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Kunst als Kapitalanlage: Der Markt zeigt sich robust

7. Deloitte Art & Finance Report 2021

Trotz der Corona-Krise und weiterer globaler Unsicherheiten konnte der Markt für Kunst als Kapitalanlage seinen Wachstumskurs fortsetzen. Dabei nahm das Interesse der Investoren an nachhaltigen Investments und neuen Technologien weiter zu. Das sind zentrale Ergebnisse des 7. Art & Finance Reports 2021 von Deloitte und ArtTactic. Der Report gilt bereits seit zehn Jahren als wichtiges Barometer für das Ökosystem aus Kunst- und Finanzindustrie und beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen des Marktes.

Die Rolle von Kunst und Kultur im Kontext globaler Herausforderungen

Die 7. Ausgabe des Art & Finance Reports erscheint in unsicheren und schwierigen Zeiten. Nach wie vor leidet die Welt unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und des Klimawandels, unter sozialer Ungerechtigkeit und der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Dass Kunst und Kultur bei der Bewältigung dieser globalen Herausforderungen eine besondere Rolle spielen, haben die G20-Kulturminister am 30. Juli 2021 in einer Erklärung hervorgehoben. Darin betonen sie, dass die Kultur ein wichtiger Faktor für einen nachhaltigen sozioökonomischen Aufschwung nach der Pandemie ist.

Steigende Vermögen und Zunahme von Online-Auktionen

Alles in allem scheinen sich die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Vermögen und die Nachfrage nach Kunstwerken bislang in Grenzen zu halten. So hat sich das Vermögen der High-Net-Worth Individuals (HNWI) von 2000 bis 2020 auf etwa 191,6 Billionen US-Dollar mehr als vervierfacht. Dabei belief sich das in Kunst angelegte Vermögen im Jahr 2020 auf 1.481 Milliarden US-Dollar. Bis 2025 könnte diese Zahl unseren Prognosen zufolge weiter auf 1.882 Milliarden US-Dollar wachsen.

Einen rasanten Anstieg gab es im ersten Pandemie-Jahr 2020 bei den Online-Kunst-Auktionen zu verzeichnen. Die drei größten Auktionshäuser Christie’s, Sotheby’s und Philips erzielten insgesamt Online-Umsätze in Höhe von 1,05 Milliarden US-Dollar und konnten damit erstmals die Schwelle von einer Milliarde US-Dollar durchbrechen. 2019 lagen diese Erlöse noch bei rund 168 Millionen US-Dollar. 

Zehnjähriges Jubiläum des Art & Finance Report

Dieses Jahr kann der Art & Finance Report auf eine zehnjährige Historie zurückblicken. 2011 hat Deloitte die erste Ausgabe in Kooperation mit ArtTactic veröffentlicht und begleitet seitdem die bewegte Entwicklung des Kunst- und Finanzökosystems. Drei Jahre zuvor wurde die Deloitte-Initiative Art & Finance gegründet, die sich an der Schnittstelle zwischen Kunstwirtschaft, Kultur und Finanzen positioniert hat. Sie verfolgt das Ziel, den Dialog zwischen den Akteuren, insbesondere Vermögensverwaltern, Sammlern und Kunstexperten zu fördern. Darüber hinaus regt die Initiative neue Modelle für Finanzierungen sowie nachhaltige Investitionen in Kunst und Kultur an und widmet sich der Stärkung der Rolle, die diese in unserer Gesellschaft spielen.

Kunst als fester Bestandteil der Vermögensverwaltung

Was vor zehn Jahren mit einer ersten Untersuchung über die Rolle der Kunst als Kapitalanlage in der Vermögensverwaltung begann, hat im Laufe der Jahre erheblich an Dynamik gewonnen. Heute haben die meisten Vermögensverwalter die Bedeutung von Kunst und Sammlerstücken als strategische Komponenten ihres ganzheitlichen Vermögensverwaltungsangebots längst erkannt. Nach den Ergebnissen des aktuellen Reports sind 85% der Vermögensverwalter, 76% der Sammler und 96% der befragten Kunstmarktexperten der Meinung, dass Kunst fester Bestandteil von Wealth Management Services sein sollte. Gleichzeitig denken 69% der Vermögensverwalter, dass die Kunstbranche ihre Geschäftspraktiken modernisieren sollte, und auch die Sammler (75%) und die Kunstmarktakteure (83%) teilen diese Ansicht mehrheitlich.

