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Climate Check 2021 Survey: Nachhaltigkeit in Zeiten der Pandemie

Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit aus Sicht der Unternehmen

Für Unternehmen sind aktuell die COVID-19-Pandemie und die dadurch ausgelöste wirtschaftliche Krise die weltweit drängendsten Herausforderungen. Doch zugleich steigt auch das Bewusstsein für eine langfristig wohl noch gravierendere Bedrohung – den Klimawandel. Der neue Deloitte Climate Check 2021 Survey zeigt auf, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Bemühungen der Unternehmen um ökologische Nachhaltigkeit hat: 65 Prozent der global befragten Führungskräfte sehen diese beeinträchtigt. Dennoch bleibt Klimaschutz ein zentrales Zukunftsthema, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Immerhin knapp ein Viertel der weltweit befragten Unternehmen will die Maßnahmen daher in naher Zukunft ausbauen – trotz Pandemie.

Der Klimawandel stellt die Menschheit vor ihre vielleicht größte Herausforderung. Auch die Unternehmen konzentrieren sich deshalb zunehmend auf Nachhaltigkeit als strategisches Geschäftsziel. In Zeiten der Wirtschaftskrise in Folge der Pandemie werden andererseits viele Investitionen derzeit notgedrungen zurückgefahren. Wie stark leiden die Klimaschutz-Aktivitäten der Unternehmen darunter? In der neuen globalen Studie von Deloitte wurden dazu 750 Führungskräfte aus den wichtigsten Branchen zu aktuellen Einschränkungen sowie zu den Planungen für die Zukunft befragt. 

Nachhaltigkeit in Zeiten der Pandemie - Climate Check 2021 Survey

Die aktuelle Situation: Das Problem und seine Auswirkungen

Die Studie macht deutlich: Das Bewusstsein für die Bedrohung durch den Klimawandel ist in den Unternehmen stark ausgeprägt. 82 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Organisationen besorgt oder stark besorgt über den Klimawandel sind. Dabei ist die Mehrheit der Studienteilnehmer aber optimistisch: 63 Prozent gehen davon aus, dass umgehendes Handeln die schlimmsten Folgen noch verhindern kann. Zugleich konstatieren die Teil-nehmer schon heute unmittelbare negative Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Unternehmen. 27 Prozent nennen operative Einschränkungen durch vermehrte Naturkatastrophen. Weitere klimabedingte Herausforderungen sind u.a. Ressourcenknappheit (26 Prozent), regulatorische Unsicherheit (26 Prozent), gestiegene Versicherungskosten (26 Prozent) und negative Folgen für die Unternehmensreputation (17 Prozent).

Maßnahmen und Benefits

Beim Problembewusstsein alleine bleibt es nicht. Die Unternehmen handeln auch konkret – manche haben ihre Anstrengungen im Vergleich zum Vorjahr sogar intensiviert. Zu den am Weitesten verbreiteten Maßnahmen gehören die Entwicklung von Projekten und Kampagnen zur Nachhaltigkeit in Politik und Gesellschaft (49 Prozent), Bevorzugung nachhaltig aufgestellter Zulieferer und Geschäftspartner (48 Prozent) sowie nachhaltigere Materialwirtschaft (46 Prozent). Deutliche positive Veränderungen im Vergleich zur Vorjahresumfrage verzeichnet die Erhebung bei einer Reihe von Maßnahmen wie Erleichterung von Remote Work zur Reduzierung der Reisetätigkeit (38 Prozent, Zunahme: +19 Prozentpunkte), Sensibilisierung und Weiterbildung von Vorstand und Top-Management zu Nachhaltigkeitsthemen (42 Prozent, Zunahme: +12 Prozentpunkte) sowie Unterstützung von Sustainability Initiativen und Aktionen der Mitarbeiter (40 Prozent, Zunahme: +12 Prozentpunkte). 

Besonders erfreulich ist, dass zugleich auch schon erste positive Auswirkungen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen gesehen werden: Viele Befragte nennen verbesserte Kundenzufriedenheit (49 Prozent), 47 Prozent sehen Vorteile bei der Rekrutierung und Bindung von Mitarbeitern, 46 Prozent verbesserte Finanzmetriken wie Profitabilität oder Umsatzwachstum – ein besonders wichtiger Punkt für die Rechtfertigung von Maßnahmen gegenüber Investoren. 

Der Einfluss der Pandemie und die Erwartungen für die Zukunft

Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nehmen viele Unternehmen weltweit allerdings zugleich Einsparungen bei Nachhaltigkeits-maßnahmen vor. 38 Prozent der Teilnehmer planen gewisse Einschränkungen in den nächsten zwölf Monaten, 22 Prozent signifikante. 5 Prozent haben ihre Aktivitäten vorübergehend vollständig eingestellt. Immerhin hat keine einzige Firma einen dauerhaften kompletten Stopp eingeleitet. 11 Prozent verfolgen ihre Initiativen unverändert weiter, und 23 Prozent planen eine Beschleunigung. Außerdem positiv zu vermerken: Grundsätzlich sind 81 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Wirtschaft noch größere Anstrengungen gegen den Klimawandel unternehmen sollte als derzeit. 27 Prozent erwarten jedoch, dass die Wirtschaft Pandemie-bedingt kurzfristig Nachhaltigkeitsinitiativen zurückstellen wird.  

