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Mensch und Maschine: Sind Roboter auf dem Vormarsch?

Deloitte untersuchte Folgen der Automatisierung für den Schweizer Jobmarkt

Zürich, 9. November 2015

Im Zuge der vierten industriellen Revolution ist die Debatte über den Einfluss des technologischen Wandels auf die Beschäftigung neu entbrannt. In ihrem neusten Bericht hat Deloitte – in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsmagazin SRF ECO – die Folgen der Automatisierung für den Schweizer Arbeitsmarkt untersucht. Zudem wurde analysiert, welche Berufe einem Automatisierungsrisiko ausgesetzt sind. Ein Hauptbefund: Nahezu die Hälfte aller Stellen in der Schweiz könnten prinzipiell von einer Maschine übernommen werden. Jedoch wurden in den letzten 25 Jahren insgesamt mehr Stellen geschaffen als verdrängt. Für die Zukunft gilt es deshalb, die Chancen zu ergreifen, die sich durch Automatisierung bieten.

In der Schweiz sind die Auswirkungen der Automatisierung klar sichtbar: Tätigkeiten, die kaum durch Automatisierung ersetzt werden können, sind in den letzten 25 Jahren stark gewachsen, während Beschäftigungen mit hoher Automatisierungswahrscheinlichkeit1 kaum gewachsen sind oder sogar abgenommen haben. Insgesamt wurden aber in den letzten 25 Jahren mehr – genauer gesagt 2.6 Mal so viel – Stellen geschaffen als abgebaut.

Die Automatisierungswahrscheinlichkeit nimmt mit steigendem Ausbildungsniveau ab: Je qualifizierter ein Beschäftigter, desto unwahrscheinlicher ist eine Verdrängung durch eine Maschine. Den höchsten Stellenzuwachs in den letzten 25 Jahren verzeichneten technische und akademische Berufe. Dazu gehören z.B. Anwälte, Ärzte oder Psychologen. Umgekehrt gingen in der Schweiz die meisten Jobs dort verloren, wo das Automatisierungsrisiko relativ hoch ist. Dazu gehören viele Kategorien mit eher niedrigem bis mittlerem Ausbildungsniveau, zum Beispiel Sekretariatskräfte und Bank- und Schalterbedienstete.

Dieser Zusammenhang gilt in der Schweiz allerdings nicht absolut. Es gibt auch Berufe mit tieferem bis mittlerem Ausbildungsniveau und tiefer Automatisierungswahrscheinlichkeit (z.B. Kinderbetreuer und medizinische Assistenten), genauso wie Tätigkeiten mit hohem Ausbildungsniveau und hohem Automatisierungsrisiko (z.B. Buchhalter und Finanzberater).

„Zukunftschancen gibt es über alle Qualifikationsstufen hinweg“, erklärt Bjornar Jensen, Partner und Leiter Innovation bei Deloitte in der Schweiz. „Dies gilt insbesondere für Stellen, die auf Kreativität, soziale Interaktion und hochwertigen Kundenservice setzen.“

1Die Automatisierungswahrscheinlichkeit gibt an, wie gut ein Beruf aufgrund der dafür notwendigen Tätigkeiten prinzipiell durch Maschinen ersetzbar wäre.

Mensch und Maschine: Sind Roboter auf dem Vormarsch?

Nahezu die Hälfte der Stellen prinzipiell gefährdet

Die Untersuchung zeigt zudem, dass 48% aller Beschäftigten potenziell gefährdet sind, durch die Automatisierung verdrängt zu werden. Das Automatisierungspotenzial konzentriert sich auf niedrig- bis mittelqualifizierte Bürokräfte (94%), Hilfsarbeitskräfte (71%) sowie Beschäftigte in der Produktion und Handwerksberufe (beide 66%).

Bei diesen Berufskategorien wurde schon in der Vergangenheit ein Beschäftigungsabbau beobachtet. Dies allerdings in geringerem Masse als in der Industrie. Neuere Entwicklungen wie automatisierte Software, die administrative Vorgänge autonom abwickeln kann, zeigen dass repetitive, standardisierbare Prozesse nun auch im Dienstleistungsbereich noch stärker von Maschinen übernommen werden könnten.

