Article

Deutscher Engagementpreis 

Gewinnerprojekte des Hidden Movers Award 2019 werden mit dem deutschen Engagementpreis ausgezeichnet

Regelmäßig erfolgt die Nominierung der Gewinnerprojekte des Hidden Movers Award der Deloitte-Stiftung für den Deutschen Engagementpreis. Mit dem Hidden Movers Award zeichnet die Deloitte-Stiftung wenig bekannte, innovative Bildungsinitiativen und -ideen aus. Im Fokus steht die Stärkung junger Menschen in Deutschland. Der Deutsche Engagementpreis ist der Dachpreis für bürgerschaftiches Engagement in Deutschland. Erfahren Sie hier mehr über den Preis und welche Stiftungsprojekte überzeugen konnten.

Deutscher-Engagementpreis-Gewinner: Meet a Jew

Das Projekt des Zentralrats der Juden „Meet a Jew“ vermittelt ehrenamtlich jüdische Freiwillige, Jugendliche und Erwachsene an Schulen und Universitäten, um durch Dialoge das oft abstrakte Bild von Jüdinnen und Juden in Deutschland aufzubrechen, Vorurteile abzubauen und jüdischen Menschen ein Gesicht zu geben. 

In persönlichen Begegnungen geben die Teilnehmenden individuelle Einblicke in ihren jüdischen Alltag, einen Überblick über die Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland und beantworten Fragen – über sich selbst, die Religion, Feiertage, Essen, die Themen sind vielfältig. Im Vordergrund steht weniger die Vermittlung von Wissen, sondern der lebendige und unkomplizierte Austausch auf Augenhöhe. Um das Projekt zu stärken, tat sich „Rent a Jew“ mit „Likrat“ zusammen, einem Dialogprojekt des Zentralrats der Juden mit ähnlichem Ansatz und wurde zu „Meet a Jew“. 

2019 erhielt das Projekt „Rent a Jew“ den Hidden Movers Award. Das Projekt wurde in der Wachstumskategorie gefördert mit 25.000 Euro, einer individuellen Pro-bono-Beratung durch Deloitte-Expertinnen und Experten sowie einem Coaching durch die Social Entrepreneurship Akademie (SEA). Jedes Jahr werden die „Hidden Movers“ von der Deloitte-Stiftung für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

So wie jeden Tag Zähne putzen oder fünf Minuten durch die Timeline scrollen. Wenn sich jeder etwas Zeit nehmen würde sich für andere einzusetzen, um zum Beispiel Hasskommentaren im Netz zu widersprechen, könnten wir viel verändern.  Mascha Schmerling, Projektkoordinatorin Meet a Jew

Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Deutschen Engagementpreis mit Ihrem Projekt „Meet a Jew“. Fast genau ein Jahr später erhalten Sie eine weitere Auszeichnung. Wie haben Sie den Gewinn erlebt und inwiefern motiviert dieser Preis Sie neu?

Mascha Schmerling, Projektkoordinatorin Meet a Jew: Es war ein sehr besonderer Moment, ein positives Highlight in einem sehr außergewöhnlichen Jahr. Es ist viel passiert, seitdem wir den Hidden Movers Award gewonnen haben. Wir sind fusioniert, haben aus zwei Projekten eins gemacht. Wir sind jetzt Meet a Jew.

Diese Auszeichnung und Wertschätzung kommt genau richtig, weil die vergangenen 12 Monate nicht einfach waren. Nicht nur die Pandemie hat unsere Arbeit erschwert, auch die Anschläge wie in Halle und Hanau sowie das Aufkommen von Verschwörungsmythen auf Demonstrationen sind ein großes Thema. Der Preis ist daher eine große Bestärkung weiterzumachen, nicht nur für uns. Wir versuchen jeden Tag auch unsere Mitmenschen zu ermutigen, sich zu engagieren und sich aktiv für unsere Gesellschaft einzusetzen. Darum ist es wichtig, dass es Projekte wie Meet a Jew und viele andere gemeinnützige Initiativen gibt. Die gesamte Gesellschaft muss sich für einen toleranten, menschenfreundlichen und demokratiestärkenden Umgang miteinander einsetzen. So wie jeden Tag Zähne putzen oder fünf Minuten durch die Timeline scrollen. Wenn sich jeder etwas Zeit nehmen würde, sich für andere einzusetzen, um zum Beispiel Hasskommentaren im Netz zu widersprechen, könnten wir viel verändern.  

Als Gewinnerprojekt des Hidden Movers Award 2019 haben Sie eine sechsmonatige Pro-bono-Beratung erhalten. Wie hat Ihnen die Beratung weitergeholfen?

