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Mehr als 5G: Deutsche Großunternehmen sind bereit für neue mobile Infrastrukturen 

Neue Generationen mobiler Netze schaffen die Grundlage für eine zukunftsorientierte Konnektivität innerhalb und außerhalb von Unternehmen. Dabei sind Technologien wie 5G oder Wi-Fi 6 mit kurzen Latenzzeiten und hoher Zuverlässigkeit auch wesentliche Enabler für innovative B2B-Anwendungsszenarien wie AI, IoT und Edge Computing. Die Ergebnisse der aktuellen Deloitte-Studie „Global Advanced Wireless Adoption” zeigen: Verantwortliche in deutschen Großunternehmen haben die Bedeutung neuer Infrastruktur-Technologien erkannt und entsprechende Lösungen in großer Zahl ausgerollt. Auch COVID-19 wird das hohe Aktivitätsniveau nicht bremsen, die Hälfte der Befragten plant infolge der Pandemie sogar höhere Ausgaben für neue Netze. Hintergrund ist der Wunsch nach zusätzlicher Sicherheit, neuen Use Cases und höherer Resilienz gegenüber disruptiven Entwicklungen. Für die Studie wurden im vierten Quartal 2020 weltweit 437 Interviews mit Experten auf Executive-Ebene geführt, 50 davon in Deutschland.

5G, Wi-Fi 6 und Narrowband-IoT sind in zahlreichen Unternehmen gängige Praxis und vielfach schon tagtäglich im Einsatz. Die Studienergebnisse belegen bei allen drei Technologien hierzulande ein hohes Aktivitätsniveau. Dabei haben Wi-Fi 6 und Narrowband-IoT bereits häufiger als 5G die Analyse- und Pilotphasen verlassen. Den Vergleich mit dem Ausland müssen deutsche Unternehmen bei Advanced Connectivity aber keinesfalls scheuen. Häufiger als in den internationalen Vergleichsmärkten sind die neuen Infrastrukturen bereits firmenweit im Einsatz.

Geht es nach der Einschätzung der von uns befragten Experten, so wird in den nächsten drei Jahren der Stellenwert von 5G in deutschen Unternehmen massiv steigen. Für keine andere Technologie wird eine ähnlich starke Entwicklung erwartet. Wi-Fi 6 bleibt relevant, während ältere Wi-Fi-Generationen ebenso an Bedeutung verlieren werden wie 4G. Auch Narrowband-IoT gerät unter dem Eindruck von neuer, energieeffizienter Konkurrenz absehbar deutlich stärker unter Druck.

Mehr Resilienz: COVID-19 sorgt für Investitionsschub

Viele Unternehmen haben mit den wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 zu kämpfen, das Zurückfahren geplanter Wireless-Networking-Investitionen wäre daher ein durchaus denkbares Szenario. Doch tatsächlich wollen nur 6% der befragten Unternehmen Ausgaben reduzieren, 48% dagegen planen sogar höhere Investitionen in neue Netze. Damit folgt man ganz dem internationalen Trend. Augenscheinlich hat die Pandemie den Druck auf die Unternehmen erhöht, sich resilient gegen disruptive Trends aufzustellen, innovative Use Cases umzusetzen sowie die Sicherheit der eigenen Netzwerke zu erhöhen.

Die Erfahrung zeigt: Die Einführung neuer, mobiler Netzinfrastrukturen ist teuer und keineswegs trivial. Vor solchen Investitionsentscheidungen müssen neben dem erwarteten Nutzen auch damit verbundene Herausforderungen kritisch hinterfragt werden. Eine relevante Hürde sind dabei die hohen Investitionen in bestehende Netze, die Unternehmen nur ungern vorzeitig abschreiben. Auch Bedenken hinsichtlich Cybersecurity sind verbreitet, spielen im Ausland aber eine noch größere Rolle. Dagegen können sich Unternehmen auf ein entsprechendes Commitment ihres Managements verlassen. Dazu passt, dass die neuen Netze auch als Wegbereiter für andere Technologieentwicklungen wahrgenommen werden. An erster Stelle genannt werden in diesem Kontext Cloud-Dienste und Künstliche Intelligenz

