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Deloitte Tech Trends 2020: Der Wandel geht weiter
Technologie-Innovation generiert Business-Chancen: Die neue Deloitte-Studie analysiert die wegweisenden Trends
Die Digitalisierung ist für Unternehmen 2020 längst zum Alltagsthema geworden. Aber das bedeutet nicht, dass sich die Intensität der Veränderung verringern würde. Im Gegenteil: kontinuierlich entstehen neue Tech-Ansätze, die transformative Prozesse, innovative Produkte und lukrative Geschäftsmodelle ermöglichen. Vorausgesetzt, Unternehmen adaptieren die Trends planvoll und mit Weitblick. Von Digital Twins bis Human Experience Platforms: Der Deloitte Tech Trends 2020 Report identifiziert die nächsten wichtigen Etappen der digitalen Transformation.
Inhaltsübersicht
- 1: Die Säulen der Innovation: technologische Makro-Faktoren
- 2: Architecture Awakens: IT-Architekten verlassen den „Elfenbeinturm“
- 3: Agil finanzieren: Finance und die Zukunft der IT
- 4: Digital Twins: physische Objekte virtuell analysieren
- 5: Human Experience Platforms: die Revolution der Mensch-Maschine-Interaktion
- 6: Ethische Technologie schafft nachhaltiges Vertrauen
- 7: Am Puls der Zukunft: der Deloitte Tech Trends Report
Exponentielle Innovation – für Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich. Auf dem Weg in die digitale Zukunft müssen sie die Möglichkeiten von morgen mit den Realitäten von heute abgleichen. Einerseits sind mutige Schritte über das Gewohnte hinaus gefragt, andererseits bleibt der Fokus auf die zentralen Unternehmenswerte unerlässlich. Beim Navigieren durch dieses Spannungsfeld ist langfristiges Denken ebenso wichtig wie ein Verständnis für inkrementellen Fortschritt und Anpassungsfähigkeit. Gelingt der Spagat, dann sind Unternehmen für die kommenden Disruptionen durch neue Mitbewerber in ihren Branchen gewappnet – und werden im Idealfall sogar selbst zum Disruptor.
Dutzende von internationalen Deloitte Experten analysieren in der elften Ausgabe der jährlich erscheinenden Studie mächtige neue Technologie-Trends, die in den nächsten 18 bis 24 Monaten in den konkreten Investitionshorizont der Tech-Leader treten: „Architecture Awakens“ – Future of Architecture, Finance und die Zukunft der IT, Digital Twins, Human Experience Platforms, Ethische Technologie und Vertrauen. Allesamt entstehen sie nicht im luftleeren Raum, sondern durch das Zusammenwirken übergreifender Technologie-Konzepte unserer Zeit – den technologischen Makro-Faktoren, die den Wandel prägen.
Die Säulen der Innovation: technologische Makro-Faktoren
Die Entfaltung der großen technologischen Makro-Faktoren war und ist ein zentrales Thema aller Deloitte Tech Trend Reports. 2020 unterziehen wir diese Faktoren nun einem Update und prüfen, wie sie die Unternehmenswelt aktuell verändern. Eine Kernbeobachtung: die Makro-Faktoren konvergieren immer stärker – und generieren dabei zugleich immer wieder neue, auch unerwartete Tech-Trends. Drei technologische Makro-Faktoren befeuern schon seit einem Jahrzehnt den Innovationsprozess: Die Cloud dominiert heute das IT-Modell, Analytics ermöglicht fortschrittlichste Stufen der Datenauswertung, Digital Experience schafft eine neue Sphäre kundenzentrierter Interaktion.
Drei disruptive Faktoren haben sich daneben inzwischen ebenso klar etabliert: Kognitive Technologien revolutionieren Abläufe in der Produktion ebenso wie Produkte selbst, Digital Reality fördert ein natürlicheres Benutzererlebnis durch die Erweiterung gewohnter Medien, und Blockchain ermöglicht neue Formen der Vertrauensbildung und Vertragsverwaltung. Der dritte Block bildet die Foundation, das betriebliche Fundament für skalierbare Innovation und Wachstum: Business of Technology ermöglicht durch leistungsfähige IT-Organisation überhaupt erst die Digitalisierung, Risk behält Cyber-Gefahren, Ethik und Regulation im Blick, die Core-Modernisierung überwindet durch Next-Generation-ERP-Plattformen die Beschränkungen überkommener Systeme.
Zu diesen etablierten Wirkkräften gesellen sich noch drei weitere zukünftige Makro-Faktoren: Durch Ambient Experience wird IT Teil unserer ganzen Lebenswelt, ja Teil von uns selbst (Neurofeedback). Exponential Intelligence erweitert kognitive Systeme um semantisches und emotionales Verständnis. Und mit Quantum-Technologie setzt sich schließlich ein neues, massiv leistungsfähigeres Computer-Paradigma durch, das bislang ungeahnt Potenziale eröffnet.
Fruchtbare Überschneidungen dieser etablierten, aktuellen und zukünftigen Faktoren erzeugen ständig neue Tech-Trends und revolutionieren so das Business. Worum geht es bei den Top-Trends für das Jahr 2020 im Einzelnen?