Schmerling: Mit Alexa Walbrodt, Consultant bei Deloitte, haben wir vor allem an der Fusion gearbeitet. Unsere Zentrale ist in Berlin, daher fand die Beratung hauptsächlich online statt. Insbesondere konnte Alexa uns unterstützen, den Fusionsprozess zu begleiten und auszugestalten. Zu prüfen, welche internen Prozesse wie zusammenhängen und wie wir uns strukturieren sollten. Die Fusion war eine große Herausforderung, da sie bei laufendem Betrieb und vielen bundesweiten Begegnungen parallel stattfand. Jetzt vertiefen wir gerade das Thema interne Kommunikation. Nach der Pro-bono-Beratung haben wir noch eine Anschlussberatung von der Social Entrepreneurship Akademie (SEA), organisiert durch die Deloitte-Stiftung, erhalten, die uns auch weiterhin fördert. Aktuell setzen wir unsere Kommunikationsprozesse neu auf, also die Kommunikationswege und -kanäle. Es ist in so einem schweren Jahr wie mit dem Coronavirus besonders wichtig, nicht nur zu schauen, wie wir nach außen auftreten, sondern auch wie wir mit den Freiwilligen Informationen austauschen und Transparenz schaffen. Dazu ist es sehr hilfreich, Unterstützung durch eine Pro-bono-Beratung wie von Deloitte und der SEA zu erhalten. 


Konnten Sie neue Austausch- und Kooperationspartner in dem letzten Jahr dazu gewinnen? Wo stehen Sie heute?

Schmerling: Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und wir haben jedes Jahr neue Schwerpunkte und Ziele, die wir erreichen wollen. Dieses Jahr ist es zum Beispiel Sport, weil wir wissen, dass Sport viele Menschen verbindet und zusammenbringt. Begegnungen im Stadion sind dabei nur eine denkbare Möglichkeit des Dialogs. Wir haben zwei Kooperationspartner, einen jüdischen Sportverein sowie einen Verein, der politische Bildung mit Jugendlichen in Stadien umsetzt. Gerade sind wir dabei diese Kooperationen mit Leben zu füllen und auszubauen, indem wir Begegnungen schaffen und unsere Ausbildung entsprechend erweitern. Immer mehr Sportvereine kommen auf uns zu mit der Frage, ob wir nicht zusammenarbeiten könnten – das freut uns natürlich sehr. So konnten wir unsere Kooperationen ausbauen und uns auf regionaler und überregionaler Ebene vernetzen. Niemand kann alleine etwas tun, je größer die Vernetzung ist, je lauter die Mitte der Gesellschaft, desto besser. Unser Ziel ist es, Menschen zu begegnen, bevor sie Vorurteile entwickeln und natürlich auch jüdisches Leben sichtbar zu machen, wie es heutzutage gelebt wird. Jüdinnen und Juden sind ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft und wollen auch so gesehen werden. Diese Sichtbarkeit wollen wir verstärken und einen positiven, unverkrampften Umgang miteinander ermöglichen.  

Mehr Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier

Deutscher-Engagementpreis-Gewinner: Gefangene helfen Jugendlichen

Der Verein Gefangene helfen Jugendlichen e.V. bietet gewalt- und kriminalpräventive Projekte für Jugendliche von 12 bis 21 Jahren an, die von (ehemaligen) Inhaftierten durchgeführt werden. Durch deren authentisches Auftreten werden Jugendliche erreicht, die sonst niemand mehr erreicht.  

Dieses Projekt richtet sich an Jugendliche, die durch fehlende soziale Teilhabe wiederholt straffällig werden und keine Struktur im Alltag oder im Leben erfahren. 1996 hatten drei Insassen im Gefängnis „Santa Fu“ in Hamburg die Idee, Jugendliche von kriminellen Karrieren abzubringen und organisierten Besuche von gefährdeten Jugendlichen im Gefängnis, damit diese einen Einblick in die Welt hinter Gittern bekommen. Jeder muss mal für zehn Minuten allein in die Zelle und es gibt Gesprächsrunden mit Gefangenen. Die Ziele dieser Treffen sind die Sensibilisierung und Konfrontation der Jugendlichen, dessen Leben auf der Kippe zur Kriminalität steht.  

2019 zeichnete die Deloitte-Stiftung das Projekt mit dem Hidden Movers Award aus. In der Kategorie „Wachstum" erhielt es 25.000 Euro, eine individuelle Pro-bono-Beratung durch Deloitte-Expertinnen und Experten sowie ein Coaching von der Social Entrepreneurship Akademie (SEA). Auch dieses Gewinnerprojekt wurde für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

Bei jedem Preis oder wenn es nur eine kleine Spende ist, ist das für uns Motivation weiterzumachen. Dies ermöglicht uns, weitere Standorte aufzubauen.
Volkert Ruhe, Gründer Gefangene helfen Jugendlichen

Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Deutschen Engagementpreis mit Ihrem Projekt „Gefangene helfen Jugendlichen“. Fast genau ein Jahr nachdem Sie mit dem Hidden Movers Award der Deloitte-Stiftung ausgezeichnet wurden, gibt es wieder einen Grund zu feiern. Wie haben Sie den Gewinn des Deutschen Engagementpreis erlebt und inwiefern motiviert er Sie neu?

Volkert Ruhe, Gründer Gefangene helfen Jugendlichen: Das sind glückliche Momente für uns, wenn wir eine Auszeichnung erhalten. Diese Preise sind es, die uns helfen, die Arbeit mit den Jugendlichen weiterzuentwickeln. Bei jedem Preis oder wenn es nur eine kleine Spende ist, ist das für uns Motivation weiterzumachen. Dies ermöglicht uns, weitere Standorte aufzubauen. Denn Skalierung ist für uns ein wichtiges Thema, wobei uns Preise natürlich enorm helfen. 

