Separiert Orchestriert Implementiert Transformiert Standardisiert

SAP-Transformation im Doppelpack: Deployment und S/4HANA Upgrade zeitgleich umgesetzt

Im Zuge der Ausgliederung der Healthcare-Sparte von Siemens entstand mit dem Unternehmen Siemens Healthineers im April 2018 ein neuer DAX-Konzern. Dies erforderte den Aufbau eines eigenständigen Enterprise Resource Planning (ERP) Systems, ein Projekt von erheblicher Komplexität. 

Das neue System mit global einheitlicher Datenquelle erhöht die Transparenz über die Transaktionsdaten, ermöglicht optimierte Prozesse und schafft Produktivitätsgewinne durch Synergien zwischen verschiedenen Regionen. Durch das Upgrade auf S/4HANA werden zudem zukunftsweisende Potenziale für die digitale Business Transformation erschlossen.  

Ein SAP-Template für die globale Abbildung aller Vertriebs-, Service- und Finanzprozesse wurde geschaffen, und ein Deployment in über 60 Ländern stand auf der Agenda. Außerdem war ein Upgrade auf die neue SAP-Generation S/4HANA zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Optimierung von Prozessen auf Basis des neuesten technologischen Standes geplant. Dabei stand man vor dem Dilemma, welches dieser beiden so wichtigen wie fordernden Themen zuerst angegangen werden sollte. Business-kritisch waren beide Vorhaben. An diesem Punkt wurde eine ambitionierte Entscheidung gefällt: Deployment und Upgrade wurden parallel umgesetzt – in dieser Größenordnung beispielslos. Mit Deloitte als Implementierungspartner gelang das Projekt unter dem Codenamen P58: In kürzester Zeit wurden die geplanten Meilensteine erreicht. Inzwischen sind die Systeme in 30 Ländern live, weitere werden zügig folgen.

Das ERP-System bildet das operative Rückgrat eines Unternehmens. Entsprechend komplex ist die genutzte Software – und der Neuaufbau eines ERP stellt eine große Herausforderung dar. Zumal bei einem globalen Konzern wie Siemens Healthineers, mit rund 71.000 Mitarbeitenden und 21,68 Milliarden Euro Umsatz (Geschäftsjahr 2023) eines der größten Unternehmen weltweit im Medizintechnik-Bereich. Für den geplanten Carve-Out war ein neues ERP-System sowohl aus rechtlichen als auch aus strukturellen Gründen nötig. Zuvor war Siemens Healthineers an den Siemens-Konzern und dessen Systemumgebungen gebunden. Ein eigenständiges ERP ermöglicht, die Prozesse individualisiert und schnell entlang der spezifischen Industriebedürfnisse aufzusetzen. Darüber hinaus bot das SAP-Projekt für Siemens Healthineers die Gelegenheit, wichtige strategische Ziele umzusetzen, vor allem Standardisierung und Digitalisierung. Weitere Anforderungen von Siemens Healthineers lagen in der individuellen Anpassung der Templates an lokale Erfordernisse und in der Erfüllung strikter internationaler Accounting-Standards (IFRS15-Compliance).

 

Bildquelle Foto Gebäude: @Siemens Healthineers https://www.siemens-healthineers.com/de  

Möglich war die schnelle Umsetzung durch eine industrialisierte Deployment-Methodologie mit einem zentralen Team für die Template-Konfiguration und lokalen Hub-Teams. 

Als 2021 Upgrade und Deployment der neuen SAP-Templates anstanden, musste die Frage der Reihenfolge dieser beiden Teilprojekte geklärt werden. Für ein vorrangiges Deployment sprach, dass die Template-Innovationen so früh wie möglich quer durch die Regionen genutzt werden sollten. Zugleich hatte aber auch ein schnelles Upgrade auf S/4HANA hohe Priorität, um von den technologischen Vorteilen der neuen Plattform zu profitieren. Diesen Zielkonflikt löste das Team durch einen völlig neuen Ansatz: S/4HANA Upgrade und Deployment sollten parallel umgesetzt werden. Zwei große Projekte mussten also in eine einzige Timeline integriert werden. Eine mutige Entscheidung, die sich auszahlte.

Die Herausforderungen waren allerdings erheblich. Die Eckdaten verdeutlichen die Dimensionen des Projekts: rund 75 Satelliten-Systeme, mehr als 275 Schnittstellen und über 750 Level-3-Prozesse waren betroffen. In der einheitlichen Timeline musste eine Vielzahl an Aktivitäten, Systemen sowie die Verfügbarkeit von Ressourcen und Daten gemanagt werden. Dazu bedurfte es umfassender Expertise und Erfahrung. Hinzu kam die technische Komplexität des Upgrades, was Auswirkungen auf den aktuellen Datenmigrationsansatz hatte, wofür zeitgleich die bestehenden ETL-Tools (Extract, Transform, Load) angepasst werden mussten. Die besondere Natur des Healthcare-Business mit einer Vielfalt von Produkten, Geschäftsmodellen und umfangreichen Regularien erhöhte die Projektkomplexität noch weiter.

