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Deloitte Tech Trends 2023 

Neue Technologie-Ansätze und innovative Potenziale für Unternehmen 

Die digitale Entwicklung schreitet unaufhörlich voran: Datengetriebene Lösungen erobern die Märkte, bestehende Technologien werden grundlegend optimiert. Der Deloitte Tech Trends 2023 Report stellt jetzt die sechs Tech-Themen vor, die in den kommenden 18 bis 24 Monaten besonders relevant werden. Trends wie neue KI-Ansätze, Meta-Cloud, Tech-Workforce-Strategien der Zukunft, dezentrale Architekturen, Blockchain, Mainframe-Modernisierung und das Metaverse eröffnen Unternehmen völlig neue Möglichkeiten.

Die diesjährige, 14. Auflage der Deloitte Tech Trends zeigt wieder die innovativen Potenziale auf, die sich durch neue technologische Entwicklungen in den kommenden anderthalb bis zwei Jahren für Unternehmen eröffnen. Zugrunde liegen diesen Trends fundamentale Faktoren (sogenannte „Macro Forces“) mit langfristiger Wirksamkeit. Einerseits geht es dabei um die in der Historie schon immer relevanten Themenbereiche Interaktion, Information und Datenverarbeitung, die das Fundament des technischen Fortschritts bilden. Auf der anderen Seite werden Aspekte wie Cybersecurity, Trust und die Integration von Technologien ins Business zunehmend wichtiger – und vor allem deren konkreter Beitrag zu Ergebnis und Wachstum. 
Diese beiden Dimensionen, der technologische Fortschritt und seine marktwirtschaftliche Umsetzung, werden im Report in die sechs bestimmenden Tech Trends aufgefächert: Vertrauen und Transparenz im Bereich KI, Multi-Cloud & Meta-Cloud, die Tech Workforce der Zukunft, dezentralisierte Architekturen und Blockchain, Mainframe-Modernisierung sowie Metaverse. Diese Trends sind im Folgenden – abweichend von der globalen Studie – in der Reihenfolge dargestellt, die ihrer Bedeutung speziell für Deutschland entspricht. 

Deloitte Tech Trends 2023

Trend-Thema KI: Neue Lösungen für Vertrauen und Transparenz

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich längst auf breiter Ebene im Alltag der Unternehmen und Verbraucher etabliert. Die entsprechenden Tools und Anwendungen sind zunehmend standardisiert, Einsatz und Nutzung von KI werden einfacher und kostengünstiger. Vor diesem Hintergrund sind aktuell die wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine produktive Nutzung von KI weniger im Bereich der immer weiter voranschreitenden Optimierung von Algorithmen zu suchen. Vielmehr richtet sich der Blick verstärkt auf den Grad der Integration von KI in die operativen Prozesse und das Zusammenspiel von Mensch und künstlicher Intelligenz.

Die Technologie kann ihr Potenzial schließlich nur dann voll entfalten, wenn wir deren Input auch wirklich effektiv nutzen. Die zentrale Frage lautet dabei: Können wir die Entscheidungen der KI nachvollziehen und ihren Ergebnissen vertrauen? Eine intransparente „Black Box“, als die KI-Anwendungen heute oft noch wahrgenommen werden, genügt diesem Anspruch nicht. Deshalb versuchen Experten verstärkt, mittels Explainable AI die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der KI-Entscheidungen zu erhöhen und eine vertrauenswürdige künstliche Intelligenz zu schaffen. Denn die Zuverlässigkeit und die Produktivität der Anwendungen werden deutlich gesteigert, wenn Nutzer die Entscheidungsgrundlagen der KI besser verstehen. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung wird auch der Bereich der generativen und kreativen KI zunehmend relevant, wie das Bespiel von ChatGPT zeigt, einem innovativen Chatbot-Prototyp der nächsten Generation – ein Trend, der schon heute zur Entstehung neuer Rollen in Unternehmen, wie etwa der des Prompt Engineers, beiträgt.  

