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Nachhaltige Business-Modelle

Die Funktion von Multiple and Shared Value- und New Business-Modellen

Nachhaltige Lösungen für Unternehmen und die Gesellschaft

Von Professor Dr. Linda O’Riordan - Eine veränderte öffentliche Wahrnehmung zur Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft stellt unternehmensinterne Entscheidungsträger vor neue Herausforderungen und erfordert eine neue Einstellung des Managements. Dies betrifft vor allem die Definition und Bewertung von Gewinnen.

Die klassische Bilanz stellt derzeit rein finanzielle Werte dar. Dabei wird es für Unternehmen immer wichtiger, auch dem ökologischen und sozialen In- und Output (genannt Impact) innerhalb der unternehmensspezifischen Wertschöpfungskette eine Bedeutung zu geben.

Für diesen Wertewandel fehlt es jedoch bis dato nicht nur an den richtigen Steuerungs- und Messkriterien, um den positiven Impact von CSR-Strategien zu ermitteln. Es bedarf auch einer Veränderung im Mind Set der Führungskräfte.

Das klare Bewusstsein, dass Business immer als Teil der Gesellschaft funktioniert, ist hier der Schlüssel zu einem neuen Managementansatz. Im Kontext dieses Ansatzes gilt es, ein Verständnis zur gleichzeitigen Optimierung der Bottom Line sowie ökologischer und sozialer Interessen zu etablieren.

Dabei geht es nicht mehr um das „Ob“ nachhaltiger Unternehmensführung, sondern vielmehr um das „Wie“.

Setzt man die Ressourcen eines Unternehmens so ein, dass sie nicht allein den Interessen des Eigentümers dienen, sondern im Einklang mit der Umwelt und dem Umfeld auch der Gesellschaft nutzen und somit letztendlich zum Wohl aller beitragen, gelangt man zum Multiple and Shared Value-Managementansatz – so benannt in Anlehnung an das Triple Bottom Line-Konzept nach Elkington sowie Porters Shared Value-Ansatz.

Nachhaltige Unternehmens-führung: Nicht ob, sondern wie

Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes, das gemeinsam mit Professor Jan Jonker von der Radboud University in Nijmegen (Niederlande), Professor Dr. Linda O’Riordan und Nina Marsh, wissenschaftliche Mitarbeiterin des KompetenzCentrums für Corporate Social Responsibility (KCC) an der FOM Hochschule (Deutschland), durchgeführt wird, hat sich gezeigt, dass der Multiple and Shared Value-Ansatz besonders gut geeignet ist, um als Nährboden neuer, zeitgemäßer Geschäftsmodelle (New Business Models) zu fungieren.

Multiple and Shared Value-Ansatz besonders geeignet für neue Geschäftsmodelle

Der Schwerpunkt des Forschungsprojektes liegt auf den Mechanismen und der Theorie hinter den Modellen, die dazu geeignet sind, den Anspruch nachhaltiger Unternehmensführung in die tägliche Praxis zu übersetzen.

Die derzeitigen Forschungsergebnisse liefern interessante erste Indizien dafür, dass New Business Models als Katalysatoren wirken können, um einen ganzheitlichen und ausgewogenen Bottom Line Impact zu schaffen. Sie erreichen das, indem sie eine fairere Verteilung von Wohlstand (erzeugt durch das Unternehmen) bewirken und einen stärkeren Fokus auf das Wohl von Mensch und Natur legen.

Fokus liegt auf der Theorie hinter den Modellen

Die New Business Models verstehen sich dabei als Vehikel, wie durch unternehmerische Aktivitäten (Planung, Führung, Organisation und Kontrolle) zusätzlicher gemeinsamer Nutzen kreiert werden kann. Ein Beispiel solcher New Business Models ist die Initiative von Foodsharing. Sie „rettet“ durch die Einbindung der Gemeinschaft Lebensmittel vor dem Wegwerfen. Das passiert über eine internetbasierte Plattform, auf der verfügbare Lebensmittel kostenlos angeboten werden können. Durch diesen innovativen Ansatz wurden von Dezember 2012 bis Juni 2013 Lebensmittel im Umfang von mehr als sieben Tonnen vor dem Wegwerfen bewahrt.

Durch unternehmerisches Handeln sozialen Nutzen schaffen

In der Kombination von Multiple and Shared Value- und New Business-Modellen wird durch eine kreativere Einstellung des Managements nach innovativeren Lösungen gesucht. Das erfordert einen mentalen Wandel in Bezug auf die Art und Weise, wie Organisationen sich in der Gesellschaft positionieren und wahrgenommen werden.

Maßgebliche Voraussetzung für diese Art des notwendigen Wandels ist die Neugestaltung der Schnittstelle zwischen Business und Gesellschaft. Ergebnisse des aktuellen Forschungsprojektes zeigen, dass die Gestaltung des Wandlungsprozesses ein neues Wertesystem benötigt – in ökonomischer wie sozialer Hinsicht.

Der Wandlungsprozess setzt ein neues Wertesystem voraus

Aus Forschungsperspektive bleibt derzeit noch offen, ob New Business Models die notwendigen Elemente für einen nachhaltigen Managementansatz beinhalten, um den erforderlichen Wandel in den Organisationen und für die Gesellschaft zu ermöglichen.

Dabei müssen noch folgende Fragen geklärt werden: Wie müssen sich Mind Sets verändern, um den Fokus von kurzfristigen Gewinnen auf das langfristige Bestehen des Unternehmens zu lenken? Wie lassen sich die New Business Models genau definieren? Und welchen Einfluss werden sie auf Gesellschaft, Umwelt und Unternehmen ausüben?

Wie mächtig sind die New Business Models?

Fazit: Die wissenschaftliche Forschung zu dem dargestellten Ansatz steht noch am Anfang, im nächsten Schritt gilt es, entsprechende Managementansätze auszuarbeiten und zu implementieren.

Über die Autorin

Prof. Dr. Linda O’Riordan leitet das internationale KompetenzCentrum für Corporate Social Responsibility (KCC) der FOM Hochschule. Der Think Tank für Wissenschaftler fokussiert im Dialog mit Managementexperten und Führungskräften die Themen „CSR-Management“-Forschung und Wirtschaftsethik.

Sie ist Professorin für International Management an der FOM und unterrichtet hauptsächlich MBA-Studierende in den Fächern Business Strategy, Management Consulting and Problem Solving; Intercultural Management sowie Marketing and Customer Relationship Management. Darüber hinaus ist sie als Gastdozentin an der Fachhochschule und der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf tätig.