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Das ambulante Spital
Krankenhäuser erbringen heute deutlich mehr ambulante Leistungen – was bedeutet das für das Controlling?
Während die ursprüngliche Aufgabe der Spitäler in einer stationären Versorgung von Patientinnen und Patienten lag, wird die stationäre Behandlung in Zukunft eine zunehmend kleinere Rolle einnehmen. Das stellt Krankenhausmanagerinnen und -manager vor Herausforderungen in Bereichen, die bisher wenig Beachtung gefunden haben.
Die Tätigkeitsfelder der Spitäler haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt; so erbringen Krankenhäuser heute u.a. deutlich mehr ambulante Leistungen. Eine viel diskutierte Ursache liegt darin, dass vermehrt Patientinnen und Patienten in die Spitäler kommen, die eigentlich im extramuralen Bereich versorgt werden könnten. Ob es an Warte- oder Ordinationszeiten, Erfordernissen zunehmender Multimorbidität oder am One-Stop-Shop Prinzip einer Spitalsambulanz liegt, aus Sicht der Patientinnen und Patienten scheint das Krankenhaus als Anlaufstelle ein logischer Weg zur Behandlung zu sein.
Ein weiterer wichtiger Grund liegt in der zunehmenden Verlagerung von Leistungen der stationären Versorgung in den ambulanten Bereich (Ambulantisierung). Häufig gehen diese Entwicklungen auf neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie zurück. Gleichzeitig wirken Gesetzgeber und Sozialversicherungsträger, auch aus wirtschaftlichen Gründen, auf die ambulanten Behandlungsformen hin. Die aktuelle Entwicklung wird durch die Corona-Pandemie voraussichtlich noch weiter beschleunigt werden. Und nicht zuletzt profitieren auch Patientinnen und Patienten durch kürzere ambulante Behandlungen ohne stationäre Aufnahme.
Noch großes Potenzial zur Ambulantisierung in Österreich.
Nach internationalen Vergleichen ist davon auszugehen, dass in Österreich noch ein hohes Potenzial für die weitere Ambulantisierung von stationären Leistungen besteht. Durch die wachsende Bedeutung der Ambulanzen sind auch höhere Ansprüche an die betriebswirtschaftliche Steuerung zu stellen. Spitalsambulanzen sind künftig weniger als fortgesetzte Werkbank der akutstationären Medizin und mehr als eigenständiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung zu betrachten und dementsprechend zu steuern. Gleichzeitig werden Ambulanzen aus unserer Erfahrung von Krankenhausmanagerinnen und -managern heutzutage oft noch stiefmütterlich behandelt. Zugespitzt könnte man von einem blinden Fleck der klinischen Betriebssteuerung sprechen.
Blinde Flecken des Krankenhaus-Managements
Die Vernachlässigung der Ambulanzen hängt auch mit der oftmals verbreiteten Überzeugung zusammen, dass Krankenhausambulanzen nicht wirtschaftlich zu betreiben seien. Ob das richtig ist, ist an dieser Stelle nicht relevant. Sobald wichtige Bereiche eines Hauses vernachlässigt werden, das Controlling keine Transparenz schafft und keine Steuerung mehr stattfindet, entstehen blinde Flecken des Krankenhaus-Managements.
Denn, ob der Deckungsbeitrag einer Spitalsambulanz stark negativ oder nur leicht negativ ist, ist immer noch ein entscheidender Unterschied für das Gesamtergebnis. Spätestens aber seit der Einführung des LKF-Modells für den spitalsambulanten Bereich sind Krankenhäuser gefordert, ihr Ambulanzcontrolling grundsätzlich neu zu denken.
Da die Ambulanzen oft die erste Anlaufstelle für stationäre Patientinnen und Patienten bilden, kommt ihnen auch eine wichtige Rolle im Hinblick auf das Leistungs- und Erlösgeschehen der stationären Versorgung zu. Die Steuerung auf Grund dieser „Einweiser-Rolle“ zu vernachlässigen, wäre aber fatal im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung der Ambulanzen als eigenständige Leistungsbereiche. Aber auch eine reine Fokussierung auf Fallzahlen und Erlösumsätze greift im Ambulanz-Controlling zu kurz. Es gibt zahlreiche ambulante Leistungsangebote von Krankenhäusern, die nicht qualitativ und wirtschaftlich erbracht werden. Eine Ausweitung der Leistungsmenge oder des Angebots ohne Betrachtung der Kosten-Erlös-Zusammenhänge kann schnell zu einer Kostendeckungsproblematik führen.