Externe Einflüsse erhöhen den Handlungsdruck

Druck durch Stakeholder ist die am häufigsten genannte Motivationen für eine weitere Verstärkung von Nachhaltigkeitsinitiativen. Die Liste der Faktoren wird angeführt durch Druck von Investoren (38 Prozent), es folgen Forderungen von Gesellschaft und Mitarbeitern (35 Prozent), Zunahme von klimabedingten Katastrophen (32 Prozent), unmittelbare operative oder finanzielle Probleme (31 Prozent), Medienberichterstattung über das Unternehmen (31 Prozent) und neue Regulationen oder Reporting-Vorschriften (30 Prozent).

 

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihren einschneidenden Folgen für die Wirtschaft bleiben Klimaschutz und Nachhaltigkeit weit oben auf der Agenda vieler Unternehmen. Zahlreiche Branchen machen die Erfahrung, dass klimabedingte Katastrophen ihren wirtschaftlichen Erfolg gefährden. Obwohl derzeit aufgrund der aktuellen Herausforderungen manche Projekte verschoben werden, sind sich die Verantwortlichen in den Unternehmen doch einig, dass sie beim Thema Klimawandel gegensteuern müssen. Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen mit effizienten Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und den Erwartungen ihrer Kunden gerecht werden, sondern auch einen langfristigen, finanziell messbaren Mehrwert schaffen.

Volker Krug, CEO Deloitte Deutschland

Hürden und Lösungen

Zwischen Bewusstsein und Handeln klafft in vielen Unternehmen noch eine Lücke. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Das verbreitetste Hemmnis ist eine einseitige Fokussierung auf kurzfristige Geschäftsprioritäten oder kurzfristige Erwartungen von Aktionären und Investoren (37 Prozent). Die Unternehmen befürchten aber auch, mit bestimmten Maßnahmen Teilgruppen von Kunden oder Mitarbeitern vor den Kopf zu stoßen (30 Prozent). Als weitere Hürden nennen die Teilnehmer Probleme bei der Rechtfertigung des erwarteten Return-on-Investment (29 Prozent), mangelnde regulatorische Vorgaben (28 Prozent) und die schwierige Ermittlung des erzielten Umwelteffekts (23 Prozent). 

Auf der anderen Seite stehen aber auch vielversprechende Hebel zur weiteren Verbesserung der Nachhaltigkeit in den Unternehmen selbst zur Verfügung. Besonders große Wirkung schreiben die Befragten der verstärkten Aufklärung und Forschung zu Nachhaltigkeitsthemen zu (35 Prozent). Darauf folgen öffentliche Projekte und Kampagnen (24 Prozent), Zusammenarbeit mit Partnern bei der Umsetzung ganzheitlicher Lösungen (22 Prozent) und finanzielle Zuwendungen an entsprechende externe Organisationen (16 Prozent). Positiv einzustufen ist die Tatsache, dass 63 Prozent der Befragten an der UN Klimakonferenz im November 2021 teilnehmen wollen (COP26) und somit einen ganz konkreten Schritt zur globalen Zusammenarbeit in den Blick nehmen. 

Nachhaltigkeit bleibt ein drängendes Thema

COVID-19 hat gezeigt, wie schnell und in welchem Ausmaß ganze Wirtschaftszweige von der Krise erfasst werden und Lieferketten zusammenbrechen können – und dass zugleich an anderer Stelle ganz neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen, die im Umbruch der Märkte Krisengewinner und -Verlierer hervorbringen. Denn auch wenn die Pandemie viele Unternehmen aktuell dazu zwingt, ihre Prioritäten und Ressourcen auf deren Bewältigung zu lenken, und deswegen entsprechend weniger Ressourcen für andere Themen zur Verfügung stehen: Die Unternehmen sollten bedenken, dass mit dem Klimawandel und dem drohenden Verlust der Sorten- und Artenvielfalt ähnlich gravierende, aber vermutlich noch weitreichendere Konsequenzen drohen. Dazu kommt, dass die regulatorischen Vorgaben des EU Green Deal ab dem 1. Januar 2022 die Berichterstattung über „grüne“ und „graue“ Umsätze, Investitionen und Ausgaben verpflichtend vorschreiben. Deren Einhaltung werden die Firmen nicht mit Hinweis auf die Aktivitäten zur Pandemie-Bewältigung verschieben können – und überhaupt nicht verschieben können wird man den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität. Nachhaltiges Handeln muss jetzt beginnen.

Über die Studie

Für den Deloitte Climate Check 2021 Survey wurden in Zusammenarbeit mit Oxford Economics im Januar und Februar 2021 750 Führungskräfte aus 13 Ländern befragt, darunter 50 Teilnehmer aus Deutschland. Die Unternehmens-größen reichen von 250 Millionen bis zu 10 Milliarden US-Dollar Umsatz oder mehr. Die meisten Teilnehmer hatten eine Führungsrolle mit Nachhaltigkeits-bezug (CRO/CSO/CSRO u.ä. 19 Prozent); CEOs und andere Unternehmenslenker waren mit 8 Prozent vertreten.

Laden Sie hier die ausführliche Studie herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse im Detail.