Architecture Awakens: IT-Architekten verlassen den „Elfenbeinturm“
Dieses Thema veranschaulicht sehr gut, wie Tech-Trends oft entstehen: Nicht durch eine bestimmte einzelne Erfindung, sondern durch eine neuartige Konstellation schon länger wirksamer Makro-Faktoren. In diesem Zusammenhang wirken das Business of Technology sowie Risk, Core-Modernisierung und Cloud. Immer mehr Top-Führungskräften wird derzeit bewusst, welche strategische Bedeutung heutzutage die IT-Architektur hat – also das Design, die Implementierung und der Betrieb der „Technology Stacks“ von IT-Komponenten, -Anwendungen und -Infrastruktur. Neue Wettbewerber haben hier oft einen massiven Vorsprung, da sie ihre Architektur von Grund auf neu gestalten können. Das verschafft ihnen die nötige Agilität, Funktionalität und Skalierbarkeit für die neuen Geschäftsmodelle. Um hier mithalten zu können, müssen etablierte Unternehmen die eigene Architektur ihrerseits agiler aufstellen.
Der Weg dahin erfordert ein neues Verständnis der Rolle, die führende System-Architekten im Unternehmen haben. Bei ihnen handelt es sich um brillante Spitzenkräfte, deren Potenzial bislang aber meist nur in ihrem speziellen Fachbereich zum Tragen kommt. Demnächst, so die Prognose der Tech Trends 2020, werden viele Organisationen diese Masterminds viel enger mit den operativen Technologie- und Business-Bereichen verzahnen. System-Architekten werden kollaborativer, kreativer und nehmen Stakeholder-Belange stärker in den Blick – und sie arbeiten nun auch in cross-funktionalen Teams aus IT- und Business-Experten. Durch diesen Trend werden langfristige Optimierungsziele umsetzbar: Durch Agilität wird der Time-to-Market beschleunigt, die Produktivität der Entwickler gesteigert, Business- und Technologie-Prioritäten ausbalanciert, und die Betriebskosten gesenkt. Als erste Schritte in diese Richtung eignen sich etwa multidisziplinäre Technologie-Projekte und neue Kollaborationsformen wie gemischte Online-/ On-Site-Teams oder Matrixorganisationen.

Agil finanzieren: Finance und die Zukunft der IT
Auch der zweite Trend resultiert aus dem Zusammenspiel von Makro-Faktoren, nämlich den radikalen Veränderungen der Arbeitsabläufe in der Software-Entwicklung unter den Vorzeichen von Cloud, Core-Modernisierung & Co.. Flexible, agile Ansätze ersetzen rigide Wasserfall-Modelle, Projekte werden in iterativen Sprints umgesetzt, rapide validiert und zügig skaliert. Ein erfolgreicher Ansatz, der seit einiger Zeit auch in andere Bereiche ausstrahlt. Der springende Punkt ist aber: Kommt die Finanzfunktion bei dieser ganzen Entwicklung mit? Wie werden die neuen Ansätze budgetiert, wenn sie nicht mehr etablierten Rhythmen jährlicher Berichtserstellung entsprechen? Und was, wenn sie durch Multi-Disziplinarität funktionale Grenzen überschreiten? Für die Entschärfung solcher Widersprüche zwischen transformativen Projekten und konventioneller Budgetierung ist eine enge Kooperation von CIO und CFO nötig. CFOs schaffen mehr Flexibilität durch neue Methoden zur zeitlich mehrdimensionalen Budgetierung und zur genaueren Bestimmung des langfristigen Wertbeitrags agil entwickelter Produkte. Der Return-on-Investment ist natürlich besonders schwer zu erfassen, wenn Investitionen, z.B. in Plattformen, sich erst langfristig auszahlen. Mit Capacity-Based-Funding zielt die Finanzfunktion zukünftig auf eine ergebnisorientiertere Budgetierung. Die Auslagerung von Prozessen in die Cloud führt generell zu einer Verschiebung von Investitions- zu Betriebsausgaben – diesen Capex-Opex-Trend gilt es dann aber auch vor Investoren detailliert zu rechtfertigen. CIOs wiederum organisieren ihre Ressourcen nun vermehrt in einem Produkt-orientierten Operating Model und erarbeiten einen klaren, verbindlichen Fahrplan für Technologie-Investitionen. Dazu kommen kreative neue Funding-Ansätze wie Co-Investing in der Branche oder mit Universitäten, Zuschüsse aus dem eigenen Ökosystem (etwa von Softwareanbietern) oder eine Finanzierung durch Carve-out Leasebacks.

