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Finanzprofis - die unverhofften Helden der Nachhaltigkeit

Wie Wirtschaftsprüfer die Welt retten könnten

Einige Jahre sind vergangen, seit Peter Bakker, Präsident und CEO des «World Business Council for Sustainable Development», auf der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro sagte, dass "Buchhalter die Welt retten werden". Jetzt wurde klar, was genau er damit meinte und wie es erreicht werden könnte. Es ist an der Zeit, dass die Finanzfunktion ihre Möglichkeiten ausschöpft.

Längerfristig ist Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung

Nachhaltigkeit wird zu einem immer wichtigeren Kriterium für Verbraucher. Die Deloitte-Studie "Shifting Sands, 2020" zeigt, dass bereits 43 Prozent der Verbraucher Marken aktiv nach ökologischen und 34 Prozent der Verbraucher nach ethischen Gesichtspunkten auswählen.

Doch nicht nur die Verbraucher drängen Unternehmen dazu, ihre Produkt- und Marktstrategien zu überdenken. Auch Mitarbeiter, Investoren, Lieferanten, die Medien und Regulierungsbehörden tun dies. Es liegt nahe, dass Unternehmen nicht erfolgreich bleiben werden, wenn sie ihr Geschäft nicht auf sozial und ökologisch verantwortliche Weise führen. Larry Fink, Chairman und CEO von BlackRock, erklärt in seinem «2020 letter to CEOs», dass das Klimarisiko ein Investitionsrisiko ist. BlackRock fordert daher von den Unternehmen, in die es investiert, Informationen über Nachhaltigkeit zu einer breiten Palette von Themen, von Arbeitspraktiken über Datenschutz bis hin zu Geschäftsethik und klimabezogenen Risiken.

Von der öffentlichen Debatte zum Jahresabschluss

Es gibt zahlreiche Rahmenwerke über Reporting-Standards in nachhaltigkeitsrelevanten Verantwortungsbereichen von Unternehmen wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance or «ESG»), aber ihre Anwendung variiert von Land zu Land. Obwohl die Standards meist für große und börsennotierte oder staatliche Unternehmen verpflichtend sind, decken die Plichten zur Berichterstattung oft nicht sämtliche Verantwortlichkeiten eines Unternehmens in diesen Bereichen ab.

Jüngste Initiativen wollen diese Standards zu harmonisieren und ESG-Auswirkungen klar mit Unternehmensaktivitäten verknüpfen. Daher wird die transparente Messung, Bewertung und Offenlegung von Informationen im Bereich Nachhaltigkeit für Unternehmen zunehmend die Regel anstatt nur eine Option.

Aktuelle Entwicklungen

Sieben Grundprinzipien

Im September 2020 forderte die IFAC die Schaffung eines neuen Gremiums für Nachhaltigkeitsstandards, das neben dem International Accounting Standards Board (IASB) im Rahmen der IFRS Foundation bestehen würde. Dieses Gremium würde der Forderung von Investoren, politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden nach einem Berichtssystem nachkommen, das konsistente, vergleichbare, verlässliche und prüfbare Informationen liefert. Diese Informationen sind relevant für die Wertschöpfung von Unternehmen, deren nachhaltige Entwicklung und die sich verändernden Erwartungen von Stakeholdern.

Das Ziel der VBA ist es, einen globalen Standard zur Messung der positiven und negativen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit zu schaffen und eine Anleitung zu geben, wie Unternehmen auf diese Auswirkungen reagieren können. Im Februar 2020 kündigte die VBA an, dass die Europäische Union die Entwicklung einer ersten Reihe von allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen und Richtlinien zu Umweltauswirkungen für Unternehmen finanziell unterstützen wird.

Im September 2020 veröffentlichte das Weltwirtschaftsforum 21 Kennzahlen und Richtwerte für Nachhaltigkeit die als Bestandteil der Finanzberichte genaue Informationen zu ESG-Auswirkungen der Unternehmen liefern sollen. Die empfohlenen Metriken sind in vier Säulen gegliedert, die sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals, SDGs) und den wichtigsten ESG-Bereichen orientieren: (Unternehmens-)Führung, Planet, Mensch und Wohlstand.