Als Gewinnerprojekt des Hidden Movers Award 2019 haben Sie eine sechsmonatige Pro-bono-Beratung erhalten. Die Beratung fand dieses Jahr unter erschwerten Bedingungen aufgrund von Covid-19 statt. Wie hat Ihnen die Beratung weitergeholfen? 

Ruhe: Die Beratung hat unsere Überlegungen konkretisiert und unser Konzept geschärft, was die Skalierung und den Aufbau neuer Standorte betrifft. Die Pro-bono-Beratung war uns eine große Unterstützung bei der Kalkulation der Pläne, die wir für den weiteren Aufbau brauchten. Auch menschlich hat uns die Zusammenarbeit überzeugt, wir waren ein Team – generell hat uns die Beratung einen großen Sprung nach vorne gebracht. 


Wo stehen Sie mit ihrem Projekt heute? 

Ruhe: Wir haben einen Standort in Baden-Württemberg aufgebaut und sind auf dem Sprung nach Hessen, um dort ebenfalls einen Standort zu aktivieren. Weiterhin sind wir auf dem Weg nach Berlin und Brandenburg, um dort das Konzept zu etablieren. Durch den Hidden Movers Award oder auch den Deutschen Engagementpreis fällt uns die Weiterentwicklung leichter, weil wir dann die Projekte nicht von unseren knappen Vereinsgeldern vorfinanzieren müssen. Dies ist sonst nötig, damit ein Standort überhaupt zum Laufen kommt. Auch außerhalb von Deutschland sind wir mittlerweile aktiv. Wir haben einen Standort in der Schweiz, wo bereits erste ersten Projekte stattgefunden haben. Durch das Coronavirus ist es aktuell schwierig, weitere Standorte aufzubauen, dennoch würden wir uns freuen zukünftig auch in Österreich oder Luxemburg anzukommen. 


Was sind weitere Meilensteine, die sie erreichen wollen? 

Ruhe: Unser Wunsch ist es flächendeckend in Deutschland vertreten zu sein. Unser Ziel ist es, einen Standort in jedem Bundesland zu betreuen. Dem nähern wir uns Stück für Stück. Nur weil wir aus Hamburg kommen, heißt das nicht, dass wir nur auf Hamburg beschränkt sein sollten, warum sollten wir das Projekt nicht gleich allen Jugendlichen in Deutschland zugänglich machen?

Mehr Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier.

Jugendliche zu Besuch in der JVA Hannover

Deutscher Engagementpreis

Der Deutsche Engagementpreis bündelt 700 Wettbewerbe rund um das Thema zivilgesellschaftliches und freiwilliges Engagement unter einem Dachpreis. Damit soll das Engagement in Deutschland und vor allem die, die Preise verleihen gewürdigt und gefördert werden. Das Ziel ist, mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern und die Anerkennungskultur in Deutschland zu stärken.

Hier erfahren Sie mehr über den Deutschen Engagementpreis. 

Die Deloitte-Stiftung nominiert jedes Jahr die Gewinner des Hidden Movers Award für den Deutschen Engagementpreis. Denn mit dem Hidden Movers Award zeichnet die Deloitte-Stiftung wenig bekannte innovative Bildungsinitiativen und -ideen aus. Im Fokus steht die Stärkung junger Menschen in Deutschland.

Die besten Projekte werden mit insgesamt 75.000 EUR gefördert, davon werden 25.000 EUR für den Kutscheit-Preis für Sprachförderung vergeben. Darüber hinaus erhalten die Gewinner ein Coaching durch die Social Entrepreneurship Akademie und eine individuelle sechsmonatige Pro-bono-Beratung durch Deloitte-Expertinnen und Experten.

Die Deloitte-Stiftung fördert mit dem Bildungswettbewerb ein breites Themenspektrum von digitaler Bildung über Sprachförderung bis hin zur Wertevermittlung – kurz: Der Hidden Movers Award sucht Projekte und Ideen, die junge Menschen durch Bildung fit für die Zukunft machen. Insgesamt werden Preise in drei Kategorien vergeben.

Weitere Informationen finden Sie unter www.hidden-movers.de 

Die Deloitte-Stiftung

Unter dem Leitmotiv „Perspektiven für morgen" bündelt die Deloitte-Stiftung ihr Engagement für Bildung und Wissenschaft. Mit unseren Aktivitäten fördern wir die Aus- und Weiterbildung junger Menschen, unterstützen die Entwicklung neuer, zukunftstauglicher Bildungsmodelle und leisten einen Beitrag zur Verbesserung des Innovationstransfers von der Hochschule in die Wirtschaft. Die Deloitte-Stiftung wurde 2007 von den Gesellschaftern und Führungskräften von Deloitte als treuhänderische Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. gegründet. Erfahren Sie hier mehr. 

Fanden Sie diese Information hilfreich?