Bjornar Jensen relativiert: „Allerdings können auch Berufe mit hoher Automatisierungs-wahrscheinlichkeit zukünftig profitieren, wenn die Chance ergriffen wird, echten Mehrwert zu schaffen, etwa durch hervorragenden Kundenservice. Wir – also Arbeitgeber aber auch Arbeitnehmer – müssen zunehmend darauf hinarbeiten, Technologie komplementär zur menschlichen Tätigkeit einzusetzen. So holen wir das Beste aus Mensch und Maschine heraus.“

In der Finanzbranche beispielsweise könnte Kundenberatung nach wie vor oder sogar verstärkt von Beratern erfolgen, während Hintergrundprozesse, Transaktionsabwicklung und Berichterstellung zunehmend vollautomatisiert ablaufen.

Automatisierung als Zukunftschance statt Gefahr

In den letzten 25 Jahren sind viel mehr Stellen geschaffen als abgebaut worden – nicht zuletzt dank der Automatisierung, wie die Deloitte Analyse zeigt.

„Warum sollte der positive Beschäftigungstrend der letzten Jahrzehnten nicht so weitergehen?“, so Bjornar Jensen. „Für die Zukunft gilt es aber, die Chancen zu ergreifen, die sich durch den technologischen Wandel bieten. Die Schweiz ist mit ihrem guten Ausbildungssystem und fortgeschrittenen Technologiestand gut platziert, um von der Automatisierung zu profitieren. Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass alle Akteure – also die Arbeitgeber, der Staat, die Ausbildungsinstitute sowie die Arbeitnehmer selber – etwas dafür machen müssen.“

Über den Bericht «Mensch und Maschine: Roboter auf dem Vormarsch?»

Deloitte hat die Auswirkungen von Automatisierung auf den Schweizer Arbeitsmarkt untersucht. Die Analyse beruht im Wesentlichen auf zwei Datensätzen: Erstens auf Frey und Osborne (2013), die in einer umfangreichen Studie die Automatisierungswahrscheinlichkeiten für 702 der 840 Berufe gemäss der Standard Occupational Classification (SOC) geschätzt haben. Zweitens auf Beschäftigungsdaten (SAKE) des Bundesamtes für Statistik von 1990 und 2013 (letztverfügbares Jahr). Da die Schweiz eine andere Klassifizierung der Berufe verwendet, die sogenannte International Standard Classification of Occupation (ISCO-08), wurden die Wahrscheinlichkeiten auf Basis der offiziellen Umwandlungstabelle neu zugeteilt. Die Analyse von Deloitte deckt rund 90% der Gesamtbeschäftigung 1990 und 2013 ab.

Der vollständige Bericht Mensch und Maschine: Roboter auf dem Vormarsch? im Auftrag von SRF ECO (inklusive Beispiele von Berufskategorien mit unterschiedlichen Automatisierungswahrscheinlichkeiten) finden Sie auf unserer Webseite.

Über Deloitte in der Schweiz

Deloitte ist ein führendes Prüfungs- und Beratungsunternehmen in der Schweiz und bietet branchenspezifische Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Financial Advisory. Mit über 1‘400 Mitarbeitenden an den sechs Standorten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano und Zürich (Hauptsitz) betreut Deloitte Unternehmen und Institutionen jeder Rechtsform und Grösse aus allen Wirtschaftszweigen. Deloitte AG ist eine Tochtergesellschaft von Deloitte LLP, dem Mitgliedsunternehmen in Grossbritannien von Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL). Über DTTL sind deren Mitgliedsunternehmen mit über 225‘000 Mitarbeitenden in mehr als 150 Ländern vertreten.

Anmerkung für die Redaktion

In dieser Pressemitteilung bezieht sich die Bezeichnung Deloitte auf Deloitte AG, eine Tochtergesellschaft von Deloitte LLP, dem Mitgliedsunternehmen in Grossbritannien von DTTL, eine "UK private company limited by guarantee" (eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht) und ihren Mitgliedsunternehmen, die rechtlich selbstständig und unabhängig sind. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur von DTTL und ihrer Mitgliedsunternehmen finden Sie auf unserer Webseite unter www.deloitte.com/ch/about.

Deloitte LLP und seine Tochterfirmen sind führende Beratungsunternehmen mit über 14'000 bestausgewiesenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Grossbritannien und der Schweiz, die Leistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Financial Advisory Services bieten. Das Unternehmen, das dank seiner innovativen HR-Programme als erklärter Wunscharbeitgeber gilt, setzt sich dafür ein, dass seine Kunden und Mitarbeitenden Erfolg haben.

Deloitte AG ist eine von der Eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA zugelassene und beaufsichtigte Revisionsgesellschaft.

Die in dieser Pressemitteilung enthaltenen Informationen entsprechen zum Zeitpunkt des Drucks dem aktuellen Stand.

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