Perspektiven

Brexit: Nervosität der Schweizer Unternehmen steigt

Zürich, 21. Juni 2016

Die Sorgen vor den Folgen eines möglichen Austritts Grossbritanniens aus der EU haben nun auch die Unternehmensführer in der Schweiz erfasst.

Rechneten bei einer von Deloitte im März durchgeführten Umfrage unter 116 Finanzchefs nur 17% mit negativen Auswirkungen für ihr eigenes Unternehmen falls es zum Brexit kommt, stieg der Anteil im Juni auf 40% (Umfrageteilnehmer: 112).

Bei den vorwiegend international tätigen Unternehmen geht gar die Hälfte (49%) von negativen Auswirkungen eines möglichen Brexits auf ihr eigenes Unternehmen aus.

Unternehmen bereiten sich für den Ernstfall vor

Aktuelle Umfragen aus Grossbritannien deuten auf ein enges Ergebnis der Abstimmung vom 23. Juni 2016 hin. Je näher das Referendumsdatum rückt, desto nervöser werden nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die Finanzchefs. Unternehmen befürchten vor allem höhere Komplexität und steigende Kosten durch einen Brexit.

So bereiten sich Unternehmen aus allen potenziell betroffenen Branchen auf mögliche Szenarien vor, um die Auswirkungen auf das eigene Geschäft steuern zu können: Verminderte Exportchancen, neue Risiken und eine Überprüfung der Wertschöpfungsketten und strategischen Investitionen sind nur einige der möglichen Herausforderungen eines Brexits für Unternehmen. Da es solch ein Ereignis aber noch nie vorher gegeben hat, sind solche Planungen naturgemäss mit grossen Unsicherheiten verbunden.

Auswirkungen auf die Schweiz

Sollte es zu einem Brexit kommen, würden für einen längeren Zeitraum viele Ressourcen in Brüssel für dieses Thema und die Folgen gebunden sein. Gut möglich, dass Themen welche die Schweiz betreffen auf der Prioritätenliste weiter nach hinten rutschen würden. Zudem könnte bei einer starken Zunahme der Unsicherheit im EU-Raum der Schweizer Franken als sicherer Hafen wieder an Attraktivität gewinnen.

Die Ungewissheit und die Tatsache, dass es ein derartiges Ereignis in dieser Konstellation noch nie gegeben hat, machen eine Prognose über die Auswirkungen schwierig. Klar ist, dass die Unsicherheit steigen und die Volatilität wie beispielsweise an den Finanzmärkten zunehmen werden. Sollte der Brexit abgelehnt werden, wird sich die Aufregung der letzten Wochen wiederum sehr schnell legen. Auch dann wäre es aber begrüssenswert, wenn die EU das Referendum als Warnung verstehen und die Reformanstrengungen erhöhen würde. Das Referendum hat in jedem Fall ein zusätzliches Schlaglicht auf zu verbessernde Bereiche gelegt, eine Rückkehr zur Tagesordnung wäre angesichts dessen verfehlt.

 

Lesen Sie auch den Kommentar des Chefökonomen von Deloitte UK, Ian Stewart (@IanStewartEcon): EU referendum - everything you need to know (except the result)

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