Digitale Prüfung

Article

Digitale Prüfung

Die Zukunft des Audit

Digitale Innovationen erneuern Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle von Grund auf. Auch das Audit erlebt einen tiefgreifenden Entwicklungsschub. Mit intelligenter Software durchdringen Prüfungsteams große Datenmengen, erkennen schneller Risikoquellen und Potenziale für Prozessoptimierung. Die Rolle des Wirtschaftsprüfers wandelt sich: Er ist Bilanzexperte, Analyst und Partner für strategische Fragen.

Von Prof. Dr. Martin Plendl

„Wird künstliche Intelligenz bis 2025 bei 30 Prozent der Abschlussprüfungen zum Einsatz kommen?“ fragte das Weltwirtschaftsforum im vergangenen Jahr über 800 Executives. Die Antwort fiel eindeutig aus: 75 Prozent der Top-Manager stimmten dieser Prognose zu. Es ist ein mutiger Blick in die Zukunft. Und mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Unternehmenslenker Recht behalten. Was spricht dafür? Da ist zum einen die hohe Geschwindigkeit, mit der sich digitale Innovationen durchsetzen und Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle transformieren. Zum anderen hat sich die Abschlussprüfung längst auf den Weg gemacht, digital zu werden. Es ist ein tiefgreifender Entwicklungsschub mit einer Zielrichtung: Die Abschlussprüfung der Zukunft wird innovativer, automatisierter und effizienter. Zunehmende Vernetzung und exponentiell wachsende Datenbestände treiben den Wandel voran. Mittels moderner Data-Analytics-Verfahren lassen sich die zunehmenden Datenmengen strukturiert analysieren, visualisieren und wertvolle Informationen für ein Prüfungsurteil generieren. Der Prüfer wird zum Analysten, der die Zuverlässigkeit der digitalen Daten und Systeme beurteilt und Risiken schneller erkennt. War in der Vergangenheit die Stichprobenprüfung der Regelfall, werden im digitalen Zeitalter ganze Datenbestände auf Auffälligkeiten untersucht. Dies versetzt die Wirtschaftsprüfer in die Lage, Risikoquellen im Rahmen der Prüfung umfassend zu erkennen. Auch setzen sich die Wirtschaftsprüfer mit Entwicklungen im Unternehmen des Mandanten wie dessen Marktumfeld auseinander und erkennen Potenziale für die Zuverlässigkeit der Prozesse und Systeme. Dies geht mit steigender Qualität einher.

Die Digitalisierung verlangt ein radikales Umdenken. Bewährte Strukturen und Wertschöpfungsketten kommen auf den Prüfstand, neue Geschäftsmodelle entstehen. Noch wirft die Prüfung von Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen Fragen auf: Welche Standards sollen zur Anwendung kommen? Nach welchen Maßstäben sind virtuelle Unternehmenswerte zu bewerten? Welche Risiken entstehen für digitale Unternehmen, deren Rechnungslegung und die Ordnungsmäßigkeit der Systeme? Standardsetzer, Gesetzgeber und Berufsstand stehen hier in der Pflicht, gemeinsam zuverlässige Standards zu entwickeln.

Grenzen verschwimmen im Zuge der Digitalisierung. War Wissen noch vor einigen Jahren lokal verankert, ist es im digitalen Zeitalter global und in Echtzeit verfügbar. Als Global Player fördert Deloitte die Vernetzung des Audit-Know-hows über Landesgrenzen hinweg. Unsere Center of Excellence bilden ein globales Wissensnetz mit vielfältigem Fundus an spezifischer Expertise und Erfahrungen. Dieses Wissen stellen wir zum einen unseren Mandanten zur Verfügung. Zum anderen gewinnen wir neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Audits. Themen wie die Qualität der Abschlussprüfung und die Zukunft des Financial Reporting stehen dabei im Vordergrund.

Innovative Lösungen und Produkte sind Voraussetzung für Wachstum und entscheidender Wettbewerbsfaktor. Dies gilt für unsere Mandanten genauso wie für uns selbst. Deloitte treibt die Entwicklung und Umsetzung vielversprechender Ideen voran und investiert unter anderem in Zukunftsforschung, um Innovationschancen zu entdecken. Im Rahmen des Deloitte Analytics Institute experimentieren wir, wie sich künstliche Intelligenz für die Abschlussprüfung einsetzen lässt. In der digitalen Ära werden Rohdaten aus der Buchhaltung automatisiert verarbeitet und ausgewertet. Analysetools und Algorithmen übernehmen Routineaufgaben und schaffen für die Abschlussprüfer mehr Freiraum für die Risikoabschätzung. Dies wird einen weiteren Qualitätssprung bringen. Darüber hinaus verspricht die Nutzung künstlicher Intelligenz einen enormen Effizienzgewinn, wovon die Abschlussprüfer und ihre Mandanten profitieren werden. Auch wenn der Einsatz künstlicher Intelligenz noch Zukunftsmusik ist, wichtig ist, dass sie heute komponiert wird.

Vernetzung und Big Data als Treiber

Standards für Unternehmen mit digitalen Geschäfts­modellen

Globale Wissensnetze

KI erhöht Effizienz

Eine qualitativ hochwertige Abschlussprüfung ist kein Selbstläufer, sie muss konsequent entwickelt werden. Aber letztlich sind nicht Technologien allein, sondern Menschen – hervorragend ausgebildete Talente – der Schlüssel. Vor dem Hintergrund, dass sich die Diskrepanz zwischen Personalbedarf und hochqualifizierten Nachwuchskräften in den nächsten Jahren zuspitzen wird, gewinnen strategische Instrumente zur Mitarbeitergewinnung, -entwicklung, Qualifizierung und Führung an Bedeutung. Ein innovatives Talentmanagement, moderne Weiterbildungsangebote, interdisziplinäre Teamarbeit sowie flexible Karriere- und Arbeitszeitmodelle sind wichtige Handlungsfelder, wenn es darum geht, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Diese Investitionen sind notwendig, reichen allerdings nicht aus. Wir müssen die jungen Menschen mehr für den Beruf des Wirtschaftsprüfers begeistern. Noch nie war sein Tätigkeitsfeld abwechslungsreicher, komplexer und damit anspruchsvoller. Der Wirtschaftsprüfer von heute muss mit Compliance-Anforderungen vertraut sein, analytisch denken und Software durchdringen können. Darüber hinaus fordern unsere Mandanten Prüfungsteams, die sowohl ihre neuen digitalen Geschäftsmodelle als auch die inzwischen hochkomplexen ERP-Landschaften verstehen. Wirtschaftsprüfer sind prädestiniert, als Element der Corporate-Governance-Struktur einen hohen Level an Sicherheit und Vertrauen der Stakeholder zu gewährleisten. Das Tätigkeitsfeld erweitert sich: Der Wirtschaftsprüfer wird zum Begleiter von Wachstum und Globalisierung im digitalen Zeitalter.

Hochqualifizierte Talente

Abwechslungs­reiche Aufgaben

Prüfer als strategische Partner