Daher besteht der Anspruch an das Controlling, Transparenz über das Leistungsgeschehen sowie die Kosten- und Erlössituation der Ambulanzen herzustellen. Eine transparente Ergebnisrechnung ist zwingend notwendig, wenn den Bereichsverantwortlichen die wirtschaftliche Verantwortung für ihre Ambulanz übertragen werden soll.
Die ausgeprägte Pluralität der ambulanten Behandlungsformen in Krankenhäusern macht die Steuerung der Ambulanzen zu einer besonderen Herausforderung. Typische Problemfelder liegen in ineffizienten Prozessen, langen Wartezeiten und überlastetem Personal. Gleichzeitig herrscht häufig Intransparenz im Hinblick auf das Leistungsgeschehen in den Spitalsambulanzen.
Das Krankenhausmanagement muss in jedem Fall die Herausforderungen der wirtschaftlichen Führung der Ambulanzen annehmen. Hierfür ist ein aussagekräftiges Ambulanz-Controlling notwendig, das Transparenz über das Leistungsgeschehen herstellt, sowie anhand einer Ergebnisrechnung die Zusammenhänge zwischen Erlös- und Kostenentwicklungen darlegt. Dann können konkrete Fragen beantwortet werden. Etwa die, ab welcher Fallzahl eine Ambulanz wirtschaftlich betrieben werden kann.
Erste Schritte zum Ambulanz-Controlling
Zur Einrichtung eines Ambulanz-Controllings sollte in einem ersten Schritt die bisherige Datengrundlage gesichtet werden. Beispielsweise, welche Leistungsdaten der Ambulanzen sind vorhanden? Welche Qualität weist meine bisherige Kostenstellenrechnung auf und welcher Anpassungsbedarf leitet sich daraus ab? Speziell die Zuordnung der Personalkosten zu den Ambulanzen stellt häufig eine anfängliche Herausforderung dar. Es sollte mindestens eine befriedigende Datengrundlage ohne systematische Dokumentationslücken geschaffen werden, bevor ein regelmäßiges Reporting eingerichtet wird.
Ganz konkret kommen hier mehrere Controlling-Instrumente in Frage, von ganz simplen Break-Even- bis zu komplexen Deckungsbeitrags-Analysen. Besonders die Deckungsbeitragsrechnung eignet sich für die Steuerung der Ambulanzen im neuen Finanzierungssystem, da eine DB-Rechnung die entscheidenden Zusammenhänge von Kosten- und Erlösentwicklungen abbildet. Eine genaue Kenntnis der aktuellen Deckungsbeiträge der Ambulanzen oder sogar der Einzelleistungen ist zur effektiven Steuerung grundlegend wichtig.
Ein übergeordnetes Ziel für ein erfolgreiches Ambulanzmanagement, sollte die Übertragung der Ergebnisverantwortung auf die Bereichs- und Prozessverantwortlichen sein. Auch, um so einen Anreiz und die Voraussetzung zur wirtschaftlichen Leistungserbringung sowie zur Erlössicherung bei den Prozessbeteiligten herzustellen.
Zusammenfassung
Im Hinblick auf die fortschreitende Verlagerung von Leistungen sind Spitäler gefragt, ihre Rolle in den ambulanten Versorgungsformen zu finden und mit ihren hohen personellen und technischen Vorhaltekosten wirtschaftlich zu steuern. Dem Controlling kommt hier die Koordinationsaufgabe zu, auch in diesen Bereichen Transparenz herzustellen sowie der Geschäftsleitung und den jeweiligen Bereichsverantwortlichen die Informationen zu den wirtschaftlichen Aspekten der Ambulanzen zur Verfügung zu stellen.
Mit zunehmender Bedeutung und neuer Finanzierung der Spitalsambulanzen gilt es, sich der Steuerung dieser Unternehmensbereiche anzunehmen. Denn die Zukunftsfähigkeit eines Spitals hängt wesentlich von der Fähigkeit ab, langfristig moderne und hochwertige Medizin anbieten zu können.
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