Analysen
Deloitte Global CIO Survey 2018
Strategische Defizite bei Österreichs IT-Abteilungen
Eine Analyse der IT-Ausrichtung österreichischer Unternehmen im internationalen Vergleich. Der Deloitte Global CIO Survey 2018 lässt bei heimischen IT-Abteilungen deutlichen Aufholbedarf auf den Rest Europas erkennen. Im internationalen Vergleich fallen eine abweichende thematische Schwerpunktsetzung sowie Unterschiede beim Rollenverständnis der österreichischen CIOs auf. Mangelnde Kundenorientierung, eine wenig ausgeprägte Fehlerkultur und die unzureichende strategische Einbindung von Technologie in die Unternehmen lassen aufhorchen.
Top 5 Findings
- Aufholbedarf bei internationalen Trends
- Mangelnde Fokussierung auf Kunden
- Expertenrolle statt Führungsverantwortung
- Kaum ausgeprägte Fehlerkultur
- Ungenutztes strategisches Potenzial von Technologie
Im Rahmen des CIO Survey wurden weltweit 1.437 Führungskräfte, vorwiegend Chief Information Officers (CIOs), aus 71 Ländern befragt. Sie äußerten sich zu ihrem Geschäftsumfeld, dem eigenen Unternehmen sowie ihrem Rollenverständnis. Auch österreichische CIOs kamen zu Wort. Dabei zeigt sich: Heimische IT-Abteilungen setzen andere Schwerpunkte als der Rest Europas.
„Die österreichischen CIOs hinken strategisch hinterher. Die Modernisierung der Bestandssysteme oder Themen wie Cyber Security, Datensicherheit und Compliance nehmen die meiste Zeit der IT-Leiter in Anspruch. Internationale Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Analytics werden dadurch vernachlässigt“, erklärt Bernhard Göbl, Director bei Deloitte Österreich.
Mangelnder Kundenfokus
Speziell bei digitalen Aktivitäten weicht Österreich deutlich vom internationalen Trend ab. Europaweit werden Themen wie Kundenbindung, Customer Journey und Kundenwachstum stark vorangetrieben, während hierzulande der besondere Kundenfokus ausbleibt. Die heimischen CIOs versuchen den Kundenerwartungen eher auf technischer Ebene mittels entsprechender Portale, Plattformen und Werbung zu begegnen. „Eine kundenorientierte IT-Ausrichtung bietet großen Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiter. In Österreich hat man das offenbar noch nicht ausreichend erkannt“, so Göbl.
Expertenrolle statt Führungsverantwortung
Einen weiteren Unterschied stellt das Rollenverständnis dar. Während die europäischen CIOs ihren positiven Einfluss auf Personen innerhalb und außerhalb des Unternehmens als zentrales Kriterium für erfolgreiche Führung sehen, ist das in Österreich lediglich bei 11 % der Befragten ein Thema. Für 57 % der heimischen CIOs ist die Lösung komplexer Probleme wichtiger, 45 % setzen auf fortlaufendes Lernen.
„Österreichische IT-Leiter sehen sich in erster Linie als Experten und weniger als Führungspersonen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch von den IT-Mitarbeitern dazu passende Skills erwartet werden. Serviceorientierung und systemorientiertes Denken sind den österreichischen CIOs in ihrem Team viel wichtiger, als Führungsverhalten oder Verhandlungsgeschick“, analysiert Bernhard Göbl.
Kaum ausgeprägte Fehlerkultur
Gemäß den Erkenntnissen der CIO Survey 2018 ist in Österreich auch das Fehlen einer gesunden Fehlerkultur zu bemängeln. Schuld an Fehlern sind laut den Befragten in erster Linie die anderen: 56 % der heimischen IT-Verantwortlichen begründen fehlgeschlagene Projekte mit der komplexen Systemtechnik, 54 % machen externe Partner verantwortlich. Nur vereinzelt wird die Fehlerquelle im eigenen Team wahrgenommen. Andere Länder gehen offener mit Fehlern um und profitieren von den daraus resultierenden Optimierungsprozessen.
Ungenutztes strategisches Potenzial von Technologie
Die heimischen IT-Abteilungen verfolgen nicht nur eine andere Richtung als ihre internationalen Pendants. Die österreichischen CIOs wissen auch zu wenig über die strategische Ausrichtung und Geschäftsziele des Unternehmens Bescheid. Wo sie sich eine Einschätzung zutrauen, haben Performance, Kundenbindung und Wachstum keinen hohen Stellenwert. Stattdessen spielt Innovation bei 57 % eine große Rolle. Diese bezieht sich allerdings nur selten auf eine strategische Neuausrichtung, sondern vielmehr nur auf neue Produkte und Services.
„Aus Sicht der CIOs wird Technologie von den heimischen Geschäftsführern vorrangig zur Kostenersparnis eingesetzt. International setzt man hingegen viel häufiger auf umsatzgenerierende Projekte. Die österreichischen Unternehmen sollten in enger strategischer Abstimmung mit ihrem IT-Bereich dringend an Ausbau und Weiterentwicklung der Geschäftsfelder arbeiten“, betont Bernhard Göbl.
Die vollständigen Ergebnisse der Deloitte CIO Survey 2018 sowie weitere Ausführungen zum Thema finden Sie hier.