Slicing weniger gefragt als im Ausland

Network Slicing gilt als ein Schlüsselfeature von 5G-Netzen. Dabei werden auf einer gemeinsamen physischen Infrastruktur verschiedene virtuelle Netzwerke bereitgestellt. Damit ist Slicing eine echte Alternative zur Nutzung eines privaten 5G-Netzes. Dennoch ziehen 38% der Experten in Deutschland weiterhin die sogenannten Campusnetze vor, während 30% 5G-Slicing präferieren. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in keinem der internationalen Vergleichsländer private 5G-Netze stärker favorisiert werden als in Deutschland. Was hält die befragten Großunternehmen hierzulande von der Nutzung von
5G-Slicing ab? Tatsächlich ist der Wunsch nach individueller Kontrolle über das Netzwerk in Deutschland ausgeprägt. Auch existieren Vorbehalte hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit von Slicing. Darüber hinaus stehen Sicherheitsbedenken im Raum, die hierzulande jedoch weniger verbreitet sind als in den Vergleichsmärkten. Dagegen haben die befragten Experten wenig Zweifel, dass mit 5G-Slicing selbst anspruchsvolle Anwendungsszenarien umgesetzt werden können. 

Starke Konkurrenz für Telekommunikationsanbieter

Nicht etwa Festnetz- oder Mobilfunkprovider sind beim Aufbau von Netzen der nächsten Generation die bevorzugten Partner. Stattdessen sind bei den befragten Großunternehmen an erster Stelle Anwendungsanbieter gefragt, die sich auf spezifische Use Cases wie Streaming oder XR spezialisiert haben. Ebenfalls exponiert ist der Stellenwert von Cloud Providern. Diese werden in Deutschland wie auch weltweit im Kontext der neuen Netze als verlässliche Partner wahrgenommen. Dagegen ist die Zurückhaltung gegenüber Mobilfunkanbietern bemerkenswert, auch wenn sie hierzulande deutlich weniger ausgeprägt ist als in den Vergleichsmärkten.

Erkenntnisse für Anwender und Telekommunikationsunternehmen

Die Befragungsergebnisse lassen spezifische Rückschlüsse für die beteiligten Stakeholder zu. So sollten Unternehmen, die im Bereich Advanced Wireless Connectivity aktiv sind oder Aktivitäten planen, vier konkrete Empfehlungen berücksichtigen:

  • Selbst bei kurzfristig ausreichender Performance der bestehenden Infrastrukturen muss der Einsatz neuer Netze konsequent vorangetrieben werden.
  • Bereits getätigte, hohe Ausgaben für ältere Netze dürfen neue Investitionen nicht bremsen. Technologien wie Cloud, AI und IoT erfordern Advanced Wireless Connectivity und sind schon bald erfolgskritisch.
  • Individuelle Anforderungen an neue Infrastrukturen sollen wesentlich auf Basis der Erfordernisse aktueller und künftiger Use Cases definiert werden.
  • Entscheider müssen ihre Technologieauswahl offen und ohne Vorbehalte treffen. So ist der Einsatz von 5G-Slicing in vielen Fällen ausreichend und könnte die Kosten merklich reduzieren.

Neue Infrastruktur-Generationen verändern die etablierten Strukturen des B2B-Marktes. Besonders Telekommunikationsanbieter stellt dies vor Herausforderungen. Netzbetreiber müssen sich mit den Konsequenzen dieses Wandels aktiv auseinandersetzen und entsprechende Maßnahmen treffen:

  • Festnetz- und Mobilfunkanbieter sollten sich der steigenden Gefahr bewusst sein, ihre bislang starke Position im Bereich von Kommunikationsnetzen für Unternehmen zu verlieren.
  • Neue Konkurrenten wie Anwendungsanbieter oder Cloud-Provider müssen ernst genommen werden.
  • Telekommunikationsanbieter müssen künftig mit einer noch stärkeren Lösungskompetenz „beyond access“ bei ihren B2B-Kunden aufwarten.
  • Daneben erfordern komplexe Branchenlösungen ein noch fundierteres Verständnis spezifischer Besonderheiten innerhalb der unterschiedlichen Industrien.

Wie nehmen Sie die aktuellen Entwicklungstrends im Bereich Advanced Wireless Connectivity wahr? Kommen Sie gerne zur Diskussion dieser und weiterer Studienergebnisse auf uns zu.