Automatisierung verändert Schweizer Wirtschaftsbranchen grundlegend

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Automatisierung verändert Schweizer Wirtschaftsbranchen grundlegend – Chancen für neue Arbeitsplätze und Innovationen werden geschaffen

Der neue Bericht von Deloitte zeigt, dass bis 2025 ca. 270'000 neue Jobs in der Schweiz entstehen werden

Zürich, 27. Oktober 2016

Der neuste Automatisierungsbericht von Deloitte, Transformation der Schweizer Wirtschaft zeigt, dass die Automatisierung weiterhin generell positive Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt haben wird. Während einige Arbeitsplätze wegfallen, entstehen auf der anderen Seite viele neue Jobs. Durch sie sinken die Preise vieler Güter und steigen die Löhne, was die Produktnachfrage erhöht und dadurch auch neue Arbeitsstellen schafft. Wie neue Analysen verdeutlichen, wirkt sich die Automatisierung in verschiedenen Branchen unterschiedlich auf die Beschäftigung aus, je nach Branche und Unternehmen, aber auch in Bezug auf Innovation. In der Summe bringt höhere Automatisierung beträchtliche Vorteile für die Schweizer Wirtschaft, aber auch für einzelne Unternehmen. Sie stellt nicht nur eine Alternative zur Produktionsverlagerung ins Ausland dar, sondern bietet auch eine attraktive Chance, Beschäftigung, Umsätze und Wertschöpfung im Land zu halten und zu steigern.

Laut der Deloitte-Studie vom November 2015 Mensch und Maschine: Roboter auf dem Vormarsch?, übt die Automatisierung einen positiven Effekt auf den Schweizer Arbeitsmarkt aus: In den letzten 25 Jahren wurden über 800’000 neue Stellen geschaffen – nicht zuletzt dank der Automatisierung. Dahinter stehen zwar verschiedene Faktoren wie z. B. das Bevölkerungs- oder Wirtschaftswachstum, eine wichtige Rolle dürfte aber auch die Automatisierung gespielt haben. Diese positive Auswirkung auf die Beschäftigungssituation wird voraussichtlich anhalten: Gemäss den neusten Analysen von Deloitte werden bis 2025 in der Schweiz netto rund 270'000 neue Stellen geschaffen werden.

Komplementäreffekte überwiegen substitutive

Die Effekte der Automatisierung auf die Beschäftigung sind unterschiedlich und lassen sich grundsätzlich in zwei Hauptgruppen unterteilen: substitutive oder komplementäre Effekte. Wird eine menschliche Arbeitskraft durch eine Maschine ersetzt, spricht man von einer Substitution. Durch komplementäre Effekte können hingegen Arbeitsplätze geschaffen werden. Wenn Mensch und Maschine ergänzend im Produktionsprozess eingesetzt werden, erhöht sich die Produktivität und dadurch auch die Löhne der Mitarbeiter. Zudem kann der Einsatz von Maschinen zu Preissenkungen der produzierten Güter führen. Höhere Löhne und niedrigere Preise erhöhen die Kaufkraft der Menschen, was die Gesamtnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen steigen lässt. Dadurch entstehen letztlich neue Arbeitsplätze. Hinzu kommt, dass auch für die Produktion neuer Technologien und Maschinen Arbeitskräfte benötigt werden. Insgesamt zeigt sich, dass auf der einen Seite Arbeitsplätze abgebaut werden, während auf der anderen neue entstehen. Da der Stellenaufbau den Stellenabbau aber deutlich übertroffen hat, scheint der Komplementäreffekt den Substitutionseffekt übertroffen zu haben. Das war im vergangenen Jahrzehnt so und wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren so bleiben.

Hochqualifizierte, wissensintensive und sozial interaktive Jobs führen zu Beschäftigungswachstum

Stellenwachstum ist vor allem bei den hochqualifizierten und wissensorientierten Berufen zu erwarten, wie etwa bei Ärzten, Architekten oder Ingenieuren, die kaum vollständig automatisierbar sind.

