Perspectives
Versicherungsausblick 2023
Globale Versicherungswirtschaft stellt Weichen für einen langfristigen Erfolg
Die meisten Versicherungsunternehmen haben sich in den letzten Jahren als äußerst flexibel und widerstandsfähig gegenüber den aktuellen globalen Herausforderungen erwiesen. Interne Systeme und Kompetenzen wurden verbessert. Die Implementierung agiler Arbeits- und Technologiestrategien hat sich ebenfalls bewährt. Doch wie ist die Versicherungsbranche darauf vorbereitet, sich all den neuen Herausforderungen bis zum Jahr 2023 (und darüber hinaus) zu stellen?
Steigende Inflation, Zinssätze und Schadenskosten, drohende Rezessionen, der Klimawandel und geopolitische Umwälzungen – der Weg der Versicherungsunternehmen ist von Hindernissen gekennzeichnet. Zusätzlich entwickelt sich eine neue Form des Wettbewerbs durch InsurTechs und versicherungsfremde Unternehmen wie Internethändler oder Hersteller. Für Versicherer ist es daher nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit den bisherigen Anpassungen zufriedenzugeben. Stattdessen sollten sie das aktuelle Momentum nutzen, um eine Kultur der dauerhaften Innovation aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Kundenorientierung in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsmodelle zu stellen.
Ergebnisse des Versicherungsausblicks 2023
In unserem Versicherungsausblick 2023 zeigen wir auf, dass Versicherungsunternehmen ihren Schwerpunkt von der Transformation grundlegender operativer Themen – wie der Umstellung auf die Cloud – auf die Ausschöpfung des vollen Potenzials von Infrastruktur- und Technologie-Upgrades verlagern sollten. Dementsprechend sollten Versicherer nicht nur auf die Anforderungen von Regulierungsbehörden reagieren, sondern proaktiv die Erwartungen von Vertriebspartnern und Versicherungsnehmern antizipieren und erfüllen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Deloitte-Ausblick für die Versicherungsbranche 2023 lauten wie folgt:
Hohe Inflation beeinträchtigt Rentabilität der Nichtlebensversicherung, obwohl sie Preise und das Umsatzwachstum ansteigen lässt
Während die Preiserhöhungen in der Schaden- und Unfallversicherung das Prämienvolumen in die Höhe trieben und den gesamten Überschuss in den USA erstmals über die 1-Billionen-US-Dollar-Marke heben konnten, treibt die Inflation die Schadenkosten in den meisten Märkten noch stärker und schneller in die Höhe und verringert damit die Rentabilität im Versicherungsgeschäft. Bis zum 12. Mai 2022 stiegen die durchschnittlichen Wiederbeschaffungswerte um 16,3 Prozent – fast doppelt so stark wie der Anstieg des Verbraucherpreisindex.
Viele Möglichkeiten für proaktive Nichtlebensversicherer
Der Versicherungsmarkt für Kleinunternehmen erfindet sich gerade auf eine revolutionäre Art und Weise neu. Der globale Übergang hin zu erneuerbaren Energien und den damit verbundenen Versicherungsprodukten, die Deckung neu entstehender Risiken bei immateriellen Vermögenswerten wie Kryptowährungen, non-fungible tokens (NFTs) und virtuellen Aktivitäten im Metaversum – auf all diesen Gebieten entsteht enormes Wachstumspotenzial.
Transformation als Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum für Lebensversicherer
Der pandemiebedingte Anstieg des Prämienwachstums ab 2020 schwächt derzeit spürbar ab. Gründe hierfür sind Hindernisse wie der inflationsbedingte Druck auf das verfügbare Einkommen der Haushalte und die Volatilität an den Finanzmärkten. Daher sollten Versicherer auf den ökono-mischen Druck und die COVID-19-bedingten Unsicherheiten mit proaktiven Maßnahmen gegen-steuern. Hierzu zählt unter anderem eine radikale Fortsetzung der Digitalisierungsbestrebungen, die durch die Pandemie bereits beschleunigt wurden. Zusätzlich bieten die Einführung neuer Produkte, Dienstleistungen und Vertriebswege oder die Suche nach Kundennischen, die bisher noch nicht bedient wurden, enormes Potenzial.