Trend-Thema Cloud: Multi-Cloud und Meta-Cloud

Die vielfältigen Vorteile der Cloud haben dieser zum Durchbruch in den Unternehmen verholfen. Aktuell leisten Cloud-gestützte Lösungen mit ihrer Effizienz auch einen wertvollen Beitrag, um den Herausforderungen des herrschenden Fachkräftemangels zu begegnen. Doch die wenigsten Organisationen finden heutzutage bei einem einzigen Anbieter alle Dienste, die sie benötigen. Die Beschränkungen eines „Vendor Lock-in“, bei dem die Grenzen des Anbieter-Produktsortiments Innovationen behindern, überwinden immer mehr Unternehmen nun durch Multi-Cloud-Umgebungen mit einer Vielzahl von Dienstleistern.

Das wirft dann allerdings neue Fragen zur Komplexität des Cloud-Managements und zu den Kosten der Dienste auf. Hier kommt das Konzept der Meta-Cloud ins Spiel: Oberhalb der diversen Anbieter-Plattformen wird bei diesem Ansatz eine Kompatibilitäts-Ebene eingezogen, die eine zentralisierte Kontrolle erlaubt. Gestützt auf Automatisierung, kann so ein effizienter, einheitlicher Zugang auf Fähigkeiten in Bereichen wie beispielsweise KI und Daten, Operations, Governance, Anwendungsentwicklung und Deployment gewährleistet werden. Die Sicherheit wird erhöht, zugleich sind weniger Spezialkenntnisse bei den Anwendern nötig. Allerdings liefern die derzeit auf dem Markt erhältlichen Angebote, wie etwa Layer-Ansätze, nur bedingt eine Lösung. In diesem Szenario stellt sich nämlich erneut das „Vendor Lock-in“-Problem. 
Daher könnte für Unternehmen der eigenständige Aufbau einer Meta-Cloud eine sinnvolle Lösung darstellen. Tatsache ist aber auch, dass dies eine komplexe Aufgabe darstellt und hochspezialisiertes Fachwissen erfordert. Neben den strategischen Zukunfts-Potenzialen der Meta-Cloud erörtert der Tech Trends Report auch taktische Anwendungen. Vielversprechende Ansätze sind hier beispielsweise die automatisierte Zuweisung von Zugriffsrechten und maßgeschneiderte Self-Service-Anwendungen.  

Trend-Thema Tech Workforce: Flexibilität eröffnet strategische Chancen

Die Personalknappheit führt aktuell in allen Bereichen zu Herausforderungen. Besonders zugespitzt ist die Lage aber bei den Tech-Talenten. Angesichts des Tempos, in dem heutzutage der technische Fortschritt und die Verbreitung von Low-Code-Plattformen erlernte IT-Kenntnisse obsolet werden lassen, erscheint ein verstärkter Schwerpunkt auf Flexibilität als Leitmotiv empfehlenswert. Die schnelle Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten, Kreativität und Problemlösungskompetenz werden zukünftig wichtiger werden als etwa Expertenwissen in – erfahrungsgemäß relativ kurzlebigen – IT-Spezialdisziplinen. 

Generell sollte eine zukunftsfähige Workforce-Strategie nicht einen „one-size-fits-all“ Ansatz verfolgen oder auf aktuell besonders gefragte Jobs oder Rollen fokussieren, sondern stattdessen stärker auf flexible Weiterentwicklung setzen und Ressourcen intelligent nutzen. Das Ziel sollte sein, Tech-Talente auf- und auszubauen: So erweitert das Unternehmen den Pool potenzieller Kandidaten, aber auch den der verfügbaren Fähigkeiten in der Belegschaft. Die nötige Flexibilität kann im Unternehmensalltag in Form von unterschiedlichen zugänglichen Laufbahnen für die Mitarbeiter gefördert werden. Ein weiterer Aspekt ist der flexible Zugriff auf Fähigkeiten aus unterschiedlichen Talent-Quellen wie Crowd Sourcing oder Gig Working. Mit Blick auf die Zukunftsaussichten der Tech Workforce prognostizieren die Studienautoren zudem, dass angesichts fortschreitender Automatisierung vor allem im KI-Bereich verstärkt auch die Problemlösungskompetenzen von Absolventen der Geisteswissenschaften gefragt sein werden.

