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Sustainability Survey 2021: Nachhaltigkeit in der deutschen Tech-Branche

Nachhaltiges Wirtschaften – die aktuelle Studie von Deloitte zeigt Ziele und Herausforderungen im Tech-Sektor auf

Hohe Ansprüche, vielfältige Vorteile: In deutschen Technologie-Unternehmen ist das Bewusstsein für Sustainability stark ausgeprägt. Dennoch attestieren viele Teilnehmer in der neuen Studie von Deloitte ihrer Branche noch einigen Handlungsbedarf. Auch fehlt es häufig an einer ganzheitlichen Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit. Insgesamt befindet sich der Tech-Sektor aber auf einem guten Weg, wie der aktuelle Deloitte Sustainability Survey 2021 mit umfangreicher Datengrundlage belegt.

Nachhaltigkeit ist heutzutage eine Top-Priorität quer durch die Branchen. Stakeholder wie Kunden, Politik, Investoren und Regulatoren stellen wachsende Anforderungen an die Unternehmen, deren Erfüllung einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Zukunft darstellt. Auch in der Tech-Branche präsentieren sich hierzu vielfältige Handlungsfelder, vom Energieverbrauch digitaler Dienstleistungen (z.B. Cloud) über Herausforderungen durch weltweite Lieferketten bis hin zu problematischen Rohstoffen bei der Herstellung von Prozessoren und Bauteilen. Für die neue Deloitte-Studie wurden deutsche Führungskräfte zu dieser Thematik befragt, und es zeigt sich: Sie sind sich der Problematik ganz klar bewusst. 

Nachhaltigkeit trifft Technologie – Sustainability Survey 2021

Zunehmender Stellenwert von Nachhaltigkeit

Die Zahlen sprechen für sich: Für 86 Prozent der Befragten gehört Nachhaltigkeit zum Kernbereich der geschäftlichen Aktivitäten ihres Unternehmens, die Relevanz für die Tech-Branche insgesamt wird ähnlich hoch eingeschätzt. Je größer dabei die Organisation, desto höher auch die Einstufung der Wichtigkeit des Themas. Insbesondere in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern wird Sustainability fast durchgängig ein zentraler Stellenwert bescheinigt. Eine Minderheit der kleineren Firmen aus der deutschen Tech-Branche stuft das Thema allerdings als weniger wichtig ein, was u.a. auch an mangelnden Ressourcen und Kompetenzen in diesem Bereich liegen könnte. Bemerkenswert ist, dass in den letzten Jahren die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in der Wahrnehmung weiter zugenommen hat: 88 Prozent der Befragten konstatieren eine wachsende Bedeutung des Themas.

 

Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Erfolgreiche Unternehmen verstehen es, die Wechselwirkungen zwischen Wertschöpfungsketten, Gesellschaft und Umwelt wirksam zu managen.

             Wolfgang Falter, Partner und Leiter Sustainability Services Board

Nachhaltige Initiativen: Motive und Benefits

Die deutschen Technologieunternehmen betreiben ihre Nachhaltigkeits-initiativen nur selten als Selbstzweck. Die Motive sind meist weniger moralischer Natur, sondern zielen auf geschäftliche Vorteile. Besonders häufig werden für die eigene Firma als Treiber direkte wirtschaftliche Benefits genannt:
Senkung von Betriebskosten (57 Prozent), Gewinn von Marktanteilen bzw. Expansion in neue Märkte (47 Prozent), gesteigerte Kundennachfrage
(42 Prozent), Margenverbesserung (23 Prozent). Qualitative Gründe sind etwas weniger stark ausgeprägt. Hier erwarten die Befragten Verbesserungen bei der Mitarbeiterbindung (32 Prozent), in der regulatorischen Compliance
(31 Prozent), in der Stärkung der Reputation (23 Prozent) und bei der Verringerung von Klimarisiken (21 Prozent). Nur 6 Prozent geben als Beweggrund „intrinsisches Engagement“ an. Die Studie belegt auch, dass die aktuellen Aktivitäten schon für 84 Prozent der Teilnehmer positive Auswirkungen haben. Entsprechend ihrem höheren Bewusstsein für Nachhaltigkeit erzielen größere Unternehmen hierbei auch größere Erfolge. Besonders profitiert das Subsegment Software und Services: Befragte aus diesem Bereich sehen zu 60 Prozent mehr positive Effekte als die Studienteilnehmer aus dem oft von globalen Lieferketten abhängigen Hardware-Segment.