Für das ambitionierte Projekt wählten die Experten von Deloitte und Siemens Healthineers eine Vorgehensweise in mehreren „Waves“ für ein industrialisiertes Deployment, das unter anderem das Clustering von Ländern nach Komplexität und Region beinhaltet. Dabei mussten die gleichzeitige Umsetzung zweier Waves und das Upgrade unmittelbar hintereinander bewältigt werden. Bis Oktober 2021 ging das neue Template in insgesamt sieben Ländern live (Wave 1). Schon im Oktober 2022 erfolgte das S/4HANA Go-Live, im Januar 2023 das Go-Live des Deployments von Wave 2 und 3 mit 14 weiteren Ländern. 

„Zu diesem Vorhaben gehörte eine gute Planung, aber auch Mut, Entschlossenheit und Vertrauen. Gerade in den Zeiten der Pandemie und weitgehend remote arbeitenden Teams war das „Füreinander Einstehen“ der wohl wichtigste Erfolgsfaktor. Ich bin stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein“. 

Stephan Bode, Partner und Offering Lead SAP bei Deloitte

Möglich war diese schnelle Umsetzung durch eine industrialisierte Deployment-Methodologie mit einem zentralen Team für die Template-Konfiguration und lokalen Hub-Teams. Dabei konnten signifikante Synergien realisiert werden, etwa durch paralleles und synchronisiertes Testen. Wesentlich für den Erfolg war – neben der engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit der beteiligten Teams – wie effektiv das Zusammenspiel der Healthineers Systemlandschaften (Produktionslandschaft, Projektlandschaft, Sandboxen), die S4/HANA-Upgrade-Sequenzen, die verschiedensten Testzyklen zur Validierung und die Synchronisierung der Systemlandschaften zwischen Produktivbetrieb und den Projektaktivitäten gesteuert wurde. 

Von Deloitte-Seite wurde eine breite Palette von Kompetenzen aus dem globalen Deloitte-Netzwerk mobilisiert. Die Experten schufen eine passende Projekt-Organisationsstruktur mit Crossfunctional Team Leads und internationaler Aufstellung (Mix aus Onsite, Nearshore und Offshore). Ein integrierter Staffing-Plan für Deployment und Upgrade ermöglichte personelle Synergien. Daneben kamen – und kommen – Deloitte Managed Services für Support und DevOps zum Einsatz.

Das S/4HANA-Upgrade erreichte den ersten Go-Live-Meilenstein nach nur zwölf Monaten. Siemens Healthineers profitiert jetzt schon in 30 Ländern von den Vorteilen von S/4HANA. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und digitale Innovationskraft des ERP sind durch das Upgrade gewährleistet, durch einheitliche Rollen und Prozesse werden Produktivitätsgewinne realisiert. Bereits während des Upgrades wurden Verbesserungen entwickelt, aber zugleich die weiteren Möglichkeiten von S/4HANA genutzt, um kontinuierlich auch während des Deployments in der Produktionslandschaft (Stichwort DevOps) Optimierungen bereitzustellen. Davon profitieren auch die Länder, in denen der Rollout bereits erfolgt ist. Insgesamt wurden schon über 1.100 kleine oder mittlere Anpassungen mit agiler Methodik vorgenommen. 

Dies alles konnte von den Teams acht Monate schneller umgesetzt werden als es bei einem sequenziellen Vorgehen möglich gewesen wäre. Und das trotz der damals herrschenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – und nicht zuletzt mit einer Projektkosteneinsparung. Mit dem neuen ERP ist Siemens Healthineers jedenfalls bestens für die Zukunft aufgestellt. 

„Auf S/4 HANA parallel zum laufenden Deployment zu setzen, war ein ambitioniertes Vorhaben – die Umsetzung ist ein eindrucksvolles Beispiel, wie wir bei Siemens Healthineers unsere Unternehmenswerte leben: Wir wagen Großes und gewinnen gemeinsam!“

Dr. Stefan Henkel, CIO Siemens Healthineers

„Eine großartige Teamleistung aller Beteiligten, nur möglich durch Ausdauer, Leidenschaft und präzise Planung. Ich bin sehr stolz auf das Team und freue mich, die Innovationen, die mit S/4HANA verbunden sind, unseren Ländern bereit stellen zu können.“

Christiane Reich, Head of IT EMEA, Member of the P58 Steering Board, Siemens Healthineers

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