Trend-Thema dezentralisierte Architekturen: Blockchain schafft Verlässlichkeit

Über ihre Anwendung im Finanzsektor hinaus gewinnt die Blockchain ganz allgemein neue Bedeutung für die dezentralen Systeme von Morgen, insbesondere für die notwendige Herstellung von Vertrauen – „digital trust“ lautet hier das Stichwort. Durch die neue Form der Konsenserzeugung in Blockchain-Anwendungen kann bei voller Erfüllung aller Sicherheitsansprüche das Vertrauen der Stakeholder zielsicher erhöht werden. Der überprüfbare Konsens wird nicht mehr über eine zentrale Autorisierung, sondern holistisch erzeugt: Dezentrale Systeme, Anwendungen und Geschäftsmodelle ergänzen die bestehende Transaktionsinfrastruktur um eine „Schutzschicht“ und ermöglichen es Organisationen, die digitale Vertrauenslücke zu schließen, indem sie eine einzige Version der unwiderlegbaren Wahrheit (single source of truth) zu schaffen. Sie stützen sich dabei auf kryptografische und codegesteuerte Konsensfindung. 

Ein konkreter Use Case ist beispielsweise die Sicherstellung von Klimaneutralität in der Lieferkette. Blockchain liefert die Option einer sicheren Sourcing-Rückverfolgung, und das macht die Krypto-Technologie für Anwendungen im Bereich der Nachhaltigkeit ideal. Web3-Formate eröffnen zudem die Vorteile der Technologie für breite Nutzergruppen. Weitere Potenziale sind in Bereichen wie Digital Credentials, Identity Management, Data Sharing und Micropayments zu finden. Für den Einsatz solcher Lösungen sind in den Unternehmen spezialisierte Fähigkeiten gefragt, die sich auf Coding, Kryptographie und Technologie-Protokolle beziehen. 

Trend-Thema Mainframe: Den Nutzen von Legacy-Infrastruktur maximieren

Ungeachtet des Cloud-Paradigmas setzen nach wie vor viele Unternehmen Mainframe-Lösungen ein. Das bringt ernstzunehmende Herausforderungen mit sich: Teils jahrzehntealte Mainframe-Systeme müssen ersetzt oder modernisiert werden. Zugleich werden entsprechende Fachkräfte immer knapper. Besonders spannend auf diesem Feld sind daher innovative Ansätze, die bestehende Infrastruktur für neue Anwendungen zu refaktorieren. Der kritische Punkt ist dabei die Anbindung der Mainframes an die modernen Systeme, um die bewährten Funktionen der bestehenden Kernsysteme mit den weitreichenden Möglichkeiten der neuen Technologien zu verknüpfen. Damit könnten derartige Lösungen beispielsweise angesichts der Kosten, die eine Verarbeitung der massiven Datenmengen des Internet of Things (IoT) in der Cloud verursachen würden, einen wichtigen Beitrag für das moderne Digital Enterprise leisten. 

Trend-Thema Metaverse: Neue Dimensionen der Interaktion

Die kontinuierliche Miniaturisierung der Eingabegeräte war lange ein bestimmender IT-Trend. Doch nun steht der Übergang in andere Dimensionen an: VR-Headsets der neuesten Generation ermöglichen immersive Erfahrungen ungeahnter Reichhaltigkeit, im Metaverse werden interaktive Begegnungen einer neuen Art Wirklichkeit. Entsprechende Interfaces entwickeln sich damit auch zum Enterprise-Tool, so werden etwa nun virtuelle Konversationen mit der KI möglich. Geschäftsmodelle rund um Virtual & Mixed Reality versprechen langfristige Wachstumsperspektiven. Die Use Cases reichen bis in die operativen Prozesse, etwa beim Betrieb komplexer Anlagen in der Luftfahrtindustrie und in anderen Bereichen der Produktion. 

Die Tech Trends 2023

Für den diesjährigen Report hat Deloitte eine Vielzahl von Interviews sowie umfangreiche Research-Aktivitäten durchgeführt. Laden Sie hier den vollständigen Tech Trends 2023 Report herunter und erfahren Sie mehr Details zu den Trends sowie zur Dynamik der Tech-Innovationen, die für Unternehmen in der nahen Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. 

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