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Kostensituation dämpft Optimismus in Österreichs Tourismusbetrieben

eco.nova

Die gute Buchungslage für die kommende Sommersaison stimmt Österreichs Touristikerinnen und Touristiker derzeit zuversichtlich. Wie die aktuelle Branchenanalyse „Tourismusbarometer 2024“ von Deloitte und ÖHV zeigt, rechnen die Tourismusunternehmen aber gleichzeitig auch mit einer schlechteren Preisdurchsetzbarkeit, zusätzlich ist die Zinslage sehr herausfordernd. Auf den anhaltenden Personalmangel reagiert die Branche jedoch immer besser – und auch beim Zukunftstrend KI mischt der Tourismus ganz vorne mit.

Gemeinsam mit der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) erhebt Deloitte Österreich jährlich die aktuelle Lage in der heimischen Tourismusbranche. Für die neueste Ausgabe des „Tourismusbarometers“ teilten österreichweit mehr als 200 Touristikerinnen und Touristiker ihre Einschätzungen. Dabei zeigt sich: Der Optimismus überwiegt nach wie vor, hat sich aber auf niedrigem Niveau eingependelt. So empfinden jene Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die ein Unternehmen im städtischen Raum betreiben, die Lage ihres Betriebes sowie der Branche etwas besser als jene am Land. Dennoch sind auch Letztere positiver gestimmt als noch im Vorjahr

Insgesamt kritisch bewertet wird mit einer Gesamtnote von 2,87 vor allem die ökonomische Lage des Tourismus. Nur im Coronajahr 2020 zeigten sich die Betriebe diesbezüglich pessimistischer. Auch für die kommenden Monate rechnet fast ein Drittel mit einer negativen Entwicklung der Branche im eigenen Bundesland. Das ist alarmierend, wenn man bedenkt, dass der Tourismus aktuell die einzige Konjunkturstütze ist.

Trotz guter Buchungslage: Kostendruck wiegt schwer

Der Ausblick auf die Sommersaison lässt die Touristikerinnen und Touristiker dennoch optimistisch bleiben. Immerhin erwarten sich ganze 60 % aller Befragten ein Umsatzplus. Im Bundesländervergleich blicken die Wiener Betriebe besonders zuversichtlich in den Sommer (1,93), Tirol liegt mit einem Wert von 2,42 im Mittelfeld. Die Steirerinnen und Steirer sind laut Umfrage am verhaltensten (2,83).

Nichtsdestotrotz hinterlässt die anhaltend hohe Inflation ihre Spuren. Zwar ist die Buchungslage durchaus vielversprechend, 83 % der Befragten berichten aber bereits von einer veränderten Preissensitivität seitens der Gäste. Ein Viertel geht dementsprechend von einer schlechteren Preisdurchsetzbarkeit in der kommenden Saison aus. Und neun von zehn Betrieben klagen über die negativen Auswirkungen durch die aktuelle Kostensituation. Mit einem Wert von 4,31 wird diese folglich von allen externen Einflussfaktoren mit Abstand am schlechtesten bewertet.  

Dauerthema Arbeitskräftemangel: Ball liegt bei Politik

Auch die angespannte Arbeitsmarktsituation beschäftigt die Unternehmen nach wie vor. Durch den Kostendruck ist dieses Thema jedoch etwas in den Hintergrund gerückt. Zudem haben sich die Tourismusbetriebe zusehends mit dem Personalmangel arrangiert – und reagieren immer besser darauf. Das ist in erster Linie der jahrelangen Arbeit geschuldet, die die Unternehmen in ein gutes Arbeitsklima und attraktivere Arbeitsbedingungen gesteckt haben. Doch auch die Politik ist jetzt gefordert, die Rahmenbedingungen zu optimieren. Denn sollte die Wirtschaft 2025 wie erwartet wieder an Fahrt aufnehmen, wird auch der Arbeitskräftemangel wieder schwerer wiegen. Das macht eine umfassende Arbeitsmarktreform unerlässlich.

Neuer Tiefpunkt: Hohe Zinsen machen Tourismus zu schaffen

Der Tourismus ist eine besonders kapitalintensive Branche. Instandhaltungen, Qualitätsverbesserungen und Angebotserweiterungen sind oft mit beträchtlichen Investitionen verbunden. Auch hier wird die hohe Inflation spürbar. So haben sich der Zugang zu Kreditfinanzierungen und die Umsetzung von Investitionsprojekten laut den befragten Tourismusbetrieben ab 2021 kontinuierlich verschlechtert und liegen in diesem Jahr mit einer Note von 3,91 am bisherigen Tiefpunkt. Zwei Drittel der Touristikerinnen und Touristiker geben an, dass es schwieriger geworden ist, Kreditfinanzierungen zu erhalten. Aufgrund des branchentypisch hohen Fremdkapitalanteils sind viele Betriebe außerdem massiv von den stark gestiegenen Zinsen betroffen. Das zeigt sich auch an der gedämpften Investitionsfreude: Ursprünglich geplante Investitionen werden von fast der Hälfte der Befragten reduziert.

Ass im Ärmel: Künstliche Intelligenz als Chance

Die Unternehmen begegnen dieser schwierigen Ausgangslage mit einem beeindruckenden Maß an Resilienz – und mit einem gewissen Pioniergeist. So gilt die heimische Tourismusbranche beim Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) derzeit als Vorreiter. Vier von zehn Betrieben haben KI-Tools bereits im Einsatz, 82 % davon ziehen Nutzen daraus. Vor allem die Zeitersparnis und die schnellere Kommunikation mit Gästen wird hier geschätzt.

Damit birgt die Technologie für den Tourismus eine große Chance. Denn nicht nur die eigene Arbeitgeberattraktivität profitiert von KI-gestützten Anwendungen: Durch maßgeschneiderte Urlaubserlebnisse, schnellere Buchungen und einen besseren Service überzeugt man auch im Wettbewerb um die Gäste. Es lohnt sich für die Branche also, neue Wege zu gehen und die Vorreiterschaft in diesem Bereich weiter auszubauen.

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