Ganzheitliche Ansätze sind die Ausnahme

In vielen Bereichen besteht aber auch in der Tech-Branche noch deutlicher Nachholbedarf. Zunächst fällt auf, dass die meisten Studienteilnehmer einen eindimensionalen Ansatz bei ihrer Nachhaltigkeitsstrategie wählen. Das heißt, sie konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf einen der drei allgemeinen Nachhaltigkeitsaspekte Ökologie, Soziales und Wirtschaft. Ökologie nennen
32 Prozent der Teilnehmer (z.B. Maßnahmen zum Energieverbrauch), soziale Nachhaltigkeit 20 Prozent (z.B. in Form von Mitarbeiter-Diversität oder der Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette), wirtschaftliche Nachhaltigkeit 15 Prozent (z.B. faire Löhne, Stabilität). Nur eine Minderheit von
8 Prozent verfolgt dagegen einen ganzheitlichen Ansatz, der alle drei Dimensionen umfasst. 

Herausforderungen und Verbesserungspotenziale

Auch wenn sich die meisten Befragten über den hohen Stellenwert von Nachhaltigkeit einig sind, so zeigen sie gleichwohl einen realistischen Blick auf die Umsetzung im eigenen Unternehmen. 67 Prozent der Teilnehmer bestätigen sogar eine Diskrepanz zwischen den kommunizierten Zielen und dem tatsächlichen Engagement, das von den Mitarbeitern wahrgenommen wird. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich die Realisierung gefasster Pläne angesichts langjährig gewachsener Systeme oft als komplex erweist und sich zeitlich hinzieht. Die selbstkritische Einschätzung ist bei den großen Technologiekonzernen, die meist auch höhere Sustainability-Ambitionen verfolgen, noch stärker verbreitet: Hier sehen sogar 82 Prozent (starke bzw. sehr starke Zustimmung) eine solche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Selbstkritisch äußern sich viele Teilnehmer auch, was den Vergleich des eigenen Unternehmens mit dem Wettbewerb angeht: 45 Prozent betrachten ihre Konkurrenz als fortgeschrittener in der Nachhaltigkeitsthematik. In großen Technologieunternehmen und im Subsegment Software und Services ist dies noch deutlicher der Fall. 

Auch zu den größten noch zu bewältigenden Herausforderungen wurden die Teilnehmer befragt. Positiv zu vermerken ist, dass mangelnde Unterstützung durch das Top-Management oder Mitarbeiter nur in wenigen Fällen als Hürde genannt wird (14 bzw. 10 Prozent), ebenso wie eine unzureichende Unterstützung durch den Staat (14 Prozent). Die Problemfelder sind eher inhaltlicher oder struktureller Natur: Verwiesen wird auf Herausforderungen beim Ersetzen von nicht nachhaltigen Rohstoffen (38 Prozent), mangelnden Spielraum bei der nötigen Erhöhung von Preisen (34 Prozent), fehlende Relevanz für die eigenen Produkte und Dienste (31 Prozent) oder Schwierigkeiten bei der Anpassung einer nicht nachhaltigen Produktion
(28 Prozent). Auch Ressourcenmangel (28 Prozent) und fehlendes Wissen
(23 Prozent) stellen verbreitete Hürden dar.

 

Anlass zum Optimismus gibt nicht zuletzt die Tatsache, dass Dynamik und Innovation fester Bestandteil der DNA von Technologie-Unternehmen sind. Jede Organisation hat passende Hebel, um Nachhaltigkeit voranzubringen – man muss sie nur betätigen.

             Milan Sallaba, Partner und Leiter des Technology Sectors

Positives Fazit

Dass auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften große Herausforderungen zu bewältigen sind, liegt auf der Hand. Entscheidend ist, dass die Wichtigkeit des Themas von den deutschen Technologie-Unternehmen erkannt wird, denn das ist schließlich der erste Schritt. Für das weitere Vorgehen leiten die Autoren der Studie aus ihren Erkenntnissen vier Grundsätze ab, die Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit beherzigen sollten: 

  • In kleinen, aber stetigen Schritten vorangehen
  • Nachhaltigkeit kulturell und strategisch in der Unternehmens-DNA verankern
  • Spezifische Risiken und Potenziale identifizieren, z.B. durch neue digitale Enabler
  • Orientierung an erfolgreichen Vorbildern 

Laden Sie hier die komplette Studie herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse im Detail.