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Crowdlending – Eine Alternative für Unternehmen?

Bei der Mittelstandsfinanzierung spielt Crowdlending bisher nur eine Nebenrolle. Für manche Unternehmen bietet die neue Finanzierungsform jedoch eine Alternative

Das Crowdlending hat sich bisher in einem wichtigen Segment nicht durchsetzen können. Zu wichtig ist für Unternehmen die persönliche Beziehung zu Hausbank und Ansprechpartner. Die Anzahl und Volumina der Kredite die über die Plattformen verweben werden wächst jedoch stetig.

Disruption des Bankenmarktes wurde dem Crowdlending prophezeit. Von hohen Wachstumsraten und einer Bedrohung für Banken war die Rede. Neben den privaten peer-to-peer Krediten wurde der Schwarmfinanzierung ein großes Potential in der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) zugesprochen. Dies hat Deloitte bereits 2015 zum Anlass genommen das Crowdlending in diesem wichtigen Segment genauer unter die Lupe zu nehmen. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Kompetenzzentrum für Mittelstandsforschung der Universität Bamberg (EFAM), wurden Mittelständler in Deutschland befragt. Das Resultat damals: Das Crowdlending war noch kein ernstzunehmender Konkurrent für den klassischen Bankenkredit. Zu wichtig war den befragten eine persönliche Beziehung zu ihrer Bank, als dass sie die neue Finanzierungsmöglichkeit näher in Betracht gezogen hätten. Insgesamt war Crowdlending bei Unternehmenslenkern noch recht unbekannt.

Eine Wiederholung der Studie im Jahr 2018 zeigte, dass zwar die allgemeine Bekanntheit des Crowdledings stark gestiegen ist, die Unternehmen jedoch nach wie vor die Hausbank als bevorzugter Finanzierungspartner angegeben.
Die positiv wahrgenommene Betreuung der Mittelständler durch die Banken, die Bedeutung des persönlichen Ansprechpartners und die durch die allgemein gute Bonität der Unternehmen problemlose Bankfinanzierungsbeschaffung, ließen keinen nennenswerten Bedeutungsverlust des Bankkredits erkennen.

Die Zurückhaltung der in den zwei Studien befragten Unternehmen spricht dem Crowdlending-Konzept jedoch mitnichten die Legitimität ab. Deloitte hat Anfang 2019 mit den Vorstandsvorsitzenden einiger deutscher Plattformen und deren Kunden gesprochen, um zu erfahren, was die jeweiligen Angebote ausmacht: Auf bisher kleinem, aber stark wachsendem Niveau können die Plattformen bestimmten Unternehmen eine Alternative zu Bankkrediten bieten. Dabei betonen die Betreiber, dass sie nicht nur für solche Kunden infrage kommen, die von Banken abgelehnt werden. Neben dem Verzicht auf dingliche Sicherheiten und dem Angebot von Nachrangdarlehen nennen sie Schnelligkeit und Unkompliziertheit als Gründe dafür, warum sich Unternehmen für einen Kredit über ihre Plattformen entscheiden.

Kreditzu- oder -absagen werden meist in weniger als zwei Tagen nach der vollständig digitalen Antragsstellung gegeben. Dabei sind der Prozess und die dafür notwendigen Unterlagen äußerst schlank, effizient und einfach gehalten. In der Regel prüft ein Algorithmus die Standarddokumente wie Kontoauszüge und Bilanzen, lehnt Kredite ab oder selektiert sie zur genaueren Prüfung. Diese Prüfung ist es aber auch, die das Crowdlending entmystifiziert. Crowdlender müssen ebenso auf die Investoren und können nicht wahllos Darlehen ohne Rücksicht auf die Rückzahlung genehmigen. Das erklärt, warum Crowdlender die große Mehrheit der Kreditgesuche ablehnen müssen.

 

Autoren zum Thema:

Alexander Endres

aendres@deloitte.de
+49 69 9713 7414

Andreas Rist

anrist@deloitte.de
+49 89 29036 7881

 

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