Digital Twins: physische Objekte virtuell analysieren
Kognitionstechnologie trifft Digital Reality: Durch den exponentiellen Datenzuwachs, das Internet of Things, Sensoren und potenzierte Konnektivität können heutzutage nahezu beliebig detaillierte digitale Modelle physischer Objekte erstellt und in Echtzeit abgeglichen werden. Moderne kognitive Analytics-Ansätze gewinnen aus diesen Modellen wiederum Insights in einer ganz neuen Qualität und ermöglichen autonome Entscheidungsfindung. Die Einsatzgebiete dieses Trends gehen quer durch die Lieferkette und den Produktlebenszyklus: von Forschung und Entwicklung über Produktion bis hin zu Logistik und Wartung. Anwendungsgebiete für Digital Twins finden sich in allen Branchen, vom Entwurf von Flugzeugtriebwerken über das optimierte Management von Energie-Anlagen zur Ölförderung bis hin zu Modellen ganzer Städte in der Smart City. Ein Markt, der laut Prognosen rapide von 3,8 Milliarden USD Umsatz (2019) auf 35,8 Milliarden (2025) wachsen wird. In jüngster Zeit verstärkt sich das Entwicklungstempo noch. Durch Machine Learning können mit Digital Twins komplexe Wenn-Dann-Simulationen durchgeführt werden. Gewonnen werden die Daten dafür auch aus neuen Quellen wie LIDAR oder FLIR Sensoren. Innovative Standards verbessern die Datenbasis und Interoperabilität. Leistungsfähigere, günstigere IT-Plattformen und fortgeschrittene Möglichkeiten der Visualisierung erleichtern den Einsatz erheblich. Für Unternehmen bleibt es bei der Umsetzung aber wichtig, die Kosten-Nutzen-Relation zu beachten. Oft genügt ein gezielter Ausschnitt der physischen Daten und eine entsprechende Beschränkung der eingesetzten Sensoren. Bei schwer erfassbaren Vorgängen, etwa biochemischen Prozessen, können passende Ersatz-Parameter als Workaround dienen. Heute arbeiten vor allem Kapital-intensive Branchen mit „digitalen Zwillingen“. In Zukunft werden ihnen immer mehr Bereiche der Wirtschaft folgen und die Supply Chain tendenziell vollständig erfassen.

Human Experience Platforms: die Revolution der Mensch-Maschine-Interaktion
Computer beherrschen dank Natural Language Processing / Natural Language Generation längst auch die menschliche Sprache. Bei diesem Tech-Trend geht es aber darum, die Schnittstelle von Mensch und Maschine zusätzlich mit einer emotionalen Dimension anzureichern – mit „emotionaler Intelligenz“ (Affective Computing). Das bringt ein neues Maß an Authentizität, mehr Persönlichkeit, relevantere Storylines in der Kommunikation sowie ein neues Maß an intuitiver Interaktion. So wird ein Verbraucher-zentriertes Design möglich, das auf Befindlichkeit und Stimmung des Individuums Rücksicht nimmt. Und genau damit begegnen Unternehmen den tieferen Bedürfnissen der Kunden, deren Bindung an Marken oftmals emotionaler Natur ist. Für eine individuellere, „menschlichere“ Interaktion sorgen in Zukunft beispielsweise emotiv befähigte kognitive Assistenten. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden wie Sentiment- und Stimmen-Analysen, Eye Tracking oder Facial Coding liefern die Basis dafür. Neuartige EEG-Sensoren verbessern die Benutzerfreundlichkeit. Ein wichtiges Thema ist für Unternehmen dabei die Integration ethischer Gesichtspunkte, z.B. der Ausschluss von Vorurteilen in künstlicher Intelligenz, Diversität in Entwicklerteams und allgemein eine erhöhte Transparenz, um mit gesellschaftlichen Werten und Erwartungen konform zu bleiben. Dieser Aspekt der unternehmerischen Verantwortung im digitalen Zeitalter stellt sogar einen ganz eigenen Tech-Trend dar.

