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Analysen

Der Schweizer Private-Banking-Platz

Gestärkt und mit Zuversicht nach vorne

In seiner persönlichen Einschätzung führt Jürg Frick, Senior Partner Deloitte AG, die Analyse über die Zukunft des Schweizer Banking-Sektors und seinem Wandel fort.

Insbesondere verschafft er einen Überblick darüber, wie Schweizer Banken, Regulatoren und Politiker den Schweizer Banking-Sektor wieder zum Erfolg führen können, und erläutert, wie weit diese in den vergangenen drei Jahren vorangekommen sind. Dazu veranschaulicht er die Bedeutung der drei Kerngebiete des Bankings: Geschäftsmodelle, Kunden und Kundenberater.

Darüber hinaus führt er verschiedene Themen auf, die den gesamten Bankenplatz betreffen, aber auch das Private Banking, das eine wesentliche Rolle für den Schweizer Bankenmarkt spielt.

Der Schweizer Private-Banking-Platz - Gestärkt und mit Zuversicht nach vorne

Wichtige Erkenntnisse:

Was können wir in den nächsten drei bis vier Jahren erwarten?

In den nächsten drei bis vier Jahren werden sich Banken auf folgende Schwerpunkte konzentrieren:

  • die Kunden in den Fokus zu stellen,
  • die Erfahrung „Bank“ für die Kunden in neue Sphären zu heben,
  • schneller, sicherer und vertrauenswürdig mit den Kunden kommunizieren,
  • durch die Verwendung von Social Media die Bank als Plattform um Geschäftspartner mit gemeinsamen Interessen und Fintech-Lösungen zusammenzubringen gestalten,
  • Investmentprozesse und Entscheidungsgrundlagen dank Fintech Lösungen komplexer, schneller und faktenbasierter zu analysieren, Bankprozesse intern zu optimieren, durch interne oder externe Lieferanten zur Verfügung gestellte technologische Lösungen,
  • und schliesslich die Anzahl der Kundenberührungspunkte mindestens zu verdoppeln.

Diese Aufzählung ist einerseits nicht abschliessend, andererseits bezeugt sie, dass in der Zukunft der Faktor Mensch durch Technologie ersetzt wird. Neue Technologien eröffnen jedoch auch Chancen: Sie helfen Banken, Angebote zu bündeln, mehr Kunden anzusprechen, mittels Social Media Netzwerke aufzubauen und von ihnen zu profitieren, effizienter zu arbeiten, Neuerungen schneller und billiger zu implementieren und verschiedene Plattformen zu nutzen, um das Know-how der Mitarbeitenden zu erhöhen.

Geschäftsmodelle

Im Einzelnen sind es fünf neue Geschäftsmodelle, die sich in Zukunft auf dem Bankensektor etablieren werden. Diese Modelle müssen an die individuelle Situation jeder Bank angepasst werden. Die Geschäftsmodelle sind vertiefter in unserer Studie „Zukünftige Geschäftsmodelle für Schweizer Banken (2016) vorgestellt“.

  • Geschäftsmodell Trusted Advisor (TA)
  • Geschäftsmodell Produktführer (PF)
  • Geschäftsmodell Transaction Champion (TC)
  • Geschäftsmodell Managed Solutions Provider (MS)
  • Geschäftsmodell Universalbank (UB)
Bedürfnisse aus Sicht der Kunden

Neben den kulturellen Bedürfnissen und Eigenheiten und der soziodemografischen Entwicklung pro Region oder Land gilt es immer auch den einzelnen Kunden-Lebenszyklus zu berücksichtigen – auch wenn dieser für jede Region, jedes Land, jede Entwicklungsphase, jede Wirtschaft und jede Ausrichtung verschieden ist. Europa, das sich auf Tradition, Geschichte und Langfristigkeit konzentriert, kann zum Beispiel nicht mit dem Mittleren Osten oder Asien verglichen werden.

Darüber hinaus wollen die Kunden auch ihre traditionellen Bedürfnisse hervorheben und insbesondere einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu ihrem langfristigen Berater und dessen Dienstleistungen erhalten. Je nach regionaler Herkunft muss die Art und Weise der Betreuung, wie oben gesagt, jedoch unterschiedlich sein und verlangt daher verschiedene Beraterpersönlichkeiten.

Das Ende des traditionellen Relationship Managers

In der Vergangenheit war der Fokus der einzelnen Relationship Manager vor allem bi-direktional auf einen Kunden ausgerichtet. Zukünftig wird es darum gehen, einzelne Kunden und Kundeninteressen zusammenzubringen und als Bank in der Rolle eines Mediators, Organisators, Dirigenten und Initiators aufzutreten. Die Relationship Manager der Zukunft erhalten dadurch ein neues Profil – „Network-Gaming“ ist das neue Zauberwort, oder „Mit welchen Ideen bringe ich mein Netzwerk dazu, zusammen zu arbeiten?“. Die Banker der Zukunft werden mehr und mehr zu Consultants und Ideenlieferanten und entfernen sich immer mehr vom Abwickler von Aufträgen. Voraussetzung für diese Entwicklung ist es jedoch, dass sie ihre Kunden bestens kennen.

Frühere Ausgabe

Der Schweizer Private Banking Platz - Zurück in die Erfolgsspur
Die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes, insbesondere der Privatbanken, kann aufgrund der aktuellen Entwicklungen gut abgeschätzt werden. Die Anzahl der Banken auf dem Finanzplatz wird deutlich sinken und Auslandsbanken werden sich aus dem Private-Banking-Sektor zurückziehen. Kleinere Banken werden zunehmend ihre Lizenz zurückgeben oder aufgrund der Last der zu erwartenden Abgeltungen aus dem Markt ausscheiden. Die Profitabilität der Banken und die Löhne ihrer Angestellten werden voraussichtlich zurückgehen. Trotz der Vielzahl an Herausforderungen werden die Privatbanken aber weiterhin einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden Schweizer Finanzplatz leisten können – wenn sie ihre Effizienz steigern und den Mut zu Veränderungen haben.

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