Veränderte Dynamik sorgt für Innovationskraft bei Gruppenversicherern
Für die Erweiterung ihres Portfolios bauen viele Versicherer Partnerschaften mit anderen Anbietern oder Drittparteien auf. Die Entwicklung von "As-a-Service"-Lösungen bietet einen weiteren potenziellen Wettbewerbsvorteil, den Gruppenversicherer nutzen können.
Kampf um Fachkräfte sorgt für neue Strategien bei Arbeitsorganisation und -kultur
Die unfreiwillige Virtualisierung der Arbeitswelt während der Pandemie hat zu neuen Erwartungen bei Mitarbeitern geführt und viele traditionelle Beschäftigungsmodelle verändert (Abbildung 1).
Versicherungsunternehmen könnten im Jahr 2023 Schwierigkeiten haben, ihre Stellen zu besetzen oder besetzt zu halten. Daher muss die zugrunde liegende Arbeitskultur in vielerlei Hinsicht verändert werden, damit Firmen attraktive Arbeitgeber bleiben.
Technologische Verbesserung der Infrastruktur müssen sich auch bezahlt machen
Vorangetrieben von InsurTechs profitieren viele Versicherer von der digitalen Transformation. Die spezialisierten Lösungen, die von Start-ups in den Bereichen Underwriting, Schadensregulierung und Online-Vertriebsplattformen angeboten werden, sind neben anderen kundenorientierten Funktionen besonders interessant. Im Hinblick auf die Einführung der Cloud sollten Versicherer auch damit beginnen, ihre Systeme und Daten zu integrieren. Gleichzeitig sollten Versicherungsunternehmen Cloud-Funktionen nutzen, um eine größere Kundenorientierung zu erreichen. Der Fokus auf kleine Mikroverbesserungen unter Verwendung branchenspezifischer Cloud-Anwendungen ist der nächste wichtige Schritt.
ESG-Aspekte müssen der Wettbewerbsdifferenzierung dienen
Versicherer werden in Zukunft nicht mehr nur nach den Vorhaben in ihren jährlichen Nachhaltigkeitsberichten beurteilt. Stattdessen wird der Fokus darauf liegen, wie ihre Initiativen die Auswirkungen des Klimawandels und anderer aufkommender systemischer Umweltrisiken tatsächlich begrenzen. Gleichzeitig müssen Kohlenstoffemissionen an der Quelle bekämpft, Diversität von Gesamtbelegschaft und Führungsebene erhöht, Inklusivität der Produkte und Dienstleistungen verbessert und Transparenz sowie Rechenschaftspflichten in den Governance-Strukturen erhöht werden.
Bemühungen um Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (diversity equity inclusion, DEI) müssen verstärkt werden
Während viele Versicherer Schritte hin zu einer diverseren Belegschaft unternehmen, gibt es in der gesamten Branche insgesamt noch große Lücken – insbesondere auf der Führungsebene. Dementsprechend sind noch viele Maßnahmen umzusetzen, um die Diversität bei Belegschaft und Kundenstamm zu erhöhen, einen verbesserten Zugang zu Versicherungsprodukten und -dienstleistungen in unterversicherten Bevölkerungsgruppen und Marktsegmenten zu entwickeln, einer größeren Anzahl unterschiedlicher Stimmen in Führungskreisen Gehör zu verschaffen und eine integrativere Unternehmenskultur zu schaffen.
Möchten Sie mehr Details zu den Ergebnissen unseres Versicherungsausblickes 2023 erfahren? Laden Sie hier den Versicherungsausblick 2023 herunter, um mehr zu erfahren.
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