Ethische Technologie schafft nachhaltiges Vertrauen
Die Vorteile der Digitalisierung leuchten so gut wie allen ein, vom Konsumenten bis zum Mitarbeiter. Ebenso verbreitet sind aber auch Sorgen, Bedenken und Vorbehalte angesichts der ungeahnten neuen Möglichkeiten der Datenerfassung und -analyse. In diesem Kontext wird immer mehr Unternehmen klar, dass sie Vertrauen nicht mehr nur als Compliance-, PR- oder Marketing-Thema betrachten sollten, sondern als zentrales strategisches Ziel. Was jetzt schon oft im Bereich Corporate Social Responsibility, Nachhaltigkeit und Datenschutz praktiziert wird, bekommt durch einen solchen ethischen Ansatz ein viel umfassenderes Fundament. Gerade die neuen Fähigkeiten in KI und Digital Reality machen es nun nötig, aber auch möglich, die ethischen Werte eines Unternehmens buchstäblich zu enkodieren und empirisch zu überwachen. Etwa durch Algorithmen, die Diskriminierung aktiv verhindern, was im Bereich Legal Tech schon praktische Anwendung findet. Eine solide Datengrundlage und höchste Standards in der Cyber-Abwehr sind dafür nötige Voraussetzungen. Wenn Unternehmen die Privatsphäre ihrer Stakeholder und regional unterschiedliche Normen respektieren, wenn sie ethische Werte und Transparenz umsetzen, dann wird sich das nicht zuletzt auch auf die Kundenbindung, die Mitarbeiter und schlussendlich auf die eigene wirtschaftliche Leistung positiv auswirken.

Am Puls der Zukunft: der Deloitte Tech Trends Report
Ein breites Spektrum vielfältiger Tech-Trends – wie sollen Unternehmen den Überblick behalten, die eigene Möglichkeiten erkunden und neue Technologien gewinnbringend implementieren? Die Deloitte-Studie gibt hier Hilfestellungen auf mehreren Ebenen. Zum einen wird jedes Trend-Kapitel um reale Anwendungsfälle aus den unterschiedlichsten Sektoren und persönliche Einschätzungen von Branchenvertretern ergänzt. Das verschafft wertvolle Einblicke in die Praxis und in die Sichtweise involvierter Fachleute. Zum anderen schließt sich jeweils ein kompakter Abschnitt Executive Perspective an, der konkrete Hinweise zur Umsetzung in den Dimensionen Strategy, Finance und Risk liefert.
Schließlich zeigt das letzte Kapitel Handlungsfelder auf, wie Unternehmen durch Trend Sensing, Scouting & Scanning eigene Kompetenzen zum frühzeitigen Erkennen vielversprechender Trends aufbauen können. Etwa durch die gezielte Beobachtung von Entwicklung und Forschung, z.B. in den Bereichen Patentanmeldungen, Fördermittelvergabe und Open-Source- bzw. Start-up-Aktivitäten. Trend-Scouting über eine weites Spektrum von Entwicklungen, Wirkkräften und Themenfeldern hinweg kann dabei helfen, relevante Trends zu erkennen, die pötzlich auftreten und sich nonlinear entfalten. Zugleich erleichtert es beim Blick in die Zukunft, das weite Feld der Möglichkeiten besser zu umreißen und navigierbarer zu machen. So erarbeiten sich Unternehmen eine passgenau ausgerichtete Trend-Matrix, mit der sie den eigenen Weg nach vorne planen können. Ein wichtiges Hilfsmittel dafür sind auch in diesem Jahr wieder die Deloitte Tech Trends 2020.

Unsere umfassende englischsprachige Studie Tech Trends 2020 zum Download finden Sie hier.
Deloitte Tech Trends 2020: Der Wandel geht weiter
Inhaltsübersicht
- 1: Die Säulen der Innovation: technologische Makro-Faktoren
- 2: Architecture Awakens: IT-Architekten verlassen den „Elfenbeinturm“
- 3: Agil finanzieren: Finance und die Zukunft der IT
- 4: Digital Twins: physische Objekte virtuell analysieren
- 5: Human Experience Platforms: die Revolution der Mensch-Maschine-Interaktion
- 6: Ethische Technologie schafft nachhaltiges Vertrauen
- 7: Am Puls der Zukunft: der Deloitte Tech Trends Report