Die Zukunft der Telekommunikationsbranche nach COVID-19

COVID-19 hat das gesellschaftliche Leben ebenso wie das wirtschaftliche Umfeld weitreichend verändert. Trotz intensiver Nutzung von Telekommunikationsdiensten in der Pandemie sehen sich Anbieter einer hohen Unsicherheit ausgesetzt, wie die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft ihrer Industrie aussehen wird.

In einer umfangreichen Analyse, unter anderem gestützt auf AI-basierte Treiberanalysen und unter Einbindung von Experten aus 16 Märkten, hat Deloitte vier extreme, aber dennoch plausible Szenarien entwickelt. Diese illustrieren mögliche Entwicklungsrichtungen der Telekommunikationsindustrie für eine Welt nach COVID-19.

• Szenario 1: Some Gain, Much Pain

In dieser Welt kommen die Volkswirtschaften nach einigen Rückschlägen langsam aus der Rezession heraus. Da Verbraucher und Unternehmen die Bedeutung zuverlässiger Kommunikationsdienste erkannt und zu schätzen gelernt haben, profitieren Telekommunikationsunternehmen von einer gesteigerten Wertwahrnehmung, die ihnen sogar leicht höhere Preise ermöglicht. Aufbauend auf dieser Entwicklung priorisieren Telekommunikationsunternehmen den Ausbau und die Erneuerung von Netzinfrastrukturen bewusst gegenüber einer beschleunigten Digitalisierungsinvestition. Auf diese Weise begrenzen sie jedoch ihr Potenzial, über Konnektivität hinaus neue Umsatzdienste zu erschließen.

• Szenario 2: Transformation Squeeze-Out

In diesem Szenario konnte die Verbreitung von COVID-19 verlangsamt und seine Auswirkungen auf die Wirtschaft eingedämmt werden. Gleichzeitig nimmt der Stellenwert digitaler Dienste bei Verbrauchern und Unternehmen erheblich zu. Als Konsequenz steigt die Nachfrage nach Telekommunikationsdiensten massiv. Dank ihrer starken Marken können Telekommunikationsanbieter höhere Preise erzielen und in die Erweiterung von Netzen und angrenzenden Diensten investieren. Dies geschieht entweder organisch oder durch opportunistische Fusionen und Übernahmen. Aus einer gestärkten Position heraus etablieren sich Telekommunikationsunternehmen als zentrale Partner für die digitale Transformation.

• Szenario 3: Renationalization

Im dritten Szenario befindet sich die Wirtschaft in einer tiefen Rezession. Zahlreiche Unternehmen und Verbraucher sind auf staatliche Unterstützung angewiesen, was ihre Ausgaben auch für Telekommunikationsdienste erheblich einschränkt. Die Rentabilität von Investitionen in Netzinfrastrukturen nimmt ab, und die weitere Digitalisierung sinkt auf ein Minimum. Um weiterhin einen angemessenen Zugang zu einer landesweiten Kommunikationsinfrastruktur zu gewährleisten, werden Regierungen die Zusammenarbeit zwischen Telekommunikationsunternehmen erzwingen und Netzwerkressourcen bei Bedarf sogar verstaatlichen.

• Szenario 4: Efficient Bitpipe

Im letzten Szenario haben wiederholte Ausbrüche von COVID-19 die Weltwirtschaft erheblich beeinträchtigt. Die Nachfrage nach Telekommunikationsdiensten ist gestiegen, aber die geringe Kaufkraft der Kunden sowie strenge regulatorische Vorschriften zwingen die Netzbetreiber, ihre Preise zu senken und sich auf Kernprodukte zu konzentrieren. In diesem margenschwachen Umfeld sind kosteneffiziente digitale Prozesse sowie Vereinbarungen und Partnerschaften zur gemeinsamen Nutzung von Infrastrukturen von entscheidender Bedeutung. Um sich zu differenzieren, priorisieren Telekommunikationsunternehmen Investitionen in die digitale Transformation gegenüber der Erweiterung von Netzen.

Strategien für die Zukunft der Telekommunikationsbranche

Für Telekommunikationsunternehmen ergeben sich aus jedem dieser Szenarien unterschiedliche Implikationen und Erfolgsfaktoren. Für den Umgang mit potenziellen Chancen und Risiken haben die Strategieexperten von Deloitte entlang relevanter Kategorien (z.B. Betriebseffizienz und Kundenbeziehungen) archetypische und taktische Antworten identifiziert.

Zentraler strategischer Ankerpunkt ist eine „Winning Ambition“ je Szenario. Diese formuliert die entsprechenden Leitplanken zur Konkretisierung. Deloitte hat basierend auf diesen „Winning Ambitions“ für jedes Szenario die wesentlichen Strategien ausgearbeitet und detailliert.

• „Winning Ambition“ Szenario 1 (Some Gain, Much Pain)

Telekommunikationsunternehmen können die Bereitschaft von Verbrauchern und Unternehmen, Premium-Preise für Konnektivitätsdienste zu zahlen, nutzen und steigern: durch das Angebot von hochwertigen Netzwerken, Omnichannel-Erfahrungen und stärker personalisierte Kundeninteraktionen

• „Winning Ambition“ Szenario 2 (Transformation Squeeze-Out)

Netzbetreiber profitieren von einem gestiegenen Digitalisierungsgrad in der Gesellschaft sowie im B2B-Kontext durch Erweiterung des Dienstleistungsportfolios, Netzausbau und beschleunigte Modernisierung der gesamten digitalen Infrastruktur sowie der kundenorientierten Prozesse.

• „Winning Ambition“ Szenario 3 (Renationalization)

In einer brachliegenden Wirtschaft mit Verstaatlichungsbemühungen, Telko-Festpreisen und Arbeitsschutzgesetzen überleben Telekommunikationsanbieter, indem sie konsequent nach operativer Effizienz streben und Größenvorteile durch Kooperationen und M&A Aktivitäten realisieren.

• „Winning Ambition“ Szenario 4 (Efficient Bitpipe)

In einem stark regulierten Marktumfeld mit steigender Nachfrage und niedrigen Preisen werden Telekommunikationsanbieter erfolgreich sein, indem sie sich auf die Automatisierung von betrieblichen und kundenorientierten Prozessen sowie auf die Differenzierung durch eine überlegene digitale Kundenerfahrung (CX) konzentrieren.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne diskutieren unsere Experten die Analysen, die detaillierten strategischen Antworten und Implikationen für Ihr Unternehmen gemeinsam mit Ihnen.