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Neue Organisationsmodelle im digitalen Zeitalter

Unternehmen agieren heute in einem Marktumfeld, das komplexer und kompetitiver ist als jemals zuvor. Die stabile und sicher vorhersagbare Umwelt der vergangenen Jahrzehnte weicht einer digitalisierten Zukunft mit neuen Spielregeln. Der Wandel in diese digitale Zukunft bietet große Wachstumsmöglichkeiten, ist aber auch mit schwer vorhersagbaren Veränderungen und einem hohen disruptiven Potenzial für etablierte Marktteilnehmer verbunden.

Technologischer Fortschritt

Vergangene technische Revolutionen haben Arbeit, Jobs, Unternehmens- und Gesellschaftsstrukturen radikal verändert – was ist diesmal anders? Digitale Technologien beeinflussen nicht nur Produktion und manuelle Fertigung, sie durchdringen alle Branchen und die gesamte Gesellschaft. So reduziert die Automatisierung die Kosten für Routineaufgaben signifikant, und die Unternehmen können den Wert anderer Tätigkeiten deutlich erhöhen, indem sie technologische Ressourcen wirksam einsetzen und auf spezialisiertes, ortsunabhängiges Know-how zugreifen.

Digitale Technologien erweitern bereits heute menschliche Arbeit. Beispielsweise hilft uns Virtual Reality dabei, unerwartete Entwicklungen und ihre Auswirkungen abzuschätzen. Gleichzeitig führen die technologische Evolution und das exponentielle Datenwachstum dazu, dass immer mehr Wissen entsteht, während vorhandenes Know-how schnell obsolet wird. Fähigkeiten und Arbeitsfelder müssen daher stets angepasst werden.

Flexible Organisationsmodelle für das digitale Zeitalter

Arbeit neu definiert

Diese Entwicklungen führen zu einem tiefgreifenden Wandel. Routineaufgaben werden weiter automatisiert, während der Anteil technologiegestützter kreativer Arbeit wächst. Jedoch wird der technologische Fortschritt den Menschen nicht verdrängen.

Die Arbeitswelt von morgen wird vielfältig sein: Die Neugestaltung von Arbeit rund um Problemlösungsansätze, die Bereitstellung neuer Services und die höhere Mitarbeiterzufriedenheit steigern künftig die Produktivität. Unternehmen sollten sich stärker darauf konzentrieren, Arbeitsplätze zu schaffen, die auf einzigartig menschlichen Fähigkeiten wie Neugierde, Kreativität, sozialer und emotionaler Intelligenz aufbauen. Wir werden das Entstehen von Berufsfeldern erleben, die zunehmend technische, gestalterische und organisatorische Tätigkeiten vereinen. Und da sich die notwendigen Fertigkeiten schnell weiterentwickeln, wird Weiterbildung noch mehr gefragt sein.

Die neuen Technologien beeinflussen nicht nur die Art und Weise, wie manche Jobs ausgeübt werden – sie werden auch die Art und Weise verändern, wie Firmen ihre Arbeitskräfte rekrutieren. Daneben nutzen viele weltweit agierende Unternehmen bereits Crowdsourcing-Lösungen, um neue Ideen zu entwickeln, Probleme zu lösen und komplexe Systeme zu gestalten. In den nächsten Jahren könnten drei Faktoren das Wachstum der Gig-Economy antreiben: Steigender Leistungsdruck und wachsende Nachfrage nach Jobs, die es ermöglichen, an verschiedenen Projekten zu arbeiten und sich weiterzubilden. Hinzu kommt der Wunsch, jenseits einer Vollzeitbeschäftigung produktive Arbeit zu finden. Das Ergebnis dieser Entwicklung könnten kleine Teams sein, die über längere Zeiträume gemeinsam an diversen Projekten arbeiten.

Auswirkungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Da schnelle technologische und wirtschaftliche Veränderungen den Lebenszyklus jeder Fähigkeit drastisch verkürzen, wird lebenslanges Lernen unverzichtbar. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich vernetzen, um schneller erfolgreich zu werden. Dies kann in kleinen Arbeitsgruppen, Organisationen und sozialen Netzwerken geschehen. In vielen Bereichen wird uns künftig ein deutlich breiteres Spektrum an unterschiedlichen Zusammenarbeitsformen begegnen.

In der Vergangenheit wurde eine Karriere als eine relativ stabile, voraussagbare Kombination aus Fähigkeiten definiert, die mit den Bedürfnissen einer Organisation und einer Branche zusammenpasst. Da sich die gefragten Fähigkeiten ständig verändern, können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber immer weniger jene klar definierten Karrierewege anbieten, die sich über Jahre oder Jahrzehnte erstrecken.

Auswirkungen für Unternehmen

Um neue Technologien effektiv zu nutzen, werden Unternehmen nicht nur die Arbeit konzeptionell neu definieren müssen, sondern auch die Strukturen, in denen sie ausgeführt wird. Unternehmen sollten sich hier nicht nur auf die reine Prozess-Automatisierung konzentrieren, sondern Bereiche identifizieren, in denen digitale Technologien die Arbeit von Menschen komplettieren bzw. bereichern können. Gleichzeitig können für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt für jene Bereiche zusätzliche Weiterbildungsangebote entwickelt werden, die menschliche Eigenschaften voraussetzen, wie sie z.B. im kreativen Bereich unerlässlich sind.

Die oftmals größte Herausforderung für Unternehmen im nächsten Jahrzehnt ist folgende: Wie kann die Neuerfindung der Arbeit gelingen, sodass die Eigenschaften von Menschen und Maschinen kombiniert werden können, sinnvolle Berufe und Karrierewege entstehen, und Arbeitnehmer so unterstützt werden, dass sie sich an diese Veränderungen optimal anpassen können?

Organisationen werden Netzwerke aufbauen und entwickeln müssen, um passende Talente – unabhängig von deren Standort – mit den richtigen Aufgaben zu verbinden. Da die Talente der Zukunft schnell vorankommen werden, sollten diese Netzwerke flexibel sein.

Auch werden sich Organisationsstrukturen von traditionellen Hierarchien hin zu Team-Netzwerken wandeln, die sich weit über die Grenzen einzelner Unternehmen erstrecken. Hierarchische Strukturen sind gut für die Ausführung von Routinetätigkeiten. Wenn aber die Aufgaben kreativer und zumeist von verschiedenen kleinen Teams ausgeführt werden, wächst auch die Bedeutung von flexiblen Netzwerkstrukturen. Unternehmen sollten daher umfangreichere Beziehungen in Ökosystemen entwickeln.

In diesem Zusammenhang wird sich eine neue Führungskultur entwickeln, die auf Zusammenarbeit setzt: Künftig werden die stärksten Führungskräfte diejenigen sein, die den inspirierenden Fragen einen Rahmen geben und zugleich Teams managen als auch motivieren können.

Um neue Arten der kreativen Arbeit zu entwickeln, müssen Organisationen ihre Vergütungsmodelle überdenken. Intrinsische Belohnungen, wie z.B. der Sinn und Effekt ihrer Arbeit sowie die Möglichkeit, durch sie zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, werden für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vordergrund rücken. Zugleich wird es für Unternehmen schwerer werden, Personal ausschließlich über die monetäre Entlohnung bei sich zu halten.

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