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Das Smartphone wird zur Steuerzentrale des Lebens – in der Schweiz kommen nur noch acht Prozent ohne aus
Zürich, 15. November 2018
- Schweiz mit überdurchschnittlich hoher Durchdringung: 92% der Erwachsenen besitzen ein Smartphone, europaweit sind es 91%
- Smartphone wird unverzichtbare Assistentin und multifunktionale Werkzeugkiste für das ganze Leben
- Augmented Reality und Anwendungen in der Arbeitswelt gemäss Deloitte Mobile Consumer Survey als künftige Markttreiber
- Markttransformation: Konsumenten kaufen teurere Geräte und behalten diese länger – ein professioneller Second-Hand-Markt entsteht
- Gleichzeitig liegen unzählige Geräte ungebraucht in der Schublade. 7% werfen nach einem Neukauf altes Gerät in den Abfall
In der Schweiz besitzen 92 % aller Erwachsenen ein Smartphone und 97% davon brauchen es täglich. Dies ergab Befragung von über 1000 Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz sowie 56 000 Personen aus 34 weiteren Industrie- und Schwellenländern für den Global Mobile Consumer Survey.
«Das Smartphone wird zur unverzichtbaren Assistentin: Die Geräte lernen unseren Tagesablauf kennen und sind in der Lage, Aktivitäten und Pläne vorherzusagen. Sie können mit hoher Präzision nicht nur erkennen, was wir mitteilen wollen, sondern auch vorschlagen, mit wem wir kommunizieren sollen. Sie können uns selbständig an Tätigkeiten erinnern und uns zu erwünschten Handlungen auffordern. Wir werden gleichzeitig auch lernen müssen, mit diesen neuen technologischen Möglichkeiten sinnvoll umzugehen, sodass sie unser Leben vereinfachen und nicht einschränken», prognostiziert Bjørnar Jensen, Managing Partner Consulting und Telekom-, Medien- und Technologie-Industrie bei Deloitte Schweiz.
Vor gut einem Jahr wurde über Sinn und Unsinn von Smartphones mit einem Preis von über 1000 Franken debattiert – seither sind die neuen Modelle noch teurer geworden. «Hochpreisige Geräte haben einen wesentlichen Einfluss auf die Einnahmen der Hersteller. Dies gilt besonders ausgeprägt für die Schweiz: die Menschen hier kaufen gerne die neusten und besten Geräte», sagt Roger Lay, Director Mobile Enterprise bei Deloitte Digital.
Nicht mehr alle zwei Jahre ein Neugerät
In der Vergangenheit war ein Haupttreiber für das Umsatzwachstum bei den Smartphones die Umstellung von klassischen Handys auf Smartphones. Inzwischen haben aber die allermeisten Menschen umgesattelt: Lediglich 5,5% der Befragten in der Schweiz verwenden nach wie vor ausschliesslich ein einfaches Handy, 2,9% verzichten ganz auf ein mobiles Telefongerät.
Einen wachsenden Einfluss auf den Verkauf neuer Smartphones haben SIM-only-Verträge. In der Schweiz haben 26% der Handy-Besitzer einen solchen Vertrag, europaweit sind es bereits 38%. Dadurch werden Vertragsverlängerung und Upgrade von Mobilgeräten entkoppelt: Heute beziehen die Konsumentinnen und Konsumenten nicht mehr automatisch nach zwei Jahren ein neues Gerät, sondern warten meistens länger mit einem Neukauf.
Dies zeigen historische Daten aus Grossbritannien besonders eindrücklich: In der diesjährigen Umfrage hatten 59 % der Smartphone-Besitzer ihr Gerät in den vergangenen 18 Monaten gekauft. Im Jahr 2017 lag der Anteil bei 62 %, im Jahr 2016 bei 66 %. In der Schweiz – wo die Umfrage dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt wurde – haben 54 % der Smartphone-Besitzer dieses in den letzten 18 Monaten gekauft. Bei 25 % liegt der letzte Kauf zwischen 18 und 30 Monaten zurück, bei 17 % noch länger.
Augmented-Reality vor Durchbruch
Grosses Potenzial wird neuen Augmented-Reality-Anwendungen zugetraut, die mit dem schnelleren Mobilfunkstandard 5G und leistungsstärkeren Geräten erst voll zur Entfaltung kommen werden. Selbstlernende Systeme überlagern die Sicht des Users auf die reale Welt mit vorhandenen sowie aktuell errechneten Informationen. «Was bisher vor allem bei Spielen sehr erfolgreich war, hat das Potenzial, auch den Detailhandel und den Gesundheitsbereich zu revolutionieren. Bis diese Anwendungen einen breiten Nutzen generieren, kann es aber noch einige Zeit dauern», erklärt Roger Lay.