Wie der historische Vergleich von Deloitte in Mensch und Maschine: Roboter auf dem Vormarsch? gezeigt hat, gilt grundsätzlich, dass die Automatisierungswahrscheinlichkeit mit steigendem Bildungsniveau tendenziell abnimmt. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten zehn Jahren fortsetzen: Gemäss neuen Prognosen werden in der Schweiz bis 2025 doppelt so viele Mitarbeiter mit hohem Ausbildungsniveau benötigt wie 2005.

Jedoch lässt sich der Zusammenhang zwischen Qualifikation und Automatisierung nicht allgemein anwenden. Bildung ist zwar entscheidend, aber nicht der einzige Faktor, der einen Beruf zukunftssicher macht. Wo beispielsweise soziale Interaktion eine wichtige Rolle spielt, werden Menschen wohl noch lange im Vorteil gegenüber Maschinen sein. Beispiele hierfür sind etwa Kinderbetreuer, Pflegepersonal oder Coiffeure.

Bjørnar Jensen, Managing Partner Consulting von Deloitte in der Schweiz: «Wir sind fest davon überzeugt, dass der positive Beschäftigungstrend der letzten Jahrzehnte anhalten wird. Wir müssen jetzt die Chancen nutzen, die uns der technologische Fortschritt bietet. Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen es sich gemeinsam zum Ziel machen, die Technologie ergänzend zu den von Menschen bereitgestellten Dienstleistungen zu nutzen und so das Beste aus Mensch und Maschine herauszuholen. Selbst Branchen mit einer hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit können von den aktuellen Entwicklungen profitieren. Ihnen muss daran gelegen sein, Mehrwert zu schaffen, zum Beispiel durch einen exzellenten Kundenservice.»

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Transformation der Schweizer Wirtschaft

Die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaftsbranchen sind unterschiedlich

Schweizer Wirtschaftsbranchen sind unterschiedlich von der Automatisierung betroffen. Markus Koch, Head Consulting Industrial Products von Deloitte in der Schweiz: «Um wettbewerbsfähig zu bleiben, musste die Schweizer Fertigungsindustrie auf Automatisierung setzen. Unternehmen der verarbeitenden Industrie durchlaufen einen Wandel, der in einigen Fällen die Automatisierung ganzer Produktionsabläufe nach sich zieht. Jobrollen ändern sich, und Mensch und Maschine ergänzen einander, um Abläufe effizienter zu gestalten. Der Einsatz von Robotern nimmt nun auch in anderen Branchen zu und bringt grosse Chancen für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer mit sich. So lassen sich zum Beispiel langwierige Büroarbeiten durch Software-Roboter automatisieren.»

Die Deloitte Untersuchung der Automatisierungswahrscheinlichkeit zeigt grosse Unterschiede zwischen den Branchen der Schweizer Wirtschaft auf, verdeutlicht aber auch, dass alle Branchen in gewissem Mass von der Automatisierung profitieren können.1

Die Land- und Forstwirtschaft weist mit 76% den höchsten Anteil an Beschäftigungen aus, die eine hohe Automatisierungswahrscheinlichkeit besitzen. Am tiefsten liegt dieser Wert im Wirtschaftszweig öffentliche Verwaltung, Gesundheits- und Sozialwesen (17%) sowie in den ICT-Dienstleistungen (19%). In diesen Branchen werden vermutlich nur wenige Jobs der Automatisierung zum Opfer fallen (siehe Abbildung 2). In den beiden letztgenannten Sektoren sind 61% bzw. 68% der Beschäftigten in Berufen tätig, die ein geringes Automatisierungspotenzial aufweisen.

1Diese Analyse zeigt, wie gut ein bestimmter Beruf theoretisch durch Maschinen ersetzbar wäre. Sie beschränkt sich daher auf den Substitutionseffekt und ist nicht mit den tatsächlichen Veränderungen der Beschäftigung gleichzusetzen.

