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Wohlbefinden, Arbeit und Immobilien
Arbeitgeber entwickeln ein immer größeres Bewusstsein für die Abhängigkeit der Produktivität ihrer Mitarbeiter von deren Wohlbefinden in ihrer Arbeitsumgebung. Dies hat führende Unternehmen dazu veranlasst zu untersuchen, durch welche Faktoren sich das Wohlbefinden des Menschen in seiner täglichen Arbeitsumgebung steigern lässt. Welche bauphysikalischen Maßnahmen sind notwendig, um das persönliche und individuelle Wohlbefinden zu verbessern? Zu nennen sind in diesem Zusammenhang in erster Linie ausreichend Tageslicht, eine gute Luftqualität, wenig Lärmemission und ein ansprechendes Bürodesign. Die Einführung eines neuen Standards soll mehr Unternehmen dazu ermutigen, sich an dieser Qualitätsoffensive zu beteiligen.
Wohlbefinden lässt sich definieren als ein „Zustand guter Gesundheit, insbesondere als aktiv angestrebtes Ziel“. Dies ist generell etwas, das wir alle persönlich anstreben. Allerdings ist die Bedeutung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz bisher häufig vernachlässigt worden. Gesunde Mitarbeiter sind zufriedene Mitarbeiter, was wiederum zu einer höheren Produktivität und Nutzerzufriedenheit führen kann.
Nachgewiesenes Wohlbefinden
Für die nachhaltige Entwicklung neuer Gebäude und zur Förderung der ökologischen Aspekte, haben sich eine Reihe von globalen Standards etabliert, um als Benchmarks für die Architektur, den Herstellungsprozess und die anschließende Betriebsphase zu dienen. Diese zertifizierten Standards beziehen zum Teil die Gesundheit und das Wohlbefinden von potenziellen Nutzern neuer Räume mit ein; parallel hat sich ein wachsendes Bewusstsein für das Wohlbefinden von Mitarbeitern entwickelt. Daher hat das International WELL Building Institute den ersten Standard für die physische Arbeitsumgebung entwickelt, der eine Reihe von Faktoren berücksichtigt: Luft, Licht, Wasser, Ernährung, Fitness, weitere Annehmlichkeiten und psychische Wahrnehmung. Nach jahrelanger Forschung mit Unterstützung durch die medizinisch-wissenschaftliche Experten und die Immobilienwirtschaft zielt die WELL-Zertifizierung darauf ab, die körperliche und psychische Gesundheit von Mitarbeitern zu beeinflussen und gleichzeitig die finanziellen Lasten von Organisationen durch den Krankenstand der Mitarbeiter zu reduzieren. Die wachsende Bedeutung und die potenzielle unternehmerische Priorität dieses Themas hat zur Entwicklung weiterer WELL-Zertifizierungsprogramme geführt.
Gesundheitlicher Nutzen für Mitarbeiter
Nutzer von klassischen Büros in Zellenstruktur waren lange Zeit schon froh, wenn die Beleuchtung und Heizung funktionierten und sie an einem Schreibtisch sitzen konnten. Die Ansprüche der Büronutzer sind jedoch gewachsen. Ein verbesserter Zugang zu Erkenntnissen und relevanten Daten über Gebäudequalitäten und deren Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben zu engagierteren, aufgeklärteren Nutzern geführt. Es besteht ein größeres Bewusstsein für Erkrankungen wie z. B. das „Sick-Building-Syndrome“, bei dem die Symptome von einer mangelnden Qualität der Büroumgebung, einer unzureichenden Belüftung und lauten Umgebungen hergeleitet werden. Alle diese Faktoren haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Mitarbeitern. Durch ein größeres Augenmerk auf Gestaltung, Ausbau und eingesetzter Technologie kann die Gesundheit am Arbeitsplatz deutlich verbessert werden. Technologien geben den Mitarbeitern die Kontrolle über ihr eigenes internes Umfeld: beispielsweise zur individuellen Steuerung von Heizung und Beleuchtung. Gleichzeitig ermöglichen neue Technologien den Eigentümern und Gebäudedienstleistern, die aktuelle Funktion ihrer Gebäude in Echtzeit nachzuvollziehen und bei Abweichungen von Sollwerten direkt Gegenmaßnamen ergreifen zu können. Leistungsstarke Luftfiltersysteme, eine bessere Wasserqualität im Gebäude, ein natürlicheres Lichtdesign und moderne Büroplanungen mit fitnessfördernden Angeboten stellen physische Veränderungen auf dem Weg zu der WELL-Zertifizierung dar. Die Projektentwickler und Unternehmen, die neue Flächen in der Planungsphase konzipieren, haben gewissermaßen eine relativ leere Leinwand, auf der sie ihre Ideen unter Wohlfühl-Aspekten verwirklichen können. Aber auch Unternehmen mit bestehenden Flächen sollten sich nicht abschrecken lassen, da in allen Gebäuden Änderungen möglich sind.
Mitarbeiter gewinnen und binden
Die Attraktivität des Arbeitsplatzes kann für vorhandene und neue Mitarbeiter ein entscheidender Faktor sein. Wir verbringen viel Zeit am Arbeitsplatz, und daher sind Arbeitgeber daran interessiert, ein gesundes und einladendes Umfeld zu bieten. Da heutige Mitarbeiter flexibler und sich ihrer Arbeitsplatzbedürfnisse bewusst sind, sollten Unternehmen ihre Investitionen darauf ausrichten, dass das physische Arbeitsumfeld ein wesentliches Entscheidungskriterium für die Bindung von talentierten Mitarbeitern ist.
Die physische Arbeitsumgebung beeinflusst zudem maßgeblich die Mitarbeiterzufriedenheit. Die Bereitstellung eines gesunden und attraktiven Arbeitsumfelds trägt maßgeblich dazu bei, Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden und die Fluktuation zu verringern.
Investition in die Zukunft
Etliche Gebäude in aller Welt haben die WELL-Zertifizierung erhalten, weil sie wesentlich dazu beigetragen haben, dem Markt die Bedeutung des Wohlbefindens durch Bürogebäude zu verdeutlichen. Im nächsten Jahr sollen weitere Programme WELL-zertifiziert werden, darunter unser eigenes Deloitte Büro am One New Street Square in London. Standards zum menschlichen Wohlbefinden werden sich bald als Baustandards durchsetzen, so z. B. BREEAM, LEED oder zusammen mit Datenkonnektivität wie z. B. das WIRED Score. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter wird mehr Aufmerksamkeit erhalten, da mehr Unternehmen die damit verbundenen Vorteile kennen. Gebäudenutzer werden daher immer stärker erwarten, dass die Gebäude ihr Wohlbefinden fördern: Ein immer wichtiger werdendes Investitionsszenario: Ausgaben zur Steigerung des Wohlbefindens – hier war der Mehrwert von Gebäuden nie so groß wie heute.
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Ihre Ansprechpartner
Lars Hennenberg
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Jörg von Ditfurth
Partner | Consulting
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