Im September 2020 gaben fünf globale Institutionen – das Carbon Disclosure Project (CDP), das Climate Disclosure Standards Board (CDSB), die Global Reporting Initiative (GRI), das International Integrated Reporting Council (IIRC) und das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) – eine gemeinsame Vision dessen bekannt, was für den Fortschritt hin zu einer umfassenden Unternehmensberichterstattung in Nachhaltigkeitsthemen erforderlich ist und erklärten, gemeinsam daran arbeiten zu wollen.

Unabhängig aktuell bestehender Rechnungslegungsgrundsätze und -standards zu ESG weist der Corporate Reporting Monitor 2020 des in Zürich ansässigen Centre for Corporate Reporting (CCR) darauf hin, dass sich der dominierende Fokus in Unternehmensberichten weg vom Finanzmarkt hin zu einer ganzheitlichen Perspektive verschoben hat, die alle Stakeholder einschließt. Während der Finanzmarkt eine wichtige Zielgruppe bleibt, hat die Relevanz anderer Stakeholder zugenommen. Dem Bericht zufolge interessieren sich Unternehmen immer stärker für «Vertrauen in Nachhaltigkeit und eine langfristige Perspektive». In der Prioritätenliste kletterte dieser Aspekt vom fünften auf den dritten Platz.

Die Schlüsselrolle der Finanzfunktion für die Nachhaltigkeit

Wenn es darum geht, Transparenz zu schaffen und die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen zu unterstützen, kann die Finanzfunktion für das breite Spektrum externer Stakeholder und das gesamte Unternehmen ein Dreh- und Angelpunkt sein.

Die Finanzabteilung wird letztlich die Anforderungen an die Offenlegungen von Informationen zu Nachhaltigkeit in den Finanzberichten erfüllen müssen. Dennoch, die Verantwortung der Finanzfunktion und deren Möglichkeiten gehen weit über die externe Berichterstattung hinaus.

Enterprise Performance Management (ein ganzheitlicher Ansatz zur Umsetzung der Strategie auf Basis von Budgetzielen), Management-Reporting und Forecasting sind Prozesse im Finanzwesen, die für die Verankerung von ESG-Kennzahlen in einer Organisation unerlässlich sind.

Zunächst besteht die Rolle des CFO darin, eine Unternehmensstrategie zu gestalten, in der die finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Ziele gemeinsam vorteilhaft sind. Finanzielle Gesundheit ist eine Voraussetzung, um die gewünschte ESG-Performance zu erreichen, und ESG-Performance ist der Schlüssel, um langfristig finanziell gesund zu bleiben.

Der nächste Schritt besteht darin, die strategischen Ziele in jährliche Budgets zu übersetzen, und diese entlang der Wertschöpfungskette und auf den unteren Organisationsebenen zuzuweisen. Dieser Schritt ist entscheidend für die Planung und letztlich die Überwachung des Erreichten gegenüber den Zielen auf Jahresbasis. Wie bei jedem finanziellen Ziel folgt die «good practice» einem Balanced-Scorecard-Ansatz, bei dem sowohl d ESG-Performance als auch die zugrundeliegenden (Wert-)Treiber geplant und überwacht werden.

Das heißt, wenn sich beispielsweise ein Unternehmen dazu verpflichtet, seine CO2-Emissionen über 10 Jahre um 30 Prozent zu reduzieren, muss die CO2-Emissionsreduktion über die Jahre aufgeschlüsselt und auf alle relevanten Funktionen, wie z.B. die eigene Produktion und den Einkauf bei Drittanbietern, heruntergebrochen und verteilt werden.

Mit Prozessen des Enterprise Performance Management kann die Finanzabteilung die erforderlichen Vorgänge im Unternehmen verankern und ihre Umsetzung steuern.

Wie fängt man an?
 

  1. Verschaffen Sie sich Klarheit über das breite Spektrum von Stakeholdern, die die ESG-Performance Ihres Unternehmens messen werden
  2. Beginnen Sie die Diskussion über Wirkungszusammenhänge zwischen finanzieller Gesundheit als Voraussetzung für nachhaltige ESG-Performance, und der ESG-Performance als Schlüssel zur langfristigen finanziellen Gesundheit
  3. Beurteilen Sie, inwieweit Ihre Management-Reports Ihre strategischen Ziele widerspiegeln und wie gut die strategischen KPIs durch die zugrundeliegenden handlungsorientierten Treiber erklärt werden

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