert sind, besteht Handlungsbedarf.

Front Running: Die Handelsstrategie des Auftraggebers wird vom Vertreter des ausführenden Instituts zum eigenen Vorteil genutzt (beispielsweise eine Kauforder für den Eigenbestand vor der Durchführung der Kundenkauforder).

Wash Trading: Ein gleichzeitiger Kauf und Verkauf eines Finanzinstruments, genutzt um künstlich das Handelsvolumen zu erhöhen und so künstlich Liquidität am Markt vorzutäuschen.

Spoofing: Käufe bzw. Verkäufe werden kurz nach dem Orderauftrag gleich wieder storniert, um damit Preisschwankungen zu erzeugen.

Stop-Loss Triggering: Gezieltes Auslösen von Stop-Loss-Ordern (diese sind in Orderbüchern einsehbar) indem die Geld-Brief-Spannen entsprechend nach unten gezogen werden, um so an den fallenden Kursen zu verdienen.

FX Benchmarking: Manipulation eines Vergleichswertes an den globalen Devisenmärkten (FX - foreign exchange) durch die koordinierte Handelsabsprache von Händlern mehrerer Banken. 

Churning: Ein gleichzeitiger Kauf und Verkauf eines Finanzinstruments, genutzt um künstlich das Handelsvolumen zu erhöhen, um künstlich Provisionszahlungen an Broker zu generieren oder aus steuerlichen Gründen.

Portfolio-Pumping: Die künstliche Erhöhung eines Fondspreises durch den Fondsmanager zum Reporting-Stichtag durch die gezielte Platzierung mehrerer Kaufordern zu den im Fonds enthaltenen Wertpapieren um somit die Fonds-Performance und die damit verbundenen Performance-Gebühren zu erhöhen.  

Parking: Der Verkauf oder Transfer von Aktien an eine andere Person unter der Bedingung, diese nach kurzer Zeit wieder zurückzukaufen bzw. zurückzuerhalten. Ziel ist es, den tatsächlichen Eigentümer zu verschleiern.    

Cross Trading: Eine Kauf- und Verkaufsorder für das gleiche Asset werden nicht über die Börse, sondern abseits abgewickelt. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz eines Brokers passieren, der die Werte nur innerhalb der Portfolios von Käufer und Verkäufer verschiebt. Negative Folgen können preisliche Nachteile für mindestens eine der beiden involvierten Parteien sein und zusätzlich wird damit das offizielle Reporting der Börse umgangen.  

Price-Alert: Durch eine einzelne Handelsorder mit besonders hohem Volumen kann der Aktienkurs gezielt in die Höhe getrieben (bei Kaufordern) oder herabgesenkt (bei Verkaufsordern) werden. Die Analyse dieses Manipulationsmusters wurde explizit vom Europäischen Regulator gefordert.

Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte:

Axel Leonhardt | Senior Manager

aleonhardt@deloitte.de
Tel: +49 1511 829 3095

Axel Leonhardt ist Senior Manager der Service Line Forensic in Frankfurt am Main. Er schloss sein Studium der Betriebswirtschaftslehre (Diplom-Kaufmann) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit den Schwerpunkten Banking & Finance, Controlling und Internationales Management ab.

Vor seinem Eintritt bei Deloitte war Axel Leonhardt für eine der führenden Banken in Deutschland sowie für andere Finanzinstitute in der Internen Revision tätig. Dort sammelte er umfassende Erfahrungen als Principal Auditor und war für nationale und internationale Prüfungen verantwortlich. Er entwickelte ein hohes Maß an Verständnis dafür, (systematische) Schwächen und Mängel zu identifizieren sowie die Effektivität des Designs und der Funktionsfähigkeit von Kontrollen zu bewerten. Im Rahmen seiner mehr als 15-jährigen Berufserfahrung war er bereits mehrere Jahre für Deloitte in der Finanzdienstleistungsbranche tätig.