Posted: 08 Apr. 2021 5 min Lesezeit

Economic Trend Briefing: Anlauf für den Aufschwung – Flash-Ergebnisse des Deloitte CFO Survey

Der CFO Survey vom Herbst 2020 zeigte eine damals überraschend positive Tendenz unter den deutschen Unternehmen. Die Zeit zeigt: Retrospektiv betrachtet spiegelte er den steilen konjunkturellen Aufschwung im dritten Quartal wider beziehungsweise nahm ihn vorweg. Sechs Monate später und mitten in der dritten COVID-19-Welle bleiben die Finanzvorstände deutscher Großunternehmen optimistisch.

Die zwischen dem 12. und 31. März 2021 befragten 140 CFOs sehen die Konjunkturaussichten für Deutschland, USA und China im Aufwärtstrend.¹ Die eigenen Geschäftsaussichten sinken etwas im Vergleich zum Herbst, bleiben aber im rekordverdächtig hohen Bereich. Damit einher geht eine steigende Investitions- und Einstellungsbereitschaft. Die wahrgenommene Unsicherheit im ökonomischen und finanziellen Umfeld sinkt auf ein Normalmaß – ein Zeichen, dass die CFOs ein baldiges Ende der Krise erwarten. Eine große Mehrheit der Unternehmen hat den akuten Krisen- und sogar bereits den Erholungsmodus verlassen und beschäftigt sich mit der Gestaltung der Zukunft nach der Pandemie. Ebenso erwarten sehr viele Unternehmen 2021 ihr Umsatzniveau von vor der Krise zu erreichen, eine beträchtliche Anzahl hat dies bereits geschafft.

 

Globale Geschäftsaussichten fast auf Rekordniveau

 

Konjunkturell sehen die Finanzvorstände vor allem China auf einem steilen Wachstumspfad: 89 Prozent bewerten die wirtschaftliche Lage des Landes als gut, und 81 Prozent erwarten eine weitere Verbesserung auf Sicht von einem Jahr. Ein starkes Comeback erleben die USA: Im Herbst war der Pessimismus für die amerikanische Konjunktur enorm, aktuell wird die Lage von über der Hälfte als mindestens positiv bewertet, und fast 90 Prozent erwarten eine Verbesserung von Sicht auf einem Jahr. Damit überholen die USA im CFO Survey die Einschätzung für Deutschland: Hier sehen knapp unter der Hälfte eine positive wirtschaftliche Situation, relativ viele sind neutral. Den Ausblick nimmt allerdings auch eine große Mehrheit (80 Prozent) positiv wahr und erwartet Verbesserungen in den nächsten 12 Monaten. Die Eurozone wird im Vergleich am pessimistischsten bewertet, zumindest was Lage und Ausblick angeht.

Die im CFO Survey erhobenen eigenen Geschäftsaussichten sind ähnlich gut. Nur zehn Prozent sehen eine Verschlechterung im Vergleich zu vor drei Monaten, fast genau die Hälfte eine Verbesserung, der Rest ist neutral. In einer längerfristigen Perspektive ist dies der zweithöchste Wert seit Beginn des Surveys 2012. In einer Sektor-Perspektive ist die Konsumgüterindustrie am optimistischsten (75%), gefolgt vom Maschinenbau (65%). Generell sind die exportorientierten Sektoren deutlich positiver gestimmt als die Binnenmarkt-orientieren, was nicht zuletzt vom starken Wachstum in China und dem erwarteten Aufschwung in den USA getrieben sein dürfte.

Auch die Investitionsbereitschaft steigt: Über die Hälfte der Unternehmen planen ihrer Investitionen zu erhöhen, nur 15 Prozent wollen sie senken. Der Indexwert für die Investitionsbereitschaft zeigt damit eine sehr starke Erholung im Vergleich zum Herbst 2020 – ein Zeichen, dass die Unternehmen wieder Vertrauen in die weitere wirtschaftliche Entwicklung fassen. Auch hier ist wieder die Konsumgüterindustrie führend. Die steigende Bereitschaft zu investieren wird unterstützt durch die sinkende Unsicherheit im wirtschaftlichen Umfeld. Während im letzten Frühjahr fast 80 Prozent diese als hoch oder sehr hoch empfanden, ist der Wert aktuell auf 43 Prozent zurückgegangen.