Als weitere potentielle Markttreiber gelten Smartphones vom Arbeitgeber sowie Coaching-Angebote. In den kommenden Jahren werden immer mehr Menschen Ihr Smartphone vom Arbeitgeber bekommen, da sie die Geräte öfters für die Arbeit brauchen. Vor allem von Augmented-Reality-Anwendungen in den Bereichen Bau, Medizin und Weiterbildung versprechen sich die Hersteller einiges.
Verschiedene Anbieter investieren zudem bereits in Smartphone-Coaching, damit die Kundschaft die leistungsstärkeren, aber oft auch komplexeren Funktionen der High-End-Smartphones voll nutzen kann. So schiessen in der Schweiz über drei Viertel (77%) der Smartphone-User mindestens wöchentlich Fotos. Aber nur 22% bearbeiten diese Bilder und nur 17% verwenden Filter zur Verschönerung, obwohl diese sogar in den Messenger- und Social-Media-Apps enthalten sind.
«Die Zukunft des Smartphones bleibt vielversprechend; die kurzfristigen Aussichten für den Schweizer Markt sind aber durchzogen. Die kommenden Verbesserungen wie der schnellere Mobilfunkstandard 5G, Anwendungen mit künstlicher Intelligenz oder leistungsfähigere Prozessoren sind für die Anwender zurzeit weder offensichtlich noch greifbar», sagt Bjørnar Jensen. Industrie und Handel müssten deshalb beim Verkauf stärker auf den konkreten Nutzen der Geräte fokussieren.
Ein Drittel der Geräte wird wiederverwendet
Nach einem Neukauf werden in der Schweiz viele gebrauchte Geräte weiter genutzt. 17% haben laut der Befragung ihr altes Gerät verkauft, europaweit waren es nur 12%. Zudem haben in der Schweiz 17% ihr Gerät an eine Freundin oder ein Familienmitglied verschenkt, sodass davon auszugehen ist, dass rund ein Drittel der alten Geräte nach einem Neukauf weiterverwendet werden.
Die meisten Menschen bewahren das alte Smartphone aber einfach für den Fall auf, dass das neue ausfällt. In der Schweiz machen dies 37%, in Europa sind es sogar 45%. «Weil die Geräte immer teurer werden, erscheint es nachvollziehbar, dass man eine Notlösung parat hat und nicht gleich ein neues kaufen muss, falls das eigene Gerät den Geist aufgibt. Aus ökonomischer Sicht wäre allerdings für die Konsumenten und auch für die Umwelt ein Verkauf und damit eine weitere Verwendung sinnvoller», sagt Roger Lay.
Die Verlangsamung der technischen Verbesserungen hat auch zu einem wachsenden Second-Hand-Markt geführt. In der aktuellen Umfrage haben immerhin 9% der in der Schweiz befragten Personen angegeben, ihr Gerät gebraucht gekauft zu haben, in Europa stehen Deutschland und Grossbritannien mit je 14 % an der Spitze. Auch in der Schweiz bieten inzwischen Anbieter so genannte «rekonditionierte» Geräte aus zweiter Hand an, die bereinigt und repariert sind und häufig sogar mit Garantie weiterverkauft werden – mit stark wachsendem Erfolg.
Zu viele Geräte landen im Abfall
6% der Befragten mit einem Mobiltelefon haben angegeben, dass sie ihr altes Gerät recycelt haben. Das sind weniger als die 7%, die ihr altes Telefon nach dem Neukauf einfach in den Abfall geworfen haben. Allein auf diesem Weg gelangen in der Schweiz jährlich über 80 000 Geräte in die Verbrennung. Dazu kommen diejenigen Geräte, die nach Jahren in der Schublade auch noch im Abfall landen.
«Angesichts der zunehmenden Knappheit der vielen Rohstoffe, die in einem modernen Gerät stecken, erscheint diese Wegwerfmentalität der Konsumenten in der Schweiz höchst problematisch. Wer es nicht verkaufen möchte, kann das Gerät beim Mobilfunkanbieter zurückgeben und spenden», erklärt Roger Lay.
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Das mobile Endgerät stösst in alle Lebensbereichen der Konsumenten vor.