Die Art und Weise, wie Sammler zu ihren Kunstwerken stehen, hat sich im Lauf des letzten Jahrzehnts nur wenig verändert. Noch immer stehen für sie emotionale Gründe wie die Leidenschaft für Kunst und das Sammeln im Vordergrund. Sie sind aber zunehmend auch durch finanzielle Aspekte motiviert und mehr als zwei Drittel betrachten Kunst als festen Teil ihrer Investmentstrategie. Nach Schätzungen des Berichts dürfte sich der Gesamtmarkt für ausstehende Kredite für Kunstwerke im Jahr 2021 zwischen 24 und 28,2 Milliarden US-Dollar bewegen, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10,7% entspricht.

Trend zu nachhaltigen Investments und neuen Technologien

Zu den weiteren Kernergebnissen der Studie zählt, dass sich der Trend hin zu nachhaltigen Investitionen in Kunst weiter fortsetzt. Für 28% der Sammler und 31% der Kunstexperten stellen diese das attraktivste Anlagemodell dar. Dabei verfolgt vor allem die neue Generation bei der Kapitalanlage in Kunst nicht mehr nur rein finanzielle Interessen, sondern möchte damit auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. So sind die Hälfte der jüngeren Sammler unter 35 Jahren am stärksten an Anlageprodukten im Kunstbereich interessiert, die einen sozialen Impact haben.

Neue Technologien werden in den kommenden Jahren die Kunst- und Vermögensverwaltungsbranche entscheidend verändern. Bereits jetzt denken 52% der Vermögensverwalter, dass Blockchain-Technologie einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung neuer Services im Kunstanlagemarkt haben wird. Und 53% von ihnen sind der Meinung, dass neue digitale Tools zur Verwaltung von Kunstsammlungen (Art Collection Management Tools) für sie eine hilfreiche Unterstützung beim Ausbau ihrer Service-Angebote sind.

Was das Thema Risikomanagement betrifft, bleibt die Selbstregulierung der bevorzugte Ansatz des Kunstmarktes, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu schaffen. Allerdings ist der Anteil der Sammler, die eine staatliche Regulierung bevorzugen, gegenüber 2019 von 22% auf nun 47% deutlich angestiegen. Auch 44% der Vermögensverwalter stimmen dem zu. 

Alternative Formen des Kunstbesitzes

Zudem gibt es dank alternativer Formen des Kunstbesitzes neue Möglichkeiten des Investments in diesem Sektor. So geben 33% der Vermögensverwalter an, dass ihre Kunden ein gesteigertes Interesse an nicht-fungiblen Token (NFT) haben. Darunter versteht man nicht ersetzbare, digital geschützte Objekte und Kunstobjekte. Größerer Beliebtheit erfreut sich auch das Thema Fractional Investments (29%), bei dem sich mehrere unabhängige Parteien das Eigentum an einem Kunstwerk teilen. Hinzu kommt ein steigendes Interesse an Kunstinvestmentfonds (25%) sowie an Social Impact Investments im Kulturbereich (21%). 

Einen steigenden Nachholbedarf sehen die Vermögensverwalter allerdings in der Nachlassplanung von Kunstsammlungen. Nur 43% geben an, dass ihre Kunden in der Nachlassplanung die Kunstsammlung ausreichend berücksichtigen – ein starker Rückgang gegenüber 67% im Jahr 2019. Demnach sind Family Offices und Sammler gefordert, die nächste Generation stärker in ihren Kunstbesitz mit einzubeziehen, um dessen Wert zu erhalten. 

Laden Sie hier den vollständigen „Art & Finance Report 2021“ herunter .

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