In absoluten Zahlen weisen die öffentliche Verwaltung und das Gesundheits- und Sozialwesen die höchste absolute Zahl an Beschäftigten auf, dicht gefolgt von Handel, Transport- und Lagerwirtschaft. In den letztgenannten Sektoren und in der Fertigungsindustrie sind viele Mitarbeiter in Jobs mit einer hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit tätig (siehe Abbildung 3).

A) Öffentliche Verwaltung, Gesundheits- und Sozialwesen

Fast zwei Drittel der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung und Gesundheits- und Sozialwesen – der grösste Zweig der Schweizer Wirtschaft – sind in Jobs mit einem geringen Automatisierungspotenzial tätig. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in diesem Bereich der Prozentsatz an Hochqualifizierten (z. B. Stadtplaner) hoch ist oder andererseits der interpersonelle Austausch eine wichtige Rolle spielt (z. B. bei Polizisten). Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Prozesse im öffentlichen Sektor und im Gesundheitswesen (weiter) automatisiert werden können. Der Einsatz von neuen Technologien würde in diesem Fall dazu führen, dass viele Beschäftigte ihre Tätigkeiten effizienter ausführen könnten und die Produktivität dadurch steigern würde (Komplementäreffekt der Automatisierung).

Nähere Details und Fallstudien zu dieser Branche finden Sie auf S. 12ff. des Berichts.

B) Handel, Verkehr und Lagerwirtschaft

Im Bereich Handel, Verkehr und Lagerwirtschaft ist nahezu die Hälfte aller Beschäftigten von einer hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit betroffen, was etwa 430'000 Personen entspricht. Keiner der anderen Wirtschaftszweige hat auch nur einen annähernd hohen Wert. Die Aufgaben von Verkäufern und Kassierern können heute weitgehend vollständig von Maschinen übernommen werden. Gleichwohl setzen viele Handelsunternehmen (vor allem im Detailhandel) auf eine Mischung aus automatisierten Verkaufs- und Kassensystemen zusammen mit menschlichen Arbeitskräften. Das dürfte erstens mit Kundenpräferenzen, aber auch mit der sozialen Interaktion zu tun haben. Ein grosses Automatisierungswahrscheinlichkeit besteht auch im Bereich der Lagerwirtschaft, sollten sich Drohnen durchsetzen. Dadurch dürfte es zu einem deutlichen Rückgang von Fahrern von Transportfahrzeugen kommen. Gleichzeitig würden solche Technologien aber viele neue Techniker benötigen, die für die Sicherung und den Betrieb der Maschinen zuständig wären.

Nähere Details und Fallstudien zu dieser Branche finden Sie auf S. 15ff. des Berichts.

C) Verarbeitendes Gewerbe und Life Sciences

Durch technologische Innovationen wie computergesteuerte Maschinen, Industrieroboter und 3D-Drucker war das verarbeitende Gewerbe in den letzten Jahrzehnten einer der Bereiche, in denen am stärksten automatisiert wurde. In der Schweiz hat sich dieser Trend mit dem starken Schweizer Franken noch intensiviert. Die Jobrollen unterliegen einem Wandel, und die Schweizer Industrieunternehmen sind bestrebt, Produktivität und Innovation (noch weiter) zu steigern. Durch den Automatisierungstrend dürfte sich das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte im verarbeitenden Gewerbe in den kommenden Jahren erhöhen. Je mehr neue und komplexe Maschinen im Produktionsprozess eingesetzt werden, desto höher werden die Anforderungen an die Arbeitnehmer, diese zu bedienen und zu warten.

Nähere Details und Fallstudien zu dieser Branche finden Sie auf S. 18ff. des Berichts.

D) Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Bedingt durch die steigende Komplexität von Regulierung, die zunehmende Digitalisierung, sich verändernde Kundenanforderungen und ein anspruchsvolles Wirtschaftsumfeld wirkt sich der Automatisierungsdruck in wachsendem Ausmass sowohl auf der Einnahme- als auch auf der Kostenseite der Anbieter von Finanzdienstleistern aus. Laut der aktuellen Studie Industrialisierung im Bankenwesen von Deloitte und dem IFZ planen Schweizer Banken ihren Industrialisierungsgrad in den nächsten fünf Jahren deutlich auszubauen und setzen dabei stark auf weitgehende Automatisierung bzw. Prozessdigitalisierung und Robotik.

Nähere Details und Fallstudien zu dieser Branche finden Sie auf S. 23ff. des Berichts.

Wie können Unternehmen von der Automatisierung profitieren?

Unternehmen stehen verschiedene Möglichkeiten der Automatisierung zur Verfügung. Ein sich rasant entwickelndes Gebiet ist die Prozessautomatisierung, die vor allem in Bereichen wie Finanzdienstleistungen eingesetzt werden könnte. Grundsätzlich können Unternehmen auf zwei verschiedene Arten von Automatisierung setzen:

i. Roboterbasierte Prozessautomatisierung, die repetitive und strukturierte menschliche Aktivitäten übernehmen kann (z. B. Transferieren von Adressen aus dem Web in eine Excel-Tabelle).

ii. Intelligente Automatisierung / kognitive Technologie, die unstrukturierte Aufgaben und nicht standardisierte Prozesse übernimmt und menschenähnliche Fähigkeiten (z. B. Spracherkennung) aufweist.

Für Unternehmen birgt der im schnellen Tempo fortschreitende technologische Fortschritt viel Potenzial, sagt Bjørnar Jensen abschliessend: «Die Automatisierung bringt Unternehmen beträchtliche Vorteile. Sie ermöglicht die Optimierung von Produktionsabläufen, die Senkung von Kosten, die Steigerung der Fertigungsqualität, die Verringerung des Flächenverbrauchs und die Verbesserung der Interaktionen zwischen Kunden und Anbietern. Jobs werden interessanter, die Mitarbeiterzufriedenheit steigt und die Fähigkeit der Unternehmen, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, erhöht sich. Ausserdem ermöglicht es die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine den Unternehmen, die Mitarbeiterproduktivität zu steigern, und eröffnet eine Alternative zu Outsourcing und Offshoring.»

Über Deloitte in der Schweiz

Deloitte ist ein führendes Prüfungs- und Beratungsunternehmen in der Schweiz und bietet branchenspezifische Dienstleistungen in den Bereichen Audit & Risk Advisory, Consulting, Financial Advisory sowie Tax & Legal. Mit über 1‘700 Mitarbeitenden an den sechs Standorten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano und Zürich (Hauptsitz) betreut Deloitte Unternehmen und Institutionen jeder Rechtsform und Grösse aus allen Wirtschaftszweigen. Deloitte AG ist eine Tochtergesellschaft von Deloitte LLP, dem Mitgliedsunternehmen in Grossbritannien von Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL). Über DTTL sind deren Mitgliedsunternehmen mit über 225‘000 Mitarbeitenden in mehr als 150 Ländern vertreten.

Anmerkung für die Redaktion

In dieser Medienmitteilung bezieht sich Deloitte auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited („DTTL“) eine "UK private company limited by guarantee" (eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht) und ihren Mitgliedsunternehmen, die rechtlich selbstständig und unabhängig sind. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur von DTTL und ihrer Mitgliedsunternehmen finden Sie auf unserer Webseite unter www.deloitte.com/ch/about

Deloitte AG ist eine Tochtergesellschaft von Deloitte LLP, dem Mitgliedsunternehmen in Grossbritannien von DTTL. Deloitte AG ist eine von der Eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA zugelassene und beaufsichtigte Revisionsgesellschaft.

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