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Familiengeführte Tourismusunternehmen als Wirtschaftsmotor für Tirol

Der Tourismus ist weiterhin ein entscheidender Wirtschaftsfaktor für die Region. Reformen für die Tourismusbranche sind dennoch notwendig.

Mag. Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol, im Interview über aktuelle Entwicklungen des Wirtschaftsstandortes Tirol.

Wie erklären Sie sich die gute wirtschaftliche Performance des Standortes Tirol?

In Tirol ist der Tourismus ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Das zeigt sich auch bei unseren Kundinnen und Kunden. Wir sind sehr stark in der Beratung von Hotellerie, Seilbahnunternehmen, Reiseveranstaltern und touristischen Infrastrukturbetrieben verankert. Der Tourismus ist ein seit Jahren wachsender und relativ krisenresistenter Wirtschaftszweig. Durch laufende Qualitätssteigerung können sich touristische Unternehmen im internationalen Wettbewerb behaupten. Die Basis dieses Erfolgs sind familiengeführte Unternehmen, die über Jahrzehnte eine gute wirtschaftliche Grundlage aufgebaut haben.

Welchen Herausforderungen müssen sich Tiroler Unternehmen dennoch derzeit stellen?

Im Wettbewerb herrscht Preisdruck, andererseits steigen die Kosten. Die Erhaltung einer ausreichenden Wertschöpfung ist und bleibt eine Herausforderung für jedes Unternehmen.

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage des Tiroler Tourismus ein?

Die Tiroler Tourismusunternehmen sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung grundsätzlich zufrieden. Aber im Vergleich zum letzten Jahr herrscht nur gedämpfter Optimismus. Die Wintersaison 2018/2019 war in Folge extremer Schneelagen und eines späten Ostertermins etwas durchwachsen, dem Sommer blicken die Unternehmen aber mit Zuversicht entgegen. Die Lage ist generell gesehen zufriedenstellend und wir rechnen mit einer positiven weiteren Entwicklung der Branche.

Inwiefern ist die Tiroler Tourismusbranche von dem zunehmenden Mitarbeitermangel betroffen?

Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Das betrifft aber so gut wie alle Branchen. Derzeit sind drei Viertel aller Betriebe auf der Suche nach Fachkräften. Das zeigt das Tourismusbarometer 2019, eine Studie von Deloitte Tirol gemeinsam mit der ÖHV. Was bei mitunter kritischen Diskussionen über die Attraktivität der Arbeit im Tourismus übersehen wird, ist die Tatsache, dass heute um fast ein Viertel mehr unselbständig Beschäftigte im Tourismus tätig sind als noch im Jahr 2010.

Wie beurteilen Sie den Fachkräftemangel und wie sollten Unternehmen – gerade im Tourismus – darauf reagieren? 

Viele Unternehmen zeigen Initiative und bemühen sich um ein bestmögliches Auftreten, um die eigene Arbeitgebermarke zu stärken. Regionale Kooperationen zur Steigerung der Attraktivität gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Unabhängig davon ist der demografische Wandel der Bevölkerung ein immer stärker werdendes Phänomen, an das sich gerade Tourismusunternehmen anpassen müssen.

Welche Entlastungen braucht es für Tourismusunternehmen?

Neben dem Arbeitskräftethema stellen die angespannte Kostensituation und der hohe bürokratische Aufwand aktuell die größten Belastungen für die Betriebe dar. Die Kosten für Mitarbeiter sind in den letzten Jahren am meisten gewachsen. Zusätzlich liegt eine hohe Steuerlast auf den Unternehmen. Die Touristiker hatten sich Entlastungen durch eine Steuerreform erhofft. Die dadurch erwartete Steigerung der Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit bleibt aufgrund der anstehenden Neuwahlen nun zumindest vorerst aus. Die Tourismusunternehmen benötigen in den nächsten Jahren eine umfassende Steuerentlastung. Das ist eine Grundvoraussetzung, um auch in den nächsten Jahren erfolgreich wirtschaften zu können. Die letzte Bundesregierung hatte zahlreiche Schritte für den Tourismus gesetzt. Durch das vorzeitige Ende der Legislaturperiode besteht nun die Gefahr, dass dringend notwendige Impulse auf die lange Bank geschoben werden. Beispiele hierfür sind die Registrierungspflicht für Sharing-Hosts oder die Anpassung der Abschreibungsdauern an die Praxis. Aus Sicht der Branche ist es dringend notwendig, dass eine neue Bundesregierung den eingeschlagenen Weg fortsetzt.

Mag. Andreas Kapferer, LL.M.
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