Auch die Einstellungsbereitschaft liegt im positiven Bereich, allerdings mit starken Sektor-Unterschieden: Der Handel hat die höchste positive Einstellungsbereitschaft, der Maschinenbau ist hier am negativsten eingestellt und will eher Beschäftigung abbauen. 

 

Zurück zum Vor-Krisen-Niveau

 

Die Erholung der deutschen Unternehmen von den Krisenfolgen hält an: Bereits 43 Prozent der befragten Unternehmen haben schon wieder das Umsatzniveau erreicht, das sie vor der Krise hatten. Weitere 23 Prozent erwarten dies für das laufende Jahr, damit wären Ende 2021 zwei Drittel der Unternehmen wieder auf dem Ausgangsniveau. Ungefähr jedes zehnte Unternehmen glaubt, dass es dies erst 2023 oder später erreichen wird. 

Wie nicht anders zu erwarten, sind aber auch hier die Unterschiede zwischen den Sektoren groß. Die Mehrzahl der Unternehmen, die sich jetzt schon wieder erholt haben, kommt aus den Bereichen Immobilien, Konsumgüter und Handel. Die Auto- und die Maschinenbaubranche geht davon aus, dass sie im zweiten Halbjahr 2021 beziehungsweise im ersten Halbjahr 2022 ihre Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau erreichen wird.

Mit dieser Erholung geht ein strategischer Schwenk ein. Die allermeisten Unternehmen haben den Krisenmodus hinter sich gelassen. Nur noch sechs Prozent befinden sich im unmittelbaren Krisenmodus, 17 Prozent in der Erholungsphase, und fast drei Viertel beschäftigen sich mit der Gestaltung der Zukunft nach der Pandemie. Auch hier zeigt sich dasselbe Muster zwischen den Sektoren. Handel, Immobilien und vor allem die Konsumgüterindustrie (92 Prozent) sind mit Abstand am stärksten dabei, sich mit der Post-Pandemie-Zeit zu beschäftigen. In der Auto- und der Maschinenbaubranche befinden sich momentan noch relativ viele Unternehmen im Erholungsmodus, und jeweils etwa die Hälfte bereiten sich schon auf die Zeit nach der Pandemie vor.

 

Aufschwung trotz Krise

 

Die Einschätzungen und Erwartungen der CFOs zeigen nicht nur konjunkturellen Optimismus, sondern auch positive Geschäftsaussichten, eine weitgehende Erholung von den Krisenfolgen und – vielleicht am wichtigsten – eine höhere Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Insofern lässt dies hoffen, dass der Konjunkturaufschwung, der seit dem vierten Quartal durch die neuen Infektionswellen und die Lockdowns unterbrochen ist, schnell wieder Fahrt aufnehmen kann, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist. Die Ergebnisse zeigen aber auch starke Unterschiede zwischen den Sektoren: Vor allem die Konsumgüterindustrie sticht in positiver Hinsicht heraus, andere Sektoren (Automobilindustrie, Maschinenbau) sind noch stärker von dem tiefen Einbruch im ersten Halbjahr 2020 geprägt. Die positive Entwicklung in Schlüsselmärkten wie den USA und China trägt sicher zur positiven Grundstimmung der deutschen Großunternehmen bei und hilft dabei, die Auswirkungen der dritten Corona-Welle und der Beschränkungen wirtschaftlich zu bewältigen. 

 

 

¹ Die befragten Unternehmen kamen überwiegend aus den Sektoren Maschinenbau (14%), Immobilien (14%), Autoindustrie (10%), Handel und Konsumgüter (jeweils 9%). Damit ist die Umfrage nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Wirtschaft. 39 Prozent der befragten Unternehmen hatten einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. 

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Dr. Alexander Börsch

Dr. Alexander Börsch

Chefökonom & Director Research

Alexander Boersch is chief economist and a director (research) at Deloitte Germany. In his research, he focuses on European and German economics, the development of the digital economy as